Blutprobe für Corona-Antikörpertest
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Für einen Corona-Antikörpertest ist eine Blutprobe nötig

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Faktenfuchs: Was bringen Corona-Antikörpertests?

Faktenfuchs: Was bringen Corona-Antikörpertests?

Die Antikörpertest-Kapazitäten in Bayern sind nicht ausgeschöpft. BR24-Nutzer fragen sich, was Antikörpertests überhaupt bringen. Der Faktenfuchs hat sich angeschaut, was Antikörpertests aussagen, was nicht und wo ihr Einsatz dennoch sinnvoll ist.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Ein Baustein im Kampf gegen SARS CoV-2 sind Corona-Antikörpertest, bei denen festgestellt werden soll, ob man das Virus schon hatte. Die Nachfrage nach solchen Tests ist aber vergleichsweise gering, wie BR24 am 24. Juni berichtete. Bis zum 21. Juni wurden bundesweit knapp 600.000 Corona-Antikörpertests durchgeführt, wie aus Zahlen des Interessenverbands der akkreditierten medizinischen Labore in Deutschland (ALM) hervorgeht. Die tatsächlichen Werte dürften etwas höher sein, nach ALM-Angaben melden rund 85 Prozent der Labore ihre Zahlen an den Verband.

Genaue Zahlen für Bayern gibt es dagegen nicht. Weder das bayerische Gesundheitsministerium noch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) kennen oder erheben nach eigenen Angaben die genaue Anzahl der bisher durchgeführten Corona-Antikörpertests im Freistaat. In den Kommentaren zu unserem Artikel bezweifelten einige Nutzer den Sinn und die Aussagekraft solcher Antikörpertests. Sie fragten unter anderem, ob es stimme, dass der Corona-Antikörpertest nicht richtig funktioniert, wie hoch die Konzentration der Antikörper sein müsse, damit man von einer Immunität sprechen könne, ob man sich trotz Antikörpern ein zweites Mal mit Corona infizieren könne.

Deswegen klären wir in diesem Faktenfuchs, wozu Antikörpertests da sind, was sie aussagen, und welche Fragen noch ungeklärt sind.

Antikörpertest weist Virus indirekt nach

Ein Corona-Antikörpertest untersucht, ob eine Person Antikörper auf das SARS-CoV-2-Virus gebildet hat. Dafür werden ein paar Bluttropfen des Patienten mit Teilen des Virus gemischt und auf Antikörper untersucht: Stoffe, die das Immunsystem des Patienten gebildet hat, um das Virus zu bekämpfen. Diese Labortests weisen eine Infektion mit dem neuen Coronavirus also indirekt nach.

Vom Einsatz sogenannter Antikörper-Schnelltests in der Arztpraxis wird derzeit noch abgeraten, da die Verlässlichkeit solcher Tests noch nicht ausreichend belegt sei, heißt es auf einer Website des Bundesgesundheitsministeriums zum Coronavirus.

Der Vorteil von Antikörper-Labortests: Sie können Klarheit bringen, ob jemand infiziert war, es aber nicht bemerkt hat, weil er oder sie nur leichte oder keine Symptome hatte.

Allerdings bildet ein infizierter Patient Antikörper erst ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung. Deswegen eignen sich Antikörper nicht für eine Akut-Diagnose. Ob jemand aktuell infiziert ist, lässt sich besser anhand eines so genannten PCR-Tests herausfinden, der das Erbgut des Virus in einer Probe aus Rachen, Nase oder tiefen Atemwegen nachweist. Der PCR-Test wird im Alltag als Corona-Test bezeichnet.

Tests können Antikörper gegen verschiedene Viren verwechseln

Das Problem bei Antikörpertests ist ihre Genauigkeit bzw. ihre Treffsicherheit. Zum einen geht es um die Spezifität, das ist die Wahrscheinlichkeit, dass Gesunde richtig diagnostiziert werden. Roche wirbt damit, dass sein im Mai auf den Markt gekommener Antikörpertest eine Spezifität von 99,81 Prozent habe - also dass er fast nur Antikörper aufweise, die das Immunsystem gegen den SARS-CoV-2 bildet und sie nicht mit Antikörpern gegen die vier anderen humanen Coronaviren verwechsle.

Ältere Tests hatten oft ein Problem mit der so genannten Kreuzreaktion: Sie konnten Antikörper, die das Immunsystem wegen einer früheren Infektion mit einem harmlosen anderen Coronavirus gebildet hatte, nicht sicher von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 unterscheiden.

