Gerüche haben viele Funktionen. Sie spielen beim Schmecken eine große Rolle und wecken zum Beispiel Erinnerungen an vergangene Tage. Wir können Düfte tatsächlich erlernen und abspeichern. Diese Düfte prägen sich dann in unserem Gehirn ein. Und zwar in dem Kontext, in dem wir sie erlebt haben.
"Wenn ich zum Beispiel als Männernase zehn Mal hintereinander immer ein junges hübsches Mädchen sehe, das einen ganz bestimmten Duft trägt, dann werde ich diesen Duft mit 'jung und schlank' in meinem Gehirn abspeichern. Und wenn dann eine ältere, etwas fülligere Dame diesen Duft trägt, werde ich sie jünger und schlanker schätzen." Prof Hanns Hatt, Geruchsforscher, Ruhr-Uni Bochum 2019
Duftmarketing im Handel ein großes Thema
Weil Duftstoffe solche "Macht" haben, werden sie überall eingesetzt: in Parfüms, Wasch- und Reinigungsmitteln, Cremes oder Shampoos. Nicht einmal öffentliche Räume wie Restaurants, Flughäfen und Arztpraxen sind vor der Dauerbeduftung sicher. Auch Kaufhäuser, Boutiquen oder Einkaufscenter versuchen, mit Wohlgerüchen die Kauflaune der Kunden zu erhöhen.
Duftstoffe können Kontaktallergien auslösen
Doch eine unkontrollierbare Dauerbeduftung kann zum Problem werden, denn viele Duftstoffe können Unverträglichkeiten oder Allergien auslösen. Neben Nickel gelten Düfte als stärkstes Kontaktallergen. Das ist in der Regel eine erworbene Allergie, die durch häufigen Kontakt mit dem jeweiligen Stoff