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Wohnungsnot in Bayern: Können wir uns wohnen noch leisten?

Wohnungsnot in Bayern: Können wir uns wohnen noch leisten?

Die Miet- und Immobilienpreise steigen seit Jahren. In München suchen Menschen jahrelang erfolglos nach einer neuen Bleibe. Gutes Wohnen - können sich das in bayerischen Städten bald nur noch Reiche leisten? Und: Wie lässt sich hier gegensteuern?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Der Kontostand von Manu Schedel schrumpft immer mehr, obwohl sie arbeitet. Die Alleinerziehende wohnt mit ihrem Sohn in München und zahlt für ihre Wohnung 1.400 Euro warm. Seit Jahren sucht sie nach einer günstigeren Wohnung. Überhaupt zu einer Besichtigung eingeladen zu werden, schon das ist für die alleinerziehende Mutter ein Erfolg.

"Ich habe in zwei Wochen 20 Bewerbungen weggeschickt und das ist jetzt die erste, bei der ich zum Besichtigungstermin eingeladen bin." Manu Schedel, Mieterin in München

Mietpreise steigt rasant an

Die Mietpreise in Bayern steigen überall - aber nirgends so rasant wie in München: Kostete 2011 eine 30-Quadratmeter-Wohnung rund 460 Euro, sind es 2017 schon 730 Euro. In Nürnberg eine ähnliche Situation: 2011 noch 280 Euro, 2017 schon 410. In Augsburg stieg der Durchschnittspreis für 30 Quadratmeter von 240 Euro auf 400 Euro.

In den großen Städten drückt der Schuh an allen Stellen. Nicht nur auf dem freien Markt werden Wohnungen immer knapper. Auch Sozial- und geförderte Wohnungen sind Mangelware. Die Münchnerin Manu Schedel hätte ein Anrecht darauf:

"Klar, es gibt das München-Modell, wo ich reinfalle. Aber es gibt keine Wohnungen." Manu Schedel, Mieterin in München

Zu wenig sozial geförderte Wohnungen in Bayern

In München suchten im Jahr 2017 17.400 Haushalte eine sozial geförderte Wohnung, das Sozialreferat hatte aber nur maximal 3.500 Wohnungen zu vergeben. In Nürnberg waren es 8.500 Haushalte, letztes Jahr konnten aber nur 1.100 vermittelt werden. In Augsburg gab es 2017 knapp 2.150 Haushalte mit Berechtigungsschein, aber nur knapp 375 Wohnungen wurden vermittelt.

In München versucht man mit einem Milliarden-Bauprogramm dagegenzuhalten. Ein Kampf gegen Windmühlen für Oberbürgermeister Dieter Reiter.

"Wir haben dieses Jahr 13.000 Baugenehmigungen für Wohnungen erlassen. Das ist die höchste Zahl, die es jemals gab in dieser Stadt. Wir haben mehrere tausend mehr Wohnungen gebaut und auch genehmigt als es jemals davor der Fall war, das heißt, wir sind in den letzten Jahren schon etwas dynamischer geworden. Allerdings ist auch die Zahl derer, um die wir wachsen immer noch größer geworden." Dieter Reiter, Oberbürgermeister München

Sozialer Unfrieden durch Wohnungsnot?

Schon jetzt treibt die Knappheit die Preise in schwindelerregende Höhen. Auf dem alten Paulaner-Gelände im Münchner Zentrum wird gebaut. Für eine 3-Zimmer-Wohnung zahlt man hier schon mal eine Million Euro. Doch die Nachfrage ist überwältigend. Immobilien sind Betongold - mit glänzenden Zukunftsaussichten. Gleichzeitig steigt die Wut. In München werden seit Jahren immer wieder Autos einiger Immobilien- und Baufirmen von Unbekannten angezündet. Ein Zusammenhang mit den Mietpreisen? Möglich. Sind gierige Investoren und Vermieter tatsächlich die Hauptschuldigen?

"Also der Hauptvorwurf kann auf keinen Fall an die Eigentümer gehen, das muss man ganz ehrlich sagen. Das ist eine persönliche Standpunktfrage, wie man mit seinem Eigentum umgeht, solange man sich an die gesetzlichen Rahmenbedingungen hält - also müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen anders werden." Dieter Reiter, Oberbürgermeister München

Lösung der Wohnungsnot durch Bodenreform?

Christian Stupka von der Initiative Bodenreform fordert ein neues Bodenrecht, etwa mit höheren Steuern auf Spekulationsgewinne aus Grundstücksgeschäften oder ein Vorkaufsrecht der Stadt zu vergünstigten Preisen.

"Das Wohnen ist ein Grundrecht und der Grund und Boden darf eigentlich nicht den freien Marktkräften ausgesetzt sein. Wir haben in München in den letzten sieben Jahren eine Verdreifachung der Bodenpreise für den Geschosswohnungsbau und da fliegt uns die Gesellschaft auf Dauer auseinander - und das heißt, dass man den Boden nicht einfach dem Markt überlassen darf." Christian Stupka, Initiative Bodenreform

Doch das allein ist kurzfristig keine Lösung. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter warnt vor Schnellschüssen.

"Wenn wir jetzt den Bodenpreis begrenzen und darauf baut ein Investor dann ganz normal seine Wohnungen, wer hält ihn davon ab, trotzdem die gleichen Preise zu verlangen wie vorher?" Dieter Reiter, Oberbürgermeister München

Was macht die Bundesregierung gegen die Wohnungsnot?

Die Mietgesetzgebung ist Sache der Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag hat sie immerhin gerade ein Vier-Milliarden-Paket zur Verbesserung der Wohnungsnot angekündigt. Dieter Reiter begrüßt das Paket, kritisiert aber, dass die vier Milliarden Euro zu wenig sind.

Gutes Wohnen - mancherorts können sich das schon heute nur noch Reiche leisten. Wird nicht gegengesteuert, kann das die Gesellschaft spalten.