Große Wetterkontraste bietet unsere bayerische Wetterküche immer wieder mal. Meist handelt es sich dabei um große Unterschiede in geografischer Hinsicht, etwa wenn der höher gelegene Alpenrand mehr und mehr im Schnee versinkt, während in Franken nach Tauwetter die Sonne scheint - oder umgekehrt.
Zwischen Dauergrau und Sonne satt
Bei der aktuellen Wetterlage jedoch ist alles quasi auf den Kopf gestellt: Die Kontraste spielen sich nicht in der Horizontalen, sondern zwischen verschiedenen Höhenniveaus ab. Während in tiefen Lagen tagtäglich das Dauergrau von Nebel und Hochnebel samt eisigen Temperaturen auf die Stimmung drückt, spendiert der Wettergott den höheren Lagen oberhalb von 600 bis 800 Metern Meereshöhe Sonnenschein bis zum Abwinken.
Zugleich ist es oben, also oberhalb der bodennahen Frostluft, ungewöhnlich mild bei schier unendlicher Fernsicht. Unten kalt und oben warm, das stellt die gewohnte vertikale Temperaturabnahme auf den Kopf – der vertikale Temperaturverlauf ist also invers zum Normalfall. Deshalb wird diese Wetterlage, die vornehmlich im Winter auftritt, in Fachkreisen als Inversionswetterlage bezeichnet.
So funktioniert eine Inversionswetterlage
Ursache von Inversionswetterlagen ist ein sehr stabiles und starkes Hoch. Dieses hat die Eigenschaft, eine sehr trockene und ungewöhnliche milde Luftmasse zu bilden. Dieser Prozess beginnt ganz oben in der Atmosphäre und weitet sich Tag für Tag nach unten aus. Ganz unten angekommen, trifft die warme Luft auf eine Luftschicht, die von Kaltluft erfüllt ist. Solche sogenannten bodennahen Kaltluftpolster halten sich, solange kaum Wind geht, zäh über den Niederungen. Ein Austausch zwischen Kaltluft unten und wärmerer Luft oben ist aus physikalischen Gründen kaum möglich. So reichert sich die Kaltluft über den Niederungen und Tälern mit Feuchtigkeit wie auch Schadstoffen aus Verkehr, Hausbrand und Industrie an.
Schlechte Luft im Tal, Traumwetter am Berg
Wenngleich die weißen Raureifkristalle, die sich auf Blättern und Zweigen bilden, schön anzuschauen sind: Inversionswetterlagen sind in den Niederungen problematisch mit Blick auf die Luftreinhaltung. Auch führen sie durch ihre Nebelanfälligkeit zu häufigen Verkehrsunfällen auf den Straßen.
Zugleich ist eine Inversionswetterlage schlichtweg der Geheimtipp für alle, die gerne in die Berge gehen. Denn dort oben erwartet sie ein Traumwetter mit Sonne von früh bis spät bei einer fantastischen Fernsicht.
Ein extremes Ausmaß hat die Inversionslage in diesen Tagen erreicht. So ist es an der unteren Donau mitunter kälter als auf der Zugspitze. Dort oben in den Bergen beträgt die Gesamtsumme der Sonnenscheinstunden seit vergangenen Mittwoch inzwischen rund 40 bis 50 - in Regensburg an der Donau sind es im gleichen Zeitraum nicht einmal sechs Sonnenstunden.
Wie lange das Inversionswetter anhält
Diese verkehrte Wetterwelt mit feucht-kalt unten und sonnig-warm oben dauert noch bis Silvester an. Im neuen Jahr schwächelt das Hoch, der Wind lebt auf und ab Donnerstag ist sogar Tiefdruckeinfluss mit Regen und Schnee in Sicht.
Gegenüber den auflebenden Winden des Tiefs ist eine Inversion wie ein zartes Pflänzlein: Es geht ein, die Inversionwetterlage endet zur Wochenmitte und so hält eine mildere Luftmasse in tiefen Lagen Einzug, während die trocken-milde Luft in der höheren Atmosphäre durch feuchtkalte Luft ersetzt wird.
Im Video: Was die aktuelle Wetterlage mit Feinstaub zu tun hat.
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