ARCHIV (22.09.22): Symbolbild - Junge Katzen im Tierheim
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Warum staatliche Fördergelder Tierheimen nur bedingt helfen

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Warum staatliche Fördergelder Tierheimen nur bedingt helfen

Warum staatliche Fördergelder Tierheimen nur bedingt helfen

Viele Tierheime in Bayern sind am Limit. Die Landtags-Grünen fordern deshalb mehr staatliche Fördergelder. Dabei wurden die in den letzten Jahren gar nicht ausgeschöpft. Die Probleme liegen laut Tierschutzbund ganz wo anders.

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Das Hundehaus im Aschaffenburger Tierheim ist voll. "Es ist proppenvoll. Wir können im Moment keine Hunde mehr aufnehmen. Es sind halt alles Problemfälle", sagt Alexandra Kieser vom Tierheim. Die Warteliste für Hunde ist lang, viele wollen ihre Tiere abgeben – auch wegen der hohen Tierarztkosten. Bei den Katzen ist zwar aktuell noch ein bisschen Luft. Doch das wird sich schon bald ändern: Die Katzenschwemme steht kurz bevor. In den nächsten Wochen werden hier wieder dutzende abgegeben, wie immer im Frühjahr und im Herbst, wenn die Katzen Nachwuchs bekommen.

Tierschutzbund: "Tierheime sind am Limit"

Mit jedem Tier, das im Heim unterkommt, steigen die Kosten. Medizinische Versorgung, Kastration, Personal, Futter: All das kostet Geld. Um das zu stemmen sind die meisten Tierheime auf Spenden angewiesen – auch das in Aschaffenburg. "Wir kümmern uns um Probleme, die es nicht gäbe, wenn sich die Bürger vernünftig um ihre Tiere kümmern würden. Und dass man da um Geld betteln muss, ist sehr traurig", sagt Alexandra Kieser. So wie dem Tierheim in Aschaffenburg geht es vielen in Bayern und in ganz Deutschland. "Die Tierheime sind am Limit", heißt es vom Deutschen Tierschutzbund. Das betreffe sowohl die Unterbringung von Tieren als auch die finanzielle Lage.

Tierheime sehen sich an der Belastungsgrenze
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Tierheime sehen sich an der Belastungsgrenze

Tierheime schrecken vor Anträgen zurück

Zum ersten Mal hat das Aschaffenburger Tierheim jetzt staatliche Fördergelder beantragt, unter anderem für die Kastration freilebender Katzen. Dabei ist das in Bayern schon seit 2019 möglich. Bisher ist das Tierheim davor zurückgeschreckt – auch wegen des bürokratischen Aufwands. Die nötigen Formulare auszufüllen "könnte einfacher sein", sagt Kieser. Doch auch die Voraussetzungen für eine Förderung sind für viele Tierheime abschreckend.

Laut dem Bayerischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes sind zum Beispiel Tierheime von der Förderung ausgeschlossen, die Tiere aus dem Ausland aufnehmen. Und das treffe auf einige Tierheime in Bayern zu. Zum Beispiel auf das Tierheim Wannigsmühle im unterfränkischen Münnerstadt. Wegen dieses Ausschlusskriteriums hat das Tierheim nach eigenen Angaben bisher keine Fördermittel beantragt.

Staatliche Fördermittel werden nicht ausgeschöpft

Es sind Hürden, die dafür sorgen, dass die Tierheime in den vergangenen Jahren nur wenige Anträge auf Förderung gestellt haben. Die Fördermittel der Bayerischen Staatsregierung wurden nie voll ausgeschöpft. Das zeigen Zahlen der Regierung von Oberfranken, die die Anträge für ganz Bayern bearbeitet. Im letzten Jahr standen insgesamt 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Bewilligt wurde mit rund 700.000 Euro nicht einmal die Hälfte.

Insgesamt haben die Tierheime 2023 knapp 60 Anträge auf Fördergelder gestellt. Davon wurden 43 bewilligt, zwei wurden abgelehnt. Die restlichen wurden laut der Regierung von Oberfranken zum Beispiel zurückgenommen, manche Verfahren wurden eingestellt oder auf 2024 verschoben. Gleichzeitig sind allein unter dem Dach des Deutschen Tierschutzbundes in Bayern 85 Tierheime organisiert – und jedes Tierheim kann theoretisch mehrere Anträge im Jahr stellen.

