Wladimir Putin (Präsident Russland) am 15.03.2023 in Moskau
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Wladimir Putin (Präsident Russland) am 15.03.2023 in Moskau

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Putin kündigt Stationierung von Atomwaffen in Belarus an

Putin kündigt Stationierung von Atomwaffen in Belarus an

Russlands Präsident Putin will taktische Atomwaffen in Belarus stationieren. Er reagierte damit auf die mögliche Lieferung von Uranmunition an die Ukraine. US-Experten nannten die Ankündigung "unbedeutend", was das Risiko eines Nuklearkrieges angeht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Wladimir Putin setzt weiter auf Eskalation: Der russische Präsident hat jetzt angekündigt, taktische Atomwaffen Richtung Westen zu verlegen, ins Nachbarland Belarus. Auf die Stationierung hätten sich die Führungen in Moskau und Minsk geeinigt, sagte Putin am Abend im Staatsfernsehen. Daran sei "nichts Ungewöhnliches", Abkommen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen würden dadurch nicht verletzt. Er verwies auf die Stationierung von Atomwaffen der USA auf dem Gebiet von deren Verbündeten in Europa.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe schon länger um taktische Atomwaffen gebeten, sagte Putin weiter. Bis Anfang Juli sollten die Lagerplätze dafür in Belarus fertiggestellt sein. Russland habe in dem Nachbarland zehn Flugzeuge stationiert, die als Träger derartiger Waffen geeignet seien. Auch Iskander-Marschflugkörper, die zum Abschuss von Nuklearwaffen geeignet seien, seien nach Belarus verlegt worden. Russland behalte die Kontrolle über die Waffen.

Reaktion auf mögliche Lieferung von Uranmunition

Mit der Atomwaffen-Stationierung im Nachbarland reagiert Russland auf die Spannungen mit der Nato im Zuge von Putins Krieg gegen die Ukraine. Konkret handelt es sich um eine Reaktion auf die mögliche Lieferung von Uranmunition aus Großbritannien an die Ukraine, wie Putin erklärte. Er kündigte an, auch seine Armee werde in der Ukraine solche Geschosse einsetzen, falls Kiew solche Munition vom Westen geliefert bekomme. "Wir haben, ohne zu übertreiben, Hunderttausende solcher Geschosse. Wir setzen sie nur derzeit nicht ein."

Belarus und dessen Machthaber Lukaschenko gehören zu Moskaus engsten Verbündeten. Russland stationiert keine strategischen Atomwaffen in Belarus, die etwa auch die USA erreichen könnten. Die Reichweite sogenannter taktischer Atomwaffen wird mit mehreren Hundert Kilometer angegeben.

US-Experten: Ankündigung "unbedeutend"

Aus Sicht von US-Experten bedeutet die angekündigte Stationierung keine wachsende Gefahr eines Atomkriegs. Die Ankündigung vom Samstagabend sei unbedeutend für das "Risiko einer Eskalation hin zu einem Nuklearkrieg, das extrem niedrig bleibt", hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW). Schon bisher könne Russland mit seinen Atomwaffen jeden Punkt der Erde erreichen. Putin sei aber ein "risikoscheuer Akteur, der wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, ohne Absicht, das auch durchzuziehen".

Putin wolle im Westen Ängste vor einer atomaren Eskalation schüren, um so die Unterstützung für die Ukraine etwa bei der Lieferung schwerer Waffen zu brechen. Nach ISW-Einschätzung ist es weiter "sehr unwahrscheinlich, dass Russland nukleare Waffen in der Ukraine oder anderswo einsetzt". Putins Schritt habe sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine angekündigt, hieß es. Russland zementiere mit der Stationierung nuklearer Waffen in Belarus vor allem seinen Einfluss in der Ex-Sowjetrepublik.

Bundesregierung sieht "weiteren Versuch nuklearer Einschüchterung"

Die Ankündigung des Kreml stößt bei der Bundesregierung auf deutliche Kritik. Im Auswärtigen Amt in Berlin war am Samstagabend von einem "weiteren Versuch der nuklearen Einschüchterung" die Rede. Weiter hieß es: "Der von Präsident Putin gezogene Vergleich zur Nuklearen Teilhabe der Nato ist irreführend und kann nicht dazu dienen, den von Russland angekündigten Schritt zu begründen." Die ukrainische Staatsführung reagierte demonstrativ unbeeindruckt auf die Ankündigung aus Moskau.

Die Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) zeigte sich dagegen besorgt. Putins Plan sei eine "extrem gefährliche Eskalation", warnte die Organisation in Genf. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass solche Waffen auch zum Einsatz kommen. "Im Kontext des Ukraine-Kriegs ist das Risiko einer Fehleinschätzung oder Fehlinterpretation extrem hoch."

Uranmunition Teil des internationalen Militärarsenals

Die russische Führung äußert sich seit einigen Tagen empört über die Pläne Großbritanniens, panzerbrechende Munition mit angereichertem Uran an die Ukraine zu liefern. London hatte die Pläne verteidigt: Nur weil das Wort Uran in der Bezeichnung für Munition mit abgereichertem Uran vorkomme, handle es sich nicht um nukleare Munition, sondern um rein konventionelle Munition, erklärte der britische Außenminister James Cleverly.