Gefahr der falsch positiven Diagnose

Der zweite wichtige Wert bei diesen Tests ist die Sensitivität, also der Prozentsatz, dass mit dem Coronavirus Infizierte auch als solche erkannt werden. Hier gibt Roche eine Sensitivität von 100 Prozent an. Dazu muss man wissen, dass diese Herstellerangaben auf Experimenten mit einer geringen Anzahl von sehr reinen Blutproben basieren und nicht 1:1 auf die Realität übertragbar sind.

Wenn ein Test fälschlicherweise ergibt, dass eine Person Antikörper gegen das SARS-CoV-2 hat, obwohl sie "nur" Antikörper gegen ein anderes Coronavirus hat (diese Fälle nennt man falsch positiv), kann das dazu führen, dass sich diese Person in einer falschen Sicherheit wiegt und künftig keine Hygiene- und Abstandsregeln mehr beachtet.

Corona-Tests: Vor- und Nachteile
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PCR-Tests, Antikörpertests, Schnelltests. Wie funktionieren die einzelnen Corona-Tests und was sind die Vor- und Nachteile? Ein kurzer Überblick.

Neutralisationstest nötig

Es gibt noch eine weitere Einschränkung bei Antikörpertests: Sie decken alle Antikörper auf, die gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind. Doch nicht jeder Antikörper im Blut bekämpft bzw. neutralisiert das Virus. Um die neutralisierenden Antikörper, die das neue Coronavirus tatsächlich unschädlich machen, nachweisen zu können, ist ein Neutralisationstest an Zellkulturen nötig. Da der Neutralisationstest sehr aufwendig ist, lässt er sich nicht für die gesamte Bevölkerung durchführen.

Wer Antikörper hat, ist nicht automatisch immun

Ohnehin kann man einen positiven Antikörpertest nicht mit einer Immunität gegen Covid-19 gleichsetzen. Von anderen Coronaviren weiß man, dass Genesene, die Antikörper gegen das Virus gebildet hatten, eine gewisse Zeit lang immun waren. Bei Coronaviren, die Erkältungskrankheiten auslösen, ein bis zwei Jahre lang. Beim ersten SARS-Coronavirus bis zu drei Jahre.

Zwar vermuten Virologen, dass das auch beim neuen Coronavirus so sein könnte, der wissenschaftliche Beweis dafür ist aber noch nicht erbracht.

Antikörper bei Webasto-Mitarbeitern nehmen ab

In letzter Zeit gab es einige Studien, die darauf hindeuten, dass die Immunität gegen das neue Coronavirus schnell verschwindet. Eine davon aus München: Im Schwabinger Krankenhaus wurden über mehrere Monate neun am Coronavirus erkrankte Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Zahl der Antikörper bei einigen im Laufe der Zeit abgenommen hat.

“Wir haben in der Nachsorge unserer Patienten gesehen, dass bei einem Teil, sprich bei 40 Prozent, im Verlauf ein Verlust an neutralisierenden Antikörpern stattgefunden hat. Das deutet daraufhin, dass keine Langzeitimmunität gegeben sein könnte bei diesen Patienten und diese sich eventuell auch wieder mit Sars-CoV-2 anstecken könnten.” Clemens Wendtner, Chefarzt im Krankenhaus Schwabing

Allerdings bekämpfen nicht nur Antikörper krankmachende Erreger. Auch eine andere Gruppe von weißen Blutzellen, die T-Lymphozyten oder kurz T-Zellen genannt, erkennt körperfremde Stoffe und setzt sich zur Wehr.

"Die T-Zellen sind die andere Achse des Immunsystems. Zurzeit laufen Untersuchungen, ob Patienten eventuell durch T-Zellen geschützt werden, so dass sie sich nicht erneut mit Sars-CoV-2 anstecken können.“ Clemens Wendtner, Chefarzt im Krankenhaus Schwabing
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Eine Mitarbeiterin des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg pipettiert Coronaproben.

RKI arbeitet mit Antikörpertests, um Infektionsverlauf beurteilen zu können

Um herauszufinden, wie weit das neue Coronavirus in Deutschland tatsächlich verbreitet ist, verwendet auch das Robert Koch-Institut Antikörpertests. Mit drei verschiedenen Studien will das RKI ermitteln, wie viele Menschen bereits eine Infektion durchgemacht haben und zumindest für eine gewisse Zeit immun sind. Häufig verläuft die Infektion mild oder sogar unbemerkt. So lässt sich einerseits die Dunkelziffer der Corona-Infizierten ermitteln, andererseits bieten die Tests auch die Möglichkeit, Infektionsketten nachzuvollziehen.

