Beim Unisport fühlt sich Marie "mittendrin". Bei der Anmeldung hatte sie nicht gesagt, dass sie im Rollstuhl kommt.
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Beim Unisport fühlt sich Marie "mittendrin": Bei der Anmeldung hatte sie nicht gesagt, dass sie im Rollstuhl kommt.

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Sport trotz Behinderung: Viele Hürden auf dem Weg zur Inklusion

Sport trotz Behinderung: Viele Hürden auf dem Weg zur Inklusion

Laut UN-Behindertenrechtskonvention hat jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe an Sport und Freizeit. Dem Sozialverband VdK zufolge hat sich zwar viel getan, doch für Menschen mit Behinderung sei der Zugang zu vielen Sportangeboten weiterhin erschwert.

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Marie studiert in München Gesundheitswissenschaften. Die 20-Jährige hat eine angeborene Muskeldystrophie, wodurch ihre Muskeln immer weiter abbauen. Nach einer Operation ist sie im Alltag immer häufiger auf den Rollstuhl angewiesen. Barrierefreiheit ist für sie also essentiell: "In meinem Alltag ist mir einfach am wichtigsten, dass ich einfach selbstbestimmt und selbstständig sein kann."

Rampen, ein Leitsystem für Blinde, automatische Türen und Aufzüge: Am Leben teilzuhaben funktioniert am neu gebauten Unicampus schon recht gut. Nur die Klapptische für Rollstuhlfahrer im Hörsaal nutzt die sportliche junge Frau nicht. "Ich persönlich würde gerne bei den anderen sitzen, quasi mittendrin und nicht so separiert auf dem Präsentierteller", sagt Marie.

Mit gemeinsamem Sport Barrieren überwinden

Gleich zu Studienbeginn hat sich Marie für einen Tischtenniskurs angemeldet. Auch beim Unisport fühlt sie sich "mittendrin". Bei der Anmeldung hatte sie nicht gesagt, dass sie im Rollstuhl kommt. Für die Gruppe ist das kein Problem. Marie kostet es allerdings manchmal etwas Überwindung, wenn sie das Gefühl hat, andere mit ihrer Behinderung "auszubremsen".

Doch sie sieht, dass auch ihre Mitspieler dazulernen. "Ich denke, dass es ganz normal ist, dass wenn irgendetwas neu ist und wenn Menschen etwas nicht kennen, man so eine Barriere im Kopf erst mal überwinden muss. Aber ich glaube, dass der Sport dabei hilft, diese Barriere zu überwinden."

Fechten im Rollstuhl: Neue Leidenschaft für Elias

Auch für den 15-jährigen Elias ist Vereins-Sport wichtig. Er ist halbseitig gelähmt und auf einem Auge blind. Bei einem Schnupperkurs probierte er verschiedene Sport-Angebote aus. Schnell war für Elias klar: Fechten ist seine neue Leidenschaft. Im Rollstuhl ist das für ihn und seine Teamkollegin Frederike gleichermaßen eine Herausforderung: "Auf Dauer wird das schon warm, weil man immer in Bewegung ist und dann unter den Klamotten schwitzt man natürlich auch", sagt Elias. Und Frederike ergänzt: "Wir Fechter lösen, wenn wir auf den Beinen sind, ganz viel über unsere Beine natürlich und das ist eine gute Übung auch mal mit der Hand zu arbeiten, was wir eigentlich mehr machen sollten."

Zugang für Menschen mit Behinderung oft erschwert

Noch gibt es nur wenige Fechtclubs wie etwa in Gröbenzell, zu denen Menschen mit Behinderung Zugang haben. Warum ziehen nicht mehr mit? "Man muss sich auf jeden einstellen, jeder hat ja eine unterschiedliche Behinderung", sagt der Gröbenzeller Fechtclub-Trainer Dominik Nagel. "Und das zweite ist im Grunde der finanzielle Aufwand, wir haben erst mal 5.000 Euro in die Hand nehmen müssen für zwei Sportrollstühle."

Elias hat durch seinen Sport einen Entwicklungsschub gemacht. Das ist seiner Mutter aufgefallen. Auch die Leiterin seiner Schule, Beate Herberich bemerkt sein neues Selbstbewusstsein: "Er hat sich mehr aufgerichtet, seine Körperhaltung ist eine andere geworden und er wehrt sich auch eben mehr gegen irgendwelche Dinge, die in der Klasse nicht passen."

Verena Bentele, vierfache Weltmeisterin und 12-fache Paralympics-Siegerin im Biathlon, schwört auf die inklusive Wirkung des Sports. Noch ist der Weg der Inklusion aber voller Hürden, wie die Präsidentin des Sozialverbands VdK erklärt: "Es hat sich viel getan, aber es ist noch lange nicht genug, weil für Menschen mit Behinderung immer noch der Zugang extrem schwer ist."

  • Zum Artikel: "Behindertensport in Bayern - viel zu wenig Angebote"

Positive Auswirkungen des Sports

Ohne seinen Fechtsport hätte Elias außerhalb der Familie kaum soziale Kontakte. Gerade weil der Sport für ihn so wichtig ist, kann seine Mutter nicht verstehen, dass Krankenkasse und die Regierung von Oberbayern den Sportrollstuhl nicht finanziell unterstützen: "Wenn dann der Sachbearbeiter sagt: 'Na, dann gehen Sie halt schwimmen, suchen Sie sich eine Sportart, die er machen kann', dann sage ich: 'Ja die haben wir ja gefunden!'"

"In der UN-Behindertenrechtskonvention ist ganz klar festgelegt, dass jeder Mensch ein Recht hat auf Teilhabe an Sport und Freizeit", betont VdK-Präsidentin Bentele. Zudem sei Sport eben auch gut für Gesundheit und Fitness. "Deswegen sollten eigentlich alle Träger froh sein, wenn Menschen mit Behinderung Sport machen wollen und dafür ein passendes Hilfsmittel beantragen."

"Grenzenlos Camp" für Menschen mit und ohne Behinderung

Im "Grenzenlos Camp" hat die Münchner Studentin Marie im letzten Sommer Jana kennengelernt und sich mit ihr angefreundet. Beim "Grenzenlos Camp" treffen junge Menschen mit und ohne Behinderung aufeinander, machen zusammen Sport, Persönlichkeitsseminare und produzieren kleine Filme.

Ins Leben gerufen hat das Projekt die ehemalige Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber – mit Hilfe von Sponsoren. Das Camp bringt nach Einschätzung von Marie neben dem Spaß auch Freundschaften und vor allem "ganz, ganz viele tolle Erfahrungen. Wer hat im Alltag schon mal die Gelegenheit, in ein Segelflugzeug zu steigen?", fragt die Studentin. Viele Sportarten in einem geschützten Raum auszuprobieren: "Ich finde, dadurch hat man dann das Selbstbewusstsein, wenn man es dort mal ausprobieren konnte, sich das im Alltag auch zu trauen."

Freundinnen leben Inklusion

Die Freundinnen Marie und Jana leben die Inklusion. Sie bedauern, dass das nicht alltäglich ist – auch im Sport nicht. "Ich persönlich fände es noch schöner, wenn es normaler werden würde, dass Menschen mit einer Behinderung in Mannschaften mit nichtbehinderten Menschen zusammen Sport machen würden", sagt Marie. Und Jana ergänzt: "Das ist auch genau das, was wir auch im Camp erlebt haben: Den Fokus genau darauf legen, was man alles machen kann. Und das ist so unglaublich viel." Umso wichtiger wären noch mehr dieser Begegnungsmöglichkeiten ohne Grenzen.

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