Apotheker fordern nationale Reserve an Antibiotika
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Schild einer Apotheke in der Münchner Innenstadt

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Mangel an Antibiotika: Apotheker fordern nationale Reserve

Mangel an Antibiotika: Apotheker fordern nationale Reserve

"Ist leider aus": Das hören Eltern immer öfter, wenn sie in der Apotheke Medikamente für ihre Kinder besorgen wollen. Ärzte werfen dem Bund bereits "Vollversagen" vor. Die Apotheker setzen darauf, dass der Bund sich um eine eigene Reserve kümmert.

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Wir berichten seit Wochen darüber: In unseren Apotheken werden die Medikamente knapp, vor allem für Kinder. Bayern hat deshalb vor einigen Tagen beschlossen, die Einfuhr-Regeln bei Antibiotika-Säften für Kinder zu lockern. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bremen verfahren ähnlich. Vor diesem Hintergrund schlagen Apotheker jetzt vor, eine eigene Reserve an Antibiotika aufzubauen.

Apotheker: Staat soll feste Mengen abnehmen

Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, vergleicht den aktuellen Mangel an Antibiotika mit dem Mangel an Impfstoffen zur Anfangszeit der Corona-Pandemie: "Der Staat sollte wie beim Impfstoff feste Abnahmemengen zusagen", betont Preis in der "Rheinischen Post". Der Apotheker zeigt sich überzeugt, dass es auf diese Weise möglich wäre, eine eigene nationale Reserve aufzubauen.

Skeptisch sieht er die diesbezüglichen Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD): Dass der Bund einen Versorgungsmangel bei Antibiotika für Kinder erklärt hat, zeige zwar den "Ernst der Lage". Den Import von Medikamenten aus dem Ausland "in größerem Stil" werde das aber kaum möglich machen, denn auch in anderen EU-Ländern seien Antibiotika-Säfte für Kinder knapp.

Und auch was die Erlaubnis für Apotheker angeht, selbst antibiotische Säfte für Kinder herzustellen, winkt Preis ab: Dieser Vorstoß werde "wirkungslos" bleiben. Denn auch die Rohstoffe dafür reichten nicht aus, und "der Aufwand für die Apotheker wird immer größer, alternative Präparate zu finden".

Ärzteverband: "Die Situation ist katastrophal"

Anfang der Woche hatte der Bundesverband für Kinder- und Jugendärzte bereits Alarm geschlagen und der Ampel-Koalition "gesundheitspolitisches Vollversagen" vorgeworfen. Die Situation sei "katastrophal", betonte Axel Gerschlauer, NRW-Sprecher des Bundesverbands: "Wir reden uns den Mund fusselig, und erst wenn wirklich mal jemand dran stirbt, weil er nicht versorgt wird, dann guckt vielleicht mal einer hin", so Gerschlauer, der als Kinder- und Jugendarzt in Bonn praktiziert.

Auch in anderen europäischen Ländern richteten Kinderärzte Brandbriefe an die Politik - mit dem Appell, endlich etwas gegen die schlechte Versorgungslage zu tun. Knapp sind seit einiger Zeit nicht nur Antibiotika-, sondern auch Fiebersäfte. Vor allem an Arzneien für Kinder mangelt es, aber auch bei Medikamenten für Erwachsene gibt es Probleme: Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz fehlen unter anderem Blutfettsenker, Blutdruckmittel und Krebsmedikamente. Für Betroffene nicht nur ärgerlich, sondern im schlimmsten Fall lebensbedrohlich.

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