Im September startet das RKI eine bundesweite repräsentative Antikörper-Studie, bei der 15.000 Personen ab 18 Jahre an 150 Studienorten untersucht werden.

Schon gestartet ist die Studie "Corona-Monitoring lokal" bei, der das RKI auch vier deutsche Corona-Hotspots untersucht, darunter Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim.

Ischgl: 42,2 Prozent der Studienteilnehmer hatten Corona

Auch der österreichische Ski-Tourismus-Ort Ischgl war ein Corona-Hotspot. In einer Studie fand die Medizinische Universität Innsbruck heraus, dass 42,2 Prozent der knapp 1.500 Teilnehmer (was fast 80 Prozent der Ischgler Bevölkerung entspricht), Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben, das Virus also gehabt haben. "Der Anteil der positiv Getesteten liegt damit etwa sechs Mal höher (bei Kindern zehn Mal höher) als die Zahl der zuvor mittels PCR positiv getesteten Personen", heißt es in einer Zusammenfassung der Studienergebnisse auf der Website der Medizinischen Universität Innsbruck.

Besonders interessant an den Ergebnissen der Studie in Ischgl ist, dass ein Großteil der Personen mit Antikörpern erst durch die Studie als Coronafälle identifiziert wurde. "Das unterstreicht, wie wichtig die Durchführung von Antikörper-Studien ist", schreibt Peter Willeit, Epidemiologe an der Innsbrucker Univ.-Klinik der Neurologie, in dem Artikel.

Wie sinnvoll sind Antikörpertests in großen Massen?

Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, befürwortet im NDR Podcast Corona-Update Antikörper-Massenscreenings, "um herauszukriegen, ob die Antikörperrate in der Bevölkerung sich ändert", weist aber darauf hin, dass man positive Befunde mit einem zweiten Test, zum Beispiel einem Neutralisationstest, bestätigen sollte, um falsch positive Befunde zu erkennen. Dieses aufwendige Verfahren lasse sich nur leisten, so lange es in Deutschland wenig echte Infektionen gebe. Sollte die Infektionszahl steigen, könne man die Neutralisationstests nicht mehr leisten, allerdings sei dann auch die Restunsicherheit, ein falsch positives Ergebnis zu haben, auch viel kleiner geworden.

Bundesgesundheitsministerium bestellt Millionen Antikörpertests

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befürwortet Antikörpertests, weil sie "einen entscheidenden Einblick in das Ausbruchsgeschehen" gäben, sagte Spahn Anfang Mai bei einem Besuch im Roche-Werk in Penzberg. Das Ministerium will mehrere Millionen Antikörpertests anschaffen - und befindet sich dazu in Vertragsverhandlungen mit der Firma Roche. Schon bald könne sich in Deutschland grundsätzlich jeder "nach Verfügbarkeit" testen lassen, sagte Spahn.

Seit kurzem kann das Gesundheitsministerium die gesetzlichen Krankenkassen dazu verpflichten, die Kosten für solche Antikörpertests (ca 40-60 Euro) zu übernehmen. Allerdings hat das Ministerium zunächst darauf verzichtet, "weil nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft noch ungeklärt ist, inwieweit ein Antikörpernachweis mit dem Vorliegen einer Immunität korreliert", wie eine Sprecherin des Gesundheitsminsiteriums auf BR24-Anfrage schreibt.

Fazit

Corona-Antikörpertests weisen das Virus indirekt nach, indem sie Antikörper gegen SARS-Cov2 anzeigen. Da sich diese erst nach einigen Tagen bilden, eignen sich Antikörpertests nicht für eine akute Diagnose. Epidemiologen wollen mit Hilfe von Antikörpertests aufzeigen, wie viele Menschen das Virus schon überstanden haben. Das ist besonders gut im österreichischen Corona-Hotspot Ischgl gelungen. Auch in Deutschland führt das Robert Koch-Institut solche Hotspot-Studien durch.

Allerdings lassen sich durch das Vorhandensein von Antikörpern keine Rückschlüsse darauf ziehen, ob und falls ja, wie lange eine Person immun gegen das Coronavirus ist. Um hier gesicherte Kenntnisse zu gewinnen, ist weitere Forschung nötig.

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30.06.2020, 10.14 Uhr: Wir haben im Einstieg des Textes eine Angabe zu Zahlen in Bayern korrigiert. Hier war beim Übertragen der Angaben im zitierten Text in diesen #Faktenfuchs ein Fehler passiert.