Die Fußballfrauen des SV 67 Weinberg (SVW) spielen - nach zwei Abstiegen in die Regionalliga - seit der Saison 2023/24 wieder in der 2. Bundesliga. Drei- bis viermal pro Woche trainieren die Fußballerinnen, hinzu kommt noch das Spiel am Wochenende. Was zunächst nach Profifußball klingt, sieht in der Realität aber anders aus.
Die Spielerinnen haben kein Stadion, keinen Kraftraum, keinen festen Betreuerstab mit Physiotherapeuten und Pressesprechern. Auch ihren Social-Media-Kanal betreuen sie selbst. Das Sportgelände des SV 67 Weinberg erinnert an das eines klassischen Dorfvereins – und doch schaffen es die Fußballfrauen seit mittlerweile über zehn Jahren, auf fast höchstem Niveau Fußball zu spielen.
Kein Gehalt für Weinbergs Zweitliga-Spielerinnen
Die Spielerinnen fahren teilweise über eine Stunde zum Training. Einige von ihnen kommen aus Nürnberg, Regensburg oder Würzburg. "Wir werden oft gefragt, wie viel wir verdienen und wieso wir überhaupt noch arbeiten. Aber tatsächlich ist es bei uns so, dass wir kein Geld damit verdienen. Es ist unser Hobby und wir machen das einfach so in unserer Freizeit", erzählt Annika Kömm, Kapitänin des SV 67 Weinberg. Auch die Kosten für den Sprit oder neue Fußballschuhe werden von den Spielerinnen selbst getragen.
Neben Fußball: Vollzeit-Job oder Studium
Jede Spielerin des SVW geht einem Beruf nach oder absolviert ein Studium. "Wir können uns nicht mit anderen Vereinen aus dieser Liga vergleichen. Manche Vereine trainieren tagsüber, haben andere Trainingsplätze und Räumlichkeiten. Einige Spielerinnen von dort arbeiten beispielsweise nur Teilzeit. Aber das würde bei uns niemals funktionieren", wird Kömm deutlich und fügt schmunzelnd an: "Und ein Vergleich mit dem Männerfußball ist eh viel zu weit hergeholt."
DFB zur fehlenden Professionalisierung im Frauenfußball
Auf Anfrage des BR beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erklärt dieser zur finanziell herausfordernden Situation vieler Frauen-Teams: "Wir haben großen Respekt vor der Leistung der vermeintlich 'kleinen' Clubs. Der DFB hat auf diesen Sachverhalt bereits reagiert. So erhalten die sogenannten Nicht-Lizenz-Clubs (also solche, bei denen die 1. Herren-Mannschaft unterhalb der 2. Bundesliga spielt) der 2. Frauen-Bundesliga einen finanziellen Zuschuss in Höhe von 60.000 Euro."
Bald eigene Heimspielstätte für Weinberg
In Weinberg werden solche Gelder in die Auswärtsfahrten oder in anfallende Sanierungen investiert. Zudem trägt die Frauenmannschaft des SVW noch immer ihre Heimspiele auf anderen Sportplätzen in der Region aus: in Sachsen bei Ansbach etwa oder in Roßtal im Landkreis Fürth.
Der Grund: Der Fußballplatz in Weinberg entspricht nicht den Regularien des DFB, und eine Platzsanierung konnte man sich in den vergangenen Jahren nicht leisten. Nun aber soll in den kommenden Monaten der eigene Platz für die Zweitliga tauglich gemacht werden.
Spielerinnen halten zusammen
Am vergangenen Sonntag gastierten die Fußballfrauen des SV Weinberg bei Borussia Mönchengladbach. Das bedeutete: knapp fünfeinhalb Stunden Busfahrt. Abfahrt ist deshalb bereits am Samstag, übernachtet wird in Gladbach.
"So eine Busfahrt ist immer super witzig. Wir spielen immer Tabu oder irgendwelche andere Spiele. Und genau das macht diesen Verein auch so besonders. Wir kennen uns teilweise seit über zehn Jahren. Da entstehen auch gute Freundschaften. Und das hält uns fest zusammen, und deswegen investieren wir auch gerne so viel Zeit", sagt Leonie Haberäcker, die zwischenzeitlich auch für den 1. FC Nürnberg gespielt hat. Essen und Getränke für die Busfahrt kaufen die Spielerinnen übrigens selbst.
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