Immer mehr vegane Fischalternativen kommen auf den Markt.
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Immer mehr vegane Fischalternativen kommen auf den Markt.

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Nachhaltiges Essen: Veganer Fischersatz aus Bayern

Nachhaltiges Essen: Veganer Fischersatz aus Bayern

Der Markt für vegetarisches und veganes Essen wächst rasant. Nach Wurst und Milch kommen auch immer mehr pflanzliche Alternativen für Fisch in den Handel. Aber wie nachhaltig sind eigentlich die Alternativen zum Fischfang auf hoher See?

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Milchersatzprodukte auf Pflanzenbasis wie etwa Hafer-, Soja- oder Reismilch verzeichnen in Deutschland hohe Absätze, gefolgt von Fleischersatz-Produkten. Auch veganer Fisch-Ersatz ist für Verbraucher immer häufiger im Supermarkt zu finden. Aus ökologischen Gründen erscheint das nachvollziehbar, denn ein Drittel der Weltmeere ist bereits überfischt, der Rest massiv gefährdet. Und die Weltbevölkerung wächst weiter. Aber wie nachhaltig ist "veganer Fisch" tatsächlich?

Fischersatz aus München

Das Münchner Start-Up Koralo will Anfang nächsten Jahres einen veganen Fischersatz auf den Markt bringen. "Unsere Intention ist eine Alternative zum Fisch aus dem Meer zu schaffen, damit mehr Fische im Meer bleiben können", erklärt Koralo-Gründer Guido Albanese und fügt hinzu: "Was wir wollen ist, dass Menschen, die sonst Fisch essen, ausprobieren, neugierig sind und sagen, dass das für sie ab und zu mal eine Alternative ist."

Vegane Ersatzprodukte sind im Trend. Klar führend: Milch-Ersatz. Gefolgt von Alternativen für Milchprodukte und Fleisch. Das Angebot für veganen Fisch ist zwar noch verschwindend gering. Doch Marktforscher prognostizieren bis 2030 jährliche Zuwächse von rund 28 Prozent.

Das haben mittlerweile auch die großen Hersteller erkannt und bieten vegane Ersatzprodukte an. Auch Verbraucherschützerin Daniela Krehl sieht in den Fischalternativen ein Wachstums-Potenzial. "Einmal, weil nicht nur Veganer und Vegetarier angesprochen werden, sondern auch Menschen, die sich nachhaltig ernähren möchten. Und wir wissen alle, dass die Fischbestände stark zurückgehen. Auf der anderen Seite muss natürlich die Industrie auch nach neuen Märkten suchen, weil einfach hier die Rohstoffe fehlen."

Noch steckt die Entwicklung in den Anfängen. Oft machen Zusatzstoffe, Aromen und Verdickungsmittel die Zutatenlisten lang. Echter Fisch ist reich an Omega-3-Fettsäuren und ein wichtiger Eiweißlieferant. Bei den Ersatzprodukten sieht die Ernährungsexpertin meist noch deutlich Luft nach oben, etwa bei einer Lachsalternative auf Karottenbasis. "Da habe ich 97 Prozent weniger Eiweiß", erläutert die Expertin. "Da muss auf jeden Fall noch mal nachjustiert werden."

Beim Food-Start-Up Koralo sind die Nährwerte schon recht vielversprechend, dennoch wird nichts künstlich hinzugefügt. Für seinen Fischersatz nutzt das Münchner Unternehmen die uralte Technik der Fermentation. So ähnlich wie beim Bierbrauen. Nur, dass nicht Gerste, sondern Mikroalgen die Basis bilden, wie Guido Albanese erklärt: "Wir nutzen die Mikroalgen als Rohstoff, die dann mit unseren Mikroorganismen beimpft werden. Und dann wächst über mehrere Tage unser veganer Fischersatz heran, den wir dann ernten, einfach, indem wir es abtrennen von der Flüssigkeit und so unseren Kunden geben." Dieser Fischersatz soll beim Eiweißgehalt später einmal an echten Weißfisch heranreichen. Ähnlich reich an Omega-3-Fettsäuren ist er bereits. Die Nährwerte sind das eine – aber wie nachhaltig kann ein Ersatz gegenüber echtem Fisch sein?