Munition mit abgereichertem Uran ist in vielen Ländern Teil des Militärarsenals, insbesondere in den USA und Russland. Sie wurde im Zweiten und Dritten Golfkrieg eingesetzt sowie im ehemaligen Jugoslawien 1990. Das Pentagon hat eingeräumt, abgereichertes Uran im Jahr 2015 zweimal im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) in Syrien eingesetzt zu haben.

Granaten haben mehr Durchschlagskraft

Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand. Uran hat eine sehr hohe Dichte und ist etwa 1,7 Mal so dicht wie Blei. Es ist so hart, dass es beim Auftreffen auf ein Ziel seine Form nicht verändert. So wird abgereichertes Uran eingesetzt, um Granaten und Bomben mehr Durchschlagskraft zu verleihen.

Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, ist Uranmunition nicht radioaktiv und "nicht einmal nahe dran", als Atomwaffe zu gelten. Die Verwendung von Uranmunition oder auch DU-Munition (englisch: depleted uranium) ist nach internationalem Recht nicht verboten.

Munition mit erheblichen Nebenwirkungen

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) stuft abgereichertes Uran aber als giftiges und radioaktives Schwermetall ein. Beim Aufprall auf ihr Ziel setzen die Geschosse Uranoxid und -partikel frei. Nach Angaben der kanadischen Atomsicherheitskommission ist das gesundheitliche Hauptrisiko nicht die Radioaktivität, sondern die chemische Giftigkeit des abgereicherten Urans. Demnach kann die Aufnahme oder das Einatmen hoher Mengen die Niere beeinträchtigen und über längere Zeit das Lungenkrebsrisiko erhöhen.

Abgereichertes Uran gilt auch als eine mögliche Ursache für Gesundheitsprobleme bei Golfkriegsveteranen sowie als möglicher Grund für die hohe Zahl von Krebserkrankungen und Geburtsfehlern in der irakischen Stadt Falludscha. Dies wurde wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen.

Putin kündigt 1.600 Panzer für Krieg gegen Ukraine an

Angesichts der westlichen Panzerlieferungen für die Ukraine wird Russland nach den Worten Putins zudem die eigene Panzerproduktion erhöhen. "Die Gesamtzahl der Panzer der russischen Armee wird die der ukrainischen um das Dreifache übertreffen, sogar um mehr als das Dreifache", sagte Putin im Staatsfernsehen. Während die Ukraine aus dem Westen 420 bis 440 Panzer bekomme, werde Russland 1.600 neue Panzer bauen oder vorhandene Panzer modernisieren.

Putin betonte ferner, Russland könne das Dreifache der Munitionsmenge produzieren, die der Westen der Ukraine liefern wolle. Die nationale Rüstungsindustrie entwickle sich in hohem Tempo.

Selenskyj beklagt Munitionsmangel

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete derweil die militärische Lage im umkämpften Osten seines Landes als "nicht gut". Grund sei der "Mangel an Munition", sagte Selenskyj in einem Interview mit einer japanischen Zeitung. Über den Beginn einer möglichen Gegenoffensive sagte er: "Wir können noch nicht beginnen." Ohne Panzer und Artillerie könne man "keine tapferen Soldaten" an die Front schicken.

Selenskyj machte der Zeitung zufolge damit den ernsten Mangel an Waffen deutlich. "Wir warten darauf, dass Munition von unseren Partnern eintrifft", sagte er und fügte hinzu, das russische Militär feuere jeden Tag dreimal mehr Munition ab als die ukrainischen Streitkräfte.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Ukraine meldet "Stabilisierung" im Kampf um Bachmut

Heftige Gefechte gibt es weiter um die Industriestadt Bachmut im Osten des Landes. "Dank der enormen Anstrengungen der Verteidigungskräfte gelingt es uns, die Situation zu stabilisieren", erklärte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny, auf Facebook.

Laut einer am Samstag veröffentlichten Bilanz des britischen Geheimdienstes ist "die russische Offensive auf die Stadt Bachmut in der Region Donbass weitgehend zum Stillstand gekommen". Dies sei höchstwahrscheinlich vor allem das Ergebnis der extremen Zermürbung der russischen Streitkräfte, hieß es. Doch auch Kiew hat der Bilanz zufolge "schwere menschliche Verluste" erlitten.

Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, die im Kampf um Bachmut eine zentrale Rolle einnimmt, hatte am Montag erklärt, seine Kämpfer kontrollierten 70 Prozent der Stadt. In den vergangenen Wochen waren die russischen Streitkräfte nördlich und südlich von Bachmut vorgerückt und hatten mehrere ukrainische Versorgungsrouten abgeschnitten. Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde der einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. Die vor Beginn des Krieges 70.000 Einwohner zählende Stadt ist nach den monatelangen Kämpfen weitgehend zerstört und verlassen.

Mit Informationen von Reuters, dpa und AFP.

Dieses vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine russische Iskander-K-Rakete
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