Schnitzel und Pommes liegen auf einem Teller.
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Was im Supermarkt oft zu finden ist, wird in vielen Restaurants nicht ausgewiesen: eine Info über die Tierhaltung.

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Tierwohl im Restaurant: Klarere Kennzeichnung nötig?

Tierwohl im Restaurant: Klarere Kennzeichnung nötig?

Was im Supermarkt oft zu finden ist, wird in vielen Restaurants nicht ausgewiesen: eine Information über die Tierhaltung. Dabei würden sich manche BR24-User genau das wünschen. Warum fehlt die Angabe häufig?

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Woher kommt das Fleisch auf meinem Teller? Während es beim Einkaufen mittlerweile verbreitet Möglichkeiten gibt, sich selber einen Eindruck über die Tierhaltungsform zu verschaffen, fehlt dieser bei der Bestellung im Restaurant oft.

BR24-User wie "Greti" stört das: "(...) Auch in Restaurants gibt es oft Billigfleisch, vermutlich zu eher nicht so günstigen Preisen. Das macht es für Verbraucher nicht einfacher, beim Konsum auf Tierwohl zu achten." Auch Nutzer "einfach_frei_heraus" sieht Handlungsbedarf: "(...) Die Kennzeichnung ist ein erster Schritt. Sie sollte vor allen Dingen auch in der Gastronomie eingeführt werden. Das erleichtert die Auswahl auch nach Qualitätskriterien. (...)"

Freiwilliges Label bei Erzeugern und im Einzelhandel

In vielen Supermarktketten ist die Haltungsform für Verbraucher zu erkennen. Seit Längerem bietet das Label "Haltungsform" eine Einordnung durch fünf Farbenstufen (externer Link) an. Diese Auszeichnung ist freiwillig.

Ab August 2025 soll auch ein verpflichtendes, staatliches Haltungssiegel kommen. Erst einmal nur für Schweinefleisch. Eine Ausweitung auf verarbeitete Produkte und Gastronomiebetriebe ist zwar angedacht, aber noch nicht konkretisiert.

Ein weiteres Label stellt die "Initiative Tierwohl" als freiwilliges Programm an Erzeuger aus. Die Initiative führt auf ihrer Website aus (externer Link), "dass die Branchen Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung in Sachen Tierwohl aus der Sicht vieler Menschen in Deutschland teilweise Nachholbedarf haben (…)". Sie bezieht sich auf eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative von 2019, in der 89 Prozent der Befragten angaben, dass die Branchen ein ähnliches Angebot schaffen sollten wie der Einzelhandel.

Eine Studie von YouGov 2024 im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa kommt auf andere Zahlen: Demnach wünschen sich rund 39 Prozent der Befragten klare Angaben auf der Speisekarte. Auffällig sind aber die Befragten von 18 bis 35 Jahren: Hier wünscht sich jeder Zweite eine Auszeichnung.

Verbraucherzentrale will auch Gastronomie verpflichtet sehen

Silke Noll von der Verbraucherzentrale Bayern stellt im BR24-Interview klar: "Die Verbraucherzentrale fordert, dass die geplante staatliche Tierhaltungskennzeichnung ausgeweitet wird. (...) Auf andere Fleischsorten, verarbeitete Produkte und die Gastronomie." Es wäre aus Verbrauchersicht wünschenswert, wenn man auch in Restaurants eine informierte Entscheidung treffen könnte.

DEHOGA: "Wohl kaum realisierbar"

Auf BR24-Anfrage erklärt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutsche Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Bundesverbands, dass man eine verpflichtende, tagesaktuelle Kennzeichnung der Tierhaltung oder Tierherkunft in Restaurants ablehne: "Diese stellt einen erheblichen bürokratischen Aufwand für unsere Unternehmer dar. Zu berücksichtigen ist auch der Aufwand bei wechselnden Tageskarten." Aus ihrer Sicht sei es in der Gastronomie "wohl kaum realisierbar", eine Kennzeichnungspflicht umzusetzen.

Silke Noll sieht das anders: "Wenn ich von vornherein sage, es ist mir wichtig, dann ist der Aufwand nicht so groß." Gastronomen, die Wert darauf legten, immer die besseren Haltungsformen 3, 4 und 5 zu wählen und von denselben Händlern kaufen würden, sollten vor keinen größeren Problemen stehen, die Karte dementsprechend anzupassen. Nur wenn dies nicht der Fall ist und man oft nach Angeboten bei verschiedenen Großhändlern einkaufe, wäre der Aufwand größer, so Noll.

Doch auch hier sieht Hartges logistische und organisatorische Probleme. Bei Mischprodukten wie Hackfleisch sei eine klare Kennzeichnung ebenfalls nicht möglich. Zudem wäre es ungewiss, ob immer Fleisch aus bestimmten Haltungen ausreichend für den Gastronomiebetrieb verfügbar ist.

Noll fordert für die Zukunft auch von Handel und Fleischwirtschaft etwas ein: So solle das Angebot von Produkten der Haltungsstufe 3, 4 und 5 ausgeweitet werden, um ein größeres Angebot zu schaffen und den Zugang zu erleichtern.

Regelt es der Markt?

Generell vertraut Hartges auf eine Eigenmotivation der Gastronomen. So gebe es schon viele Restaurants, die freiwillig Angaben über Herkunft und Haltungsform der Fleischgerichte machten. Diese funktioniere dort, wo Gäste selbst ein Interesse daran vorbringen. "Wenn Gäste mehr Kennzeichnung wünschen, werden Gastronomen diesem Bedürfnis sicherlich nachkommen und mündlich Auskunft geben."

Eine Herangehensweise, die bei der Verbraucherzentrale skeptisch gesehen wird: "Ich fürchte, es führt zu nichts, wenn man glaubt, dass es sich von selbst regelt. Die Erfahrungswerte zeigen ja doch: Freiwilliges Vorgehen ist nicht immer erfolgversprechend. Wenn sich das von allein regeln würde, dann würde es keine Haltungsform 1 und 2 mehr geben."

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