Fischersatz benötigt in der Regel höheren Energieaufwand

"Wenn es um den Klimaeffekt geht, muss man sagen, dass der Massenfischfang schon sehr klimaeffizient ist", erklärt Heiko Keller vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. "Mit allen Nachteilen, die natürlich ansonsten damit verbunden sind. Denn einen großen Schwarm Fische aus dem Meer zu ziehen, der von alleine gewachsen ist, das ist halt sehr effizient. Da muss man mit sämtlichen Kulturen, die als Ersatz genutzt werden, erst mal hinkommen." Das heißt: Fischersatz benötigt in der Regel einen höheren Energieaufwand als der industrielle Fischfang. Also auch das Züchten von Mikroalgen und deren Fermentation.

Überfischung der Meere: Alternativen gesucht

Doch fest steht: gerade wegen der zunehmenden Überfischung der Meere braucht es dringend Alternativen. Mit 20 Kilogramm pro Kopf weltweit ist der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten so hoch wie noch nie. Um diesen Bedarf zu decken, steigt auch die Zahl von Aquafarmen seit Jahren. Mit entsprechenden Folgen. Häufig werden dafür Mangrovenwälder abgeholzt. Dazu kommen Chemikalien und Antibiotika, die verhindern sollen, dass sich Seuchen ausbreiten. Das Futter besteht zu großen Teilen aus Fischmehl von Wildfang – was das Problem der Überfischung sogar noch verschärft.

"Aquakulturen sind ökologisch sicherlich in großen Teilen sehr problematisch und sind auch wesentlich klimaschädlicher als der Fischfang", erklärt Heiko Keller. "Weil die nämlich viele Futtermittel benötigen. Da kommt es also vor allem auf Futter und dessen Verwendung an und nicht so sehr auf Transport zum Beispiel."

  • Zum Artikel: Fleischverzicht hat großes Potenzial für den Klimaschutz

Im Landkreis Erding: Europas größte Garnelenfarm

Mitten zwischen Handwerksbetrieben in einem Gewerbegebiet im Landkreis Erding liegt Europas größte Garnelenfarm. Nachhaltigkeit beginnt bei Crusta Nova bereits beim Futter: das wird mittlerweile in Deutschland produziert. Fischmehl ersetzt Biologe Kristoffer Deininger zunehmend durch pflanzliche Proteine. Und eine geschlossene Kreislaufanlage sorgt dafür, dass nur ein bis drei Prozent des Wassers ausgetauscht werden müssen.

"Wir sind hier komplett abgeschlossen von der Außenwelt. Wir können überhaupt keine Erreger von außen hier reinkommen lassen und eben durch unsere eigene Wasseraufbereitung sorgen wir dafür, dass die Wasserqualität konstant optimal ist, und so brauchen wir keine Medikamente und keine Antibiotika", erklärt Deininger.

Ein Manko gibt es allerdings noch: Die Larven, aus denen mal die Garnelen werden, stammen aus Florida. Einmal im Monat werden sie per Flugzeug angeliefert. "Die Qualität der Tiere ist momentan nur in den USA gegeben" sagt Deininger. "Deshalb beziehen wir unsere Tiere noch daher, aber es wird in Zukunft sicher Projekte in Deutschland und Europa geben, wo man auch die Besatztiere beziehen kann."

Nachhaltigkeit in der Produktion und Lieferung

Auch bei Versand und Verpackung will man nachhaltiger werden. Deshalb hat die Geschäftsleitung beschlossen, auf Styroporboxen zu verzichten. Statt von weit her transportierter Tiefkühlware bekommen Kunden die bayerischen Garnelen auf kurzem Weg und fangfrisch. Dennoch sieht sich das Unternehmen weiter in der Pflicht: "Natürlich ist der Energiebedarf sehr hoch, weil wir hier ja quasi eine Sphäre simulieren, die es normalerweise nur in den äquatornahen Staaten gibt, wie in Südamerika oder in Asien", bestätigt Vertriebsleiter Lars Lundhausen. "Solar ist eine große Sache, da werden wir auch darüber nachdenken, in der Zukunft. Aber das ist ein Projekt für die nächsten drei Jahre, was wir dann angehen."

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