Die USA haben wegen der Vogelgrippe nach wie vor eine Eier-Krise. Auch wenn der letzte größere Ausbruch bei eierlegenden Hennen laut Ministerium fast einen Monat zurückliegt, hat sich die Situation noch nicht erholt. Im eigenen Land produzierten die USA im Februar 720 Millionen Tafeleier weniger, als im Jahr zuvor. Das bedeutet einen Rückgang um fast zehn Prozent. Importe aus der ganzen Welt - auch aus der EU - sollen die Knappheit ausgleichen. Doch das könnte an unterschiedlichen Produktions- und Hygienesystemen scheitern.
EU verkauft ungewaschene und ungekühlte Eier
Als ausländischer Produzent den US-Markt zu versorgen, ist gar nicht so einfach. Grund sind zum einen eigene Vogelgrippe-Ausbrüche, aber auch die größere heimische Nachfrage vor Ostern. Die europäischen Staaten verfügen also selbst nicht über große Überschüsse an Eiern.
Eines der größten Hindernisse jedoch sind Auflagen der USA zum Schutz vor Salmonellen. Diese verlangen, dass Eier vor dem Verkauf desinfiziert und gekühlt werden. In der Europäischen Union hingegen dürfen Eier der Klasse A nur ungewaschen und ohne längere Kühlung verkauft werden. Grund ist die Annahme, dass Waschen die natürliche Schutzschicht auf den Eierschalen entfernt und die so Eier anfälliger für Bakterien macht. Beide Systeme könnten unterschiedlicher nicht sein, sagt Hans-Peter Goldnick, Präsident des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft.
Ei in Pulverform oder tiefgefroren
Obwohl Speiseier in der EU nicht gewaschen werden dürfen, haben Mitgliedsstaaten doch etwas Spielraum, wenn sie die Reinigung in Verpackungsfabriken schon vor Jahrzehnten gestattet hatten. Das gilt nach Branchenangaben etwa für Dänemark, Schweden und Norwegen. Die beiden letztgenannten Länder haben den USA aber bereits mitgeteilt, keine überschüssigen Eier für den Export zu haben.
Einstweilen könne Europa den USA allenfalls mit Eipulver aushelfen, oder Produkten, die in gefrorener oder getrockneter Form exportiert werden könnten. Das sagt der Geschäftsführer des dänischen Branchenverbands, Jørgen Nyberg Larsen. Diese Antwort gab auch der polnische Verband den USA.
Import-Ei aus der Türkei und Südkorea
Deutschland kann nicht viel beitragen. Die Branche hier produziert etwa 73 Prozent des inländischen Eierverbrauchs. Daher seien täglich zusätzlich Importe aus den Niederlanden notwendig, erklärt Hans-Peter Goldnick vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft. Die deutschen Hühnerfarmen lieferten jeden Tag etwa 45 Millionen Eier, während in den USA etwa 50 Millionen pro Tag fehlten.
Während auch Italien den USA zum Eierexport eine Absage lieferte, konnten sich die Vereinigten Staaten in den vergangenen Monaten Lieferungen aus der Türkei und Südkorea sichern.
Dieser Artikel ist erstmals am 29.3.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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