Seit Donald Trump als US-Präsident im Amt ist, verändert sich der globale Handel. Nicht nur bei Stahl, Aluminium und Autos – die USA drohen jetzt auch mit Sonderzöllen auf Agrarprodukte. Einzelheiten dazu und wie die EU reagieren wird, sind noch offen.
Entsprechend aktuell ist die Frage, ob sich Deutschland eigentlich ganz unabhängig vom globalen Markt mit Lebensmitteln versorgen könnte. Statistiken der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigen: In manchen Bereichen produzieren die deutschen Landwirte im Überfluss. Andere Lebensmittel müssen derzeit aber importiert werden, um den Bedarf zu decken.
Kartoffeln, Getreide und Fleisch im Überschuss produziert
Die BLE gibt den Selbstversorgungsgrad unterteilt in verschiedene Klassen von Nahrungsmitteln an (s. Grafik). Bei Getreide und Kartoffeln zum Beispiel erzeugt Deutschland mehr, als verbraucht wird. Der Überschuss geht in den Export an andere Länder. 2023 war Deutschland weltweit immerhin der viertgrößte Agrarexporteur – nach den USA, Brasilien und den Niederlanden.
Selbstversorgungsgrad unterteilt in verschiedene Lebensmittelklassen
Auch beim Fleisch gibt es mit einem Selbstversorgungsgrad von 120 Prozent einen Produktionsüberschuss. Allerdings bedeutet das nicht, dass kein Fleisch importiert wird. Im Jahr 2023 hat Deutschland laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft [BZL] zum Beispiel fast eine Million Tonnen Schweinefleisch eingeführt. Zugleich gingen mehr als zwei Millionen Tonnen in den Export. Solche Verschiebungen lassen sich durch die Marktdynamik von Preis und Nachfrage erklären.
Obst nur zu einem Fünftel aus heimischem Anbau
Gesundes Obst und Gemüse wären allerdings Mangelware, wenn wir uns von jetzt auf gleich selbst ernähren müssten. Beim Obst liegt der Selbstversorgungsgrad bei nur 20 Prozent. Sogar Äpfel, Erdbeeren oder Pflaumen, die in Deutschland eigentlich gut wachsen, kommen nur zu rund der Hälfte aus heimischem Anbau.
Schaut man aufs Gemüse, produzieren wir nur Weißkohl und Blaukraut im Überfluss. Karotten, Sellerie, Spargel und Lauch werden zu circa drei Vierteln von deutschen Bauern angebaut. Besonders schlecht sieht der Selbstversorgungsgrad bei Tomaten aus: Er lag 2023 bei weniger als 4 Prozent.
Mehr heimische Produktion von Sonnenblumenöl seit Ukraine-Krieg
Als Russland 2022 die Invasion in der Ukraine gestartet hat, gab es beim Getreide weltweit Engpässe. Deutschland war damals kaum betroffen. 2023 lag der Selbstversorgungsgrad den Zahlen der BLE zufolge bei 104 Prozent. Anders sah es beim Sonnenblumenöl aus. Hier gab es zwischenzeitlich durchaus einen Mangel, weil die Ukraine das weltweit wichtigste Exportland ist und Deutschland wenig selbst herstellt. Infolge des Krieges haben heimische Landwirte die Produktion aber etwas erhöht: 2021 lag der Selbstversorgungsgrad noch bei 8 Prozent, 2023 waren es bereits 15 Prozent.
Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern steigt
Der Bedarf an Eiern ist vergangenes Jahr zum vierten Mal in Folge gestiegen. Zwar hat auch die Produktion von Eiern zugenommen, jedoch nicht in gleichem Maß wie der Verbrauch. Deshalb sank der Selbstversorgungsgrad in Deutschland leicht – auf 72,2 Prozent. Mehr als drei Viertel der Eier, die Deutschland importieren muss, kommen aus den Niederlanden.
Eier vor Ostern im Verkauf
Genug Eier für Ostern
Obwohl in den USA aktuell Eier fehlen, ist das in deutschen Supermärkten kaum zu spüren. Das liegt laut BZL daran, dass nicht so viele Eier mit den USA gehandelt werden. Für Eiererzeuger hat die angespannte Marktsituation in den USA aber durchaus Folgen. Markus Eberl, Geschäftsführer eines Geflügelhofs im Landkreis Dingolfing-Landau berichtet, dass er für zugekaufte Eier statt wie bisher 15 Cent pro Stück momentan 21 Cent bezahlen muss. "Der Markt ist leer", sagt Eberl. Das erklärt er sich aber auch damit, dass deutsche Verbraucher wegen der vielen Berichte aus den USA derzeit mehr Eier kaufen würden.
Nach wie vor ratsam: Notfallvorräte zu Hause anlegen
Das Bundeslandwirtschaftsministerium rät nach wie vor dazu, für eventuelle Notfälle einen privaten Lebensmittelvorrat anzulegen. Die Empfehlung ist, so viel Essen zu Hause zu haben, dass alle Familienmitglieder mindestens zehn Tage lang satt werden können. Eine Tagesration entspricht ungefähr 2 200 Kilokalorien. Dabei sei zu bedenken, dass Notsituationen mit einem Stromausfall verbunden sein können – weshalb zum Beispiel tiefgekühlte Vorräte nicht sinnvoll sind.
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