Weniger Mittel als im letzten Jahr

Im Entwurf für den Doppelhaushalt 2024/2025 hat die Bayerische Staatsregierung jetzt weniger Mittel vorgesehen als im vergangenen Jahr. Die Fördergelder sind auf zwei Töpfe aufgeteilt: Für Bau- und Sanierungsprojekte sind 1,2 Millionen Euro angedacht – und nicht mehr 1,3 Millionen Euro. Für laufende Kosten und Tierschutzprojekte wie zum Beispiel Kastrationen sind es 300.000 Euro statt 500.000 Euro.

Grüne wollen höhere Fördersumme

Die Kürzungen bei den laufenden Kosten will die Grünen-Fraktion nicht hinnehmen und hat einen entsprechenden Änderungsantrag gestellt. "Mit bürokratischen Hürden versucht man hier Sparmaßnahmen durchzudrücken", sagt Claudia Köhler, haushaltspolitische Sprecherin der Grünen. Dabei sei der Bedarf an finanzieller Unterstützung für Tierheime seit Corona angestiegen. Eine Kürzung in der aktuellen Lage sei "nicht zielführend". Am Dienstag ist der Antrag Thema im Haushaltsausschuss.

Das Bayerische Umweltministerium spricht auf Anfrage von BR24 hingegen nicht von einer Kürzung der Fördergelder. Stattdessen seien im Jahr 2023 "einmalig Mittel aus Fraktionsinitiativen sowie Ausgabereste aus dem Vorjahr" dazugekommen, heißt es vom Ministerium. Das belegen auch die Haushaltspläne aus den Vorjahren: Von 2020 bis 2022 war jeweils eine Fördersumme von 300.000 Euro für laufende Kosten und Tierschutzprojekte vorgesehen. Im vergangenen Jahr waren es also 200.000 Euro mehr als üblich. Doch auch in diesem Jahr "können noch Ausgabereste aus dem Vorjahr hinzukommen", so das Umweltministerium.

Tierschutzbund: Fördergelder retten Tierheimbetrieb nicht

Der Deutsche Tierschutzbund hofft, dass der Antrag der Grünen Erfolg hat und wieder mehr Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Auch, wenn die Probleme der Tierheime in Bayern dadurch nicht vollständig gelöst werden können: "Das sind keine großen Töpfe, die generell den Tierheimbetrieb retten", sagt Ilona Wojahn vom Bayerischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbunds. Die kritische finanzielle Situation der Tierheime in Bayern habe ganz andere Ursachen.

Forderung nach bayernweiten Regelungen

Was laut dem Tierschutzbund für eine Entlastung sorgen würde, ist zum Beispiel eine bayernweit einheitliche Pauschale für Fundtiere. Aktuell regelt das jede Stadt und jede Gemeinde anders: Die einzelnen Kommunen handeln mit dem jeweils zuständigen Tierheim eine eigene Fundtierpauschale aus. In Bayern variiert sie deshalb zwischen 10 Cent und 1,50 Euro pro Einwohner pro Jahr. Das Tierheim in Lohr am Main zum Beispiel beschwert sich über einzelne Kommunen, die deutlich weniger Geld bezahlen als andere Gemeinden im Landkreis. "Wir sind doch keine Bittsteller, sondern Partner", so das Tierheim. Es denkt sogar darüber nach, Verträge mit Gemeinden zu kündigen. Dann müssten sich die jeweiligen Kommunen selbst um Fundtiere aus ihren Orten kümmern.

Helfen würde laut dem Tierschutzbund auch eine landesweite Katzenschutzverordnung. Das hält auch Alexandra Kieser vom Aschaffenburger Tierheim für sinnvoll: "Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, dass die Kosten so krass ansteigen." Bisher gibt es nur in einzelnen Kommunen in Bayern eine Katzenschutzverordnung. Für eine bayernweite Verordnung müsste der Landtag die Zuständigkeit von den Kommunen übernehmen. Wie wahrscheinlich das ist, ist unklar. Alexandra Kieser hofft jetzt zunächst einmal, dass die Förder-Anträge bewilligt werden, die das Tierheim Aschaffenburg gestellt hat.

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