Zwei junge Auszubildende mit Handicap
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Eine Ausbildung für Menschen mit geistiger Behinderung – diese Chance bietet auch der Verein "Münchner Inklusive Arbeitswelt"

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Inklusion: Wie Menschen mit Handicap eine Arbeitsstelle finden

Inklusion: Wie Menschen mit Handicap eine Arbeitsstelle finden

Die meisten Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten in einer Werkstatt. Ein Job auf dem ersten Arbeitsmarkt ist eher die Ausnahme. Wie Ausbildung und Arbeit trotz Behinderung gelingen können, zeigen Beispiele aus München.

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Der Mangel an Arbeitskräften betrifft viele Branchen: In der Industrie fehlen Lageristen, in Cafés und Restaurants fehlen Kellnerinnen und Kellner und in Kindergärten werden Mitarbeitende händeringend gesucht. Zugleich gibt es viele Menschen, die gerne eine Arbeitsstelle finden würden: Menschen mit einer geistigen Behinderung. Doch kann es überhaupt gelingen, sie auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen?

Ausbildung dank Verein "Zukunft trotz Handicap"

Der Münchner Kindergarten Nikodemäuse hat ein besonderes Projekt gestartet. Er beschäftigt Menschen mit einem Handicap. Paola Mazza etwa. Sie hat vor drei Monaten eine Ausbildung zur Kindergartenhelferin abgeschlossen – eine Ausnahme. Auch Bernd Ullmann und Johanna Koch haben neu im Kindergarten angefangen. "Am Klettergerüst passe ich auf, dass niemand herunterfällt", beschreibt Johanna Koch eine ihrer Tätigkeiten. "Drinnen basteln, malen, Bücher anschauen, mit den Kindern aufs Klo gehen, Mittagessen austeilen."

Katja Gründer, die Leiterin des Kindergartens, geht neue Wege. Sie unterstützt die Ausbildung, die der Verein "Zukunft trotz Handicap" initiiert und finanziert hat. Für den Kindergarten sei das eine große Bereicherung, sagt Gründer. "Man hat noch jemand zusätzlich in der Gruppe, einfach Menschen, die Zeit haben, sich mal ganz in Ruhe mit Kindern hinzusetzen, etwas Kreatives zu gestalten, gerade in Situationen, wenn in Krankheitszeiten oder Urlaubszeiten Personal ausfällt."

Verein "Münchner Inklusive Arbeitswelt" (MiA)

Eine Ausbildung für Menschen mit geistiger Behinderung – diese Chance bietet auch der Verein "Münchner Inklusive Arbeitswelt", kurz MiA. In der MiA-Akademie wird der erste Jahrgang fit gemacht im Bereich Gastronomie, Hauswirtschaft, Hotellerie oder Hausmeisterdienste. Das große Ziel nach 27 Monaten Ausbildung: Die jungen Leute bereit machen für den ersten Arbeitsmarkt. Mentorinnen begleiten und unterstützen die jungen Leute dabei regelmäßig in den Betrieben.

Isolde Gertig ist die pädagogische Leiterin des Vereins MiA. Mit ihr ist es gelungen, dass die Ausbildung aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Damit die Teilnehmer es auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen, gehört es auch dazu, Überzeugungsarbeit zu leisten. Wichtig sei es, den Unternehmen zu sagen: "Unsere Teilnehmer haben Potential! Die kommen zwar mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Aber das heißt ja nicht, dass sie auf dem Stand sind, der jetzt so bleibt", sagt Gertig. "Auch normale Lehrlinge haben manchmal Kaugummi unter den Füßen! Und die muss man auch im ersten oder zweiten Lehrjahr ein bisschen hinbegleiten. Und unsere Teilnehmer auch."

Hoffen auf Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt

Axel Reisenegger hat es schon geschafft. Er ist Autist – und fertig mit seiner Ausbildung. Seit drei Monaten arbeitet er in einem Inklusionscafé in Höhenkirchen-Siegertsbrunn bei München. Wenn er sich dort bewährt, hat er vielleicht eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt. Das schaffen nur wenige Menschen mit einer geistigen Einschränkung. Axels Ausbildung zum sogenannten "Kleinen Wirt" hat neun Monate gedauert. Sein Abschluss: Der Kleine-Wirte-Brief vom Verein Zukunft trotz Handicap.

Im Moment braucht der 27-Jährige noch eine Jobbegleiterin, die ihn unterstützt. "Das wäre auch wirklich unser Wunschgedanke, dass Axel irgendwann mal die Chance hat, auf den regulären Arbeitsmarkt bezahlt zu wechseln", betont Sozialpädagogin Britta Werhan. "Das ist uns ganz wichtig, dass das keine kostenlose Arbeit ist, sondern dass auch die Menschen mit Handicap für ihre Arbeit entsprechend bezahlt und entlohnt werden."

Die Chance, in der Gastronomie zu arbeiten, hat Axel Reisenegger dem Verein Zukunft trotz Handicap zu verdanken. Noch finanziert sich die Ausbildung zum Kleinen Wirt allein über Spenden. Eine staatliche Förderung gibt es nicht. Axel wird sich nach seiner Zeit im Inklusionscafé am ersten Arbeitsmarkt bewerben. Sein Arbeitgeber bekäme für sein Gehalt einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent.

Offenheit der Arbeitgeber ist nötig

Zurück zu Johanna Koch und ihren Kollegen. Sie sind schon einen großen Schritt weiter. Sie haben den 'Kleinen Kita-Brief' erworben und arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zwar ersetzen sie keine vollwertigen Erzieherinnen, aber als zusätzliche Kräfte sind sie sehr beliebt.

Johanna Koch konnte ihren Traumjob finden, weil ihre Chefin im Nikodemäuse-Kindergarten bereit ist, Neues auszuprobieren. "Es ist nicht immer leicht", bestätigt Kindergarten-Leiterin Katja Gründer. "Wie gehe ich jetzt mit dem Menschen um? Worauf muss ich achten? Wie regiert mein ganzes Team darauf? Aber man wächst so sehr daran. Es wird sehr, sehr viel geredet über Inklusion, aber manchmal auch ein bisschen wenig getan." Johanna, Paola und Bernd hätten ohne den Verein Zukunft trotz Handicap nie im Kindergarten arbeiten könnten. Ihre wertvolle Arbeitskraft wäre verloren gegangen.

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