Ein Auszubildender arbeitet an einer Maschine in der Halle von MAN Energy Solutions.
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Bereits seit Jahren könnte die Metall- und Elektroindustrie mehr junge Menschen ausbilden, als es Bewerber gibt.

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Ausbildung in der Metall- und Elektrobranche: Krise oder Chance?

Ausbildung in der Metall- und Elektrobranche: Krise oder Chance?

Die bayerische Metall- und Elektroindustrie trifft die schwache Konjunktur besonders. Das macht sich auch bei der Ausbildung bemerkbar: Die Branche erwartet fünf Prozent weniger neue Verträge. Der Vorteil für Bewerber: Sie haben die Qual der Wahl.

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Wenn die Aufträge fehlen, vielleicht sogar Personal abgebaut wird, schauen Firmen auch auf die Zahl der Lehrstellen: Soll noch über Bedarf ausgebildet werden? Braucht man den Nachwuchs nicht dringend, wenn der Konjunkturmotor wieder anspringt? Laut Umfrage der bayerischen Arbeitgeberverbände in der Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm) scheint da manch eine Firma ins Grübeln zu kommen.

Schon im vergangenen Jahr wurden im Vergleich zu 2023 rund zwei Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. In diesem Jahr könnten es fünf Prozent weniger sein. Gut ein Drittel der Unternehmen gibt an, keine weiteren Azubis zu brauchen. Fast 17 Prozent nennen ihre wirtschaftliche Lage als Grund, warum sie weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen haben.

"Die anhaltende Konjunktur- und Strukturkrise wirkt sich inzwischen auch dämpfend auf den Ausbildungsmarkt aus", erklärt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Er setzt auf die neue Regierung und Impulse für die Wirtschaft.

Nach wie vor Azubi-Mangel in der Metall- und Elektroindustrie

Am meisten belasten die Firmen bei der Nachwuchssuche jedoch nicht die derzeit schlechten Geschäftszahlen. Weit über die Hälfte schließen nicht weniger Lehrverträge ab, weil Aufträge fehlen. Stattdessen mangelt es nach wie vor häufig an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Da macht sich langsam die Demographie bemerkbar – wobei der Verband in Bayern in den nächsten Jahren mit etwas mehr Schulabgehenden rechnet. Der Freistaat lockt viele, die dann samt Familie hierher umziehen.

Allerdings gibt es weiterhin das, was Brossardt ein "Matchingproblem" nennt: Wer Pflegekraft werden will, entscheidet sich selten für Kfz-Mechatroniker. Und groß sei auch die Lücke derer, die den Anforderungen der Betriebe nicht entsprächen. Sprache und Rechnen würden da oft als Problem genannt. Die IG Metall Jugend rät den Firmen deshalb, Jugendliche mit vermeintlichen Defiziten gezielt zu fördern.

Ist die Metall- und Elektrobranche in der Krise weniger attraktiv?

Laut Statistik hat ein Jugendlicher in Bayern nach dem Schulabschluss gerade die Qual der Wahl: Bewerberinnen und Bewerbern stehen über alle Branchen hinweg etwa 1,7 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Warum sollen sie sich dann gerade jetzt für eine Branche in der Krise und im Umbruch entscheiden, die mit Kündigungen von sich reden macht?

Die Metallarbeitgeber werben mit einer vergleichsweise hohen Vergütung. Laut dem aktuellen Tarifvertrag bekommt ein Lehrling seit Januar und im Schnitt über die gesamte Ausbildungszeit hinweg 1.347 Euro pro Monat. Die Chance, nach der Lehre befristet oder unbefristet übernommen zu werden, ist zwar etwas gesunken. Sie liegt laut Umfrage für heuer aber mit 93 Prozent immer noch sehr hoch.

Im Umbruch entstehen auch neue Ausbildungsberufe

Eine Frage treibt viele Unternehmen und ihre potenziellen Lehrlinge um: Für welchen Beruf werden sie eigentlich ausgebildet? Der digitale Umbau läuft - Künstliche Intelligenz könnte den ein oder anderen Job ersetzen, so die Sorge.

Da hilft vielleicht der Blick in die Liste der anerkannten Ausbildungsberufe. Dort würden zum Teil Namen genannt, mit denen er inzwischen erst einmal nichts anfangen könne, gesteht Hauptgeschäftsführer Brossardt ein. Hier ständig und rechtzeitig Berufsbilder neu zuzuschneiden, sei in der Transformation angesagt.

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