"Display-Pilot" Noble
"Display-Pilot" Noble
Bild
"Display-Pilot" Noble
Bildrechte: BR/Mölkner-Kappl
Schlagwörter
Bildrechte: BR/Mölkner-Kappl
Videobeitrag

"Display-Pilot" Noble

Videobeitrag
>

Ein "Display-Pilot" zeigt, was der Eurofighter kann

Ein "Display-Pilot" zeigt, was der Eurofighter kann

Der 35-jährige Noble vom Luftwaffengeschwader in Neuburg an der Donau ist "Display-Pilot". Bei Airshows geht er an körperliche Grenzen und zeigt per spezieller Choreografie, was der Eurofighter kann. Auf dem Boden sind aber nicht alle begeistert.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Bevor Pilot Noble in den Eurofighter steigt – sein echter Name wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt – zieht er seinen 9G-Anzug an. Dieser soll verhindern, dass bei extremen Flugmanövern das Blut in die Beine sackt und der Pilot ohnmächtig wird. Das wäre lebensgefährlich. Wenn der 35-Jährige vom taktischen Luftwaffengeschwader 74 im oberbayerischen Neuburg an der Donau ins Cockpit steigt, verbindet er den Anzug mit dem Eurofighter. Dann fließt Druckluft in den Anzug. Sie sorgt dafür, dass das Blut im Oberkörper und im Gehirn des Piloten bleibt, "damit ich dann bei 9G normal denken kann", sagt der Pilot.

9G – das ist die maximale Belastung für den Piloten. Wenn er bei höchster Geschwindigkeit enge Kurven fliegt, wird er dem Neunfachen der Erdanziehungskraft ausgesetzt. Das heißt, sein Körper wiegt dann auch das Neunfache: 720 Kilogramm statt 80. Er geht an seine körperlichen Grenzen. Bei etwa 900 Kilometern in der Stunde bewegt er sich. Die Gesundheit und Tauglichkeit der Eurofighter-Piloten wird von der Luftwaffe eng überwacht.

"Display"-Vorführung 150 Meter über dem Boden

Das rund zehnminütige "Display", das er fliegt, ist eine Art Choreografie, eine Abfolge von Steig- und Sinkflug, extremen Kurven, hoher und auch mal sehr langsamer Geschwindigkeit. "Wenn schwerwiegende Fehler passieren im Display, dann enden die zumeist tödlich", sagt Noble. Deswegen trainiert er das Display zunächst im Simulator – unter unterschiedlichsten Bedingungen rund 100 Mal.

Wenn er das Display im Simulator beherrscht, geht es in die "Live-Flüge". Zunächst wird das Display in größeren Höhen geflogen. Dann geht es mit einem "Step-Down" immer tiefer – eben bis 150 Meter über Grund. Das Display muss er im Schlaf beherrschen. Denn: "150 Meter ist keine Höhe – mit der Geschwindigkeit, in Kombination, liegt das Ganze im Sekundenbereich, in dem man im Boden einschlägt", erklärt Noble. Die Stärke des Eurofighters kommt aus zwei Triebwerken, die mit Nachbrenner jeweils bis zu 90.000 Newton Schub ermöglichen. Eine Kraft, die gerade bei extremen Manövern wie dem senkrechten Aufstieg wichtig sind.

Für Noble ein Nebenjob

Für Noble ist das eigentlich ein Nebenjob, denn im Alltag erledigt er die gleichen Aufgaben wie die 50 anderen Piloten in Neuburg: Er trainiert für Kampfeinsätze im Eurofighter und überwacht im Auftrag der Nato mit der Alarmrotte des Geschwaders den deutschen Luftraum. Für die Bundeswehr ist er als Display-Pilot ein Werbeträger: "Ich will anderen Leuten zeigen, was dieser Flieger kann. Wir gehen von der militärischen Seite weg und zeigen: Was kann der Eurofighter technisch? Also was ist mit so einer Maschine überhaupt möglich."

Anwohner kritisch

Die Bevölkerung rund um den Nato-Flugplatz in Neuburg steht zur Luftwaffe. Doch die Display-Flüge vor allem in Neuburg stoßen auf Kritik bei den unmittelbaren Anwohnern. Sie bezeichnen diese als "Kunstflüge", denn sie hätten ja mit dem eigentlichen Auftrag des Geschwaders nichts zu tun. Stadtrat Roland Habermeier (CSU) kritisiert die "atemberaubenden Sturzflüge über den Häusern": "Dies kann nicht über bewohntem Gebiet gemacht werden. Das ist lebensbedrohlich für die Anwohner", sagt er.

Anwohnerin Monika Kraus sagt: "Ich gebe zu bedenken, es ist ein Kriegsgerät und kein Showgerät und wir haben Krieg in Europa." Sie findet die Vorführungen über den Dächern ihrer Häuser völlig deplatziert. Auch die Kosten für die Display-Flüge sind nicht unumstritten. Rund 100.000 Euro kostet eine reguläre Flugstunde im Eurofighter.

Engmaschige Kontrolle der Piloten

Im vierten Jahr ist Noble nun schon einer der Vorzeige-Piloten der deutschen Luftwaffe. Den ganzen Sommer über fliegt er sein Display-Programm - zum Beispiel bei der Caslav Airshow der tschechischen Luftwaffe, östlich von Prag. Damit dort nichts passiert, gibt es strenge Regeln für die Piloten: Keiner darf über die sogenannte Displayline fliegen, um im Notfall die Gäste zu schützen. Das ist auch für Noble das Wichtigste: sicher starten, fliegen und landen, so auch im tschechischen Caslav. Und dass er die Erwartungen der vielen Gäste nicht enttäuscht.

Dieser Artikel ist erstmals am 07.09.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!