Eine Mitarbeiterin arbeitet an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor. Dabei mischt sie isolierte RNA aus Abwasserproben mit PCR-Reagenzien für die spezifische Detektion von SARS-CoV-2.
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Eine Mitarbeiterin arbeitet an einer Sicherheitswerkbank in einem Labor.

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Abwassermonitoring: Coronavirus-Fahndung in der Kanalisation

Abwassermonitoring: Coronavirus-Fahndung in der Kanalisation

Das Coronavirus lässt sich auch im Abwasser nachweisen. Diese Methode ist zuverlässig und zeigt neue Fälle schon Tage vor den offiziellen Meldezahlen an. Auch in Bayern kommt das sogenannte Abwassermonitoring zum Einsatz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das Abwasser verrät viel über die Menschen, die es in der Toilette hinunterspülen. Zum Beispiel, welche Medikamente sie nehmen und welche Drogen. Auch das Coronavirus lässt sich im Abwasser aufspüren, zum Beispiel an einer Abwasser-Pumpstation am nördlichen Münchner Stadtrand. Dort haben Forschende der Technischen Universität (TU) München einen sogenannten Probennehmer installiert. Das ist nicht viel mehr als ein Schlauch, der Abwasser in einen weißen Plastiktopf laufen lässt. Alle zehn Minuten öffnet sich ein Ventil. Dann wird eine kleine Menge aus dem Abwasserstrom gezapft. Innerhalb von 24 Stunden kommen so knapp acht Liter zusammen.

Diese Proben werden in ein Labor an der TU München gebracht und dort aufbereitet und analysiert. PCR-Tests spüren Bruchstücke des Erbguts auf, die nicht mehr infektiös sind. Das Testergebnis zeigt an, wie viel Virus im Einzugsbereich einer Kläranlage vorhanden ist und welche Varianten vorherrschen. Die Auswertung einer Abwasserprobe dauert rund 24 Stunden und kostet rund 50 Euro. Die Personalkosten sind dabei noch nicht eingerechnet.

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Rund acht Liter Abwasser werden im Laufe von 24 Stunden im Münchner Stadtteil Hasenbergl gesammelt und später an der TU München untersucht.

24 Messstationen fürs Abwasser in Bayern

Zwei Dutzend Abwassersammelstellen gibt es inzwischen in Bayern. Auch kleinere Orte sind nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dabei, etwa Glonn bei Ebersberg oder Piding im Berchtesgadener Land. Ziel ist nicht eine flächendeckende Untersuchung des Abwassers. Das würde zu viel Personal erfordern und wäre nicht finanzierbar.

Der Abwasserspezialist Professor Jörg Drewes von der TU München hält die Auswahl dennoch für repräsentativ: "Wir haben Grenzregionen dabei, dann urbane, ländliche und touristisch geprägte Räume und auch Pendlerregionen. Das Programm deckt also sehr viel ab."

Abwassermonitoring schon zu Beginn der Corona-Pandemie

Das Abwassermonitoring-Programm startete zu Beginn der Corona-Pandemie, zunächst mit Forschungsprojekten, etwa an der TU München. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten dort rasch zeigen, dass sie Bruchstücke des Virus tatsächlich zuverlässig im Abwasser finden.

Krank machen diese nicht, wahrscheinlich, weil die Hülle des Virus in der Kanalisation kaputtgeht. Aber Virenfragmente sind aussagekräftig: "Auf die Toilette muss jede und jeder", erklärt Jörg Drewes, "egal ob sich jemand testen lässt oder nicht".

Neue Corona-Varianten früh entdeckt

Die Daten aus dem Abwasser sind eine wertvolle Ergänzung der offiziellen Statistik. Interessant sind sie für die Gesundheitsämter vor allem deshalb, weil sie viel früher verfügbar sind als die Fallzahlen, die vom Robert Koch-Institut veröffentlicht werden. Außerdem zeigen sie rasch an, wenn eine neue Variante des Coronavirus in einer bestimmten Gegend auftaucht.

Angesichts des Potenzials der Methode hat die Europäische Union bereits im März 2021 ihren Mitgliedsstaaten empfohlen, ein solches Abwassermonitoring für Sars-CoV-2 einzuführen. Beispielhaft ist das katalanische System der Abwassertests, mit dem das Einzugsgebiet einer Kläranlage erfasst wird. Ein Farbcode zeigt die virale Last an und ein zweiter Indikator, ob die virale Last ansteigt, gleich bleibt oder absinkt. Auch Deutschland hat nach einigem Zögern seine Aktivitäten bei der Abwassermessung inzwischen ausgebaut. Ab 2025 soll auch auf andere Krankheitserreger im Abwasser getestet werden, etwa Polio- oder Noroviren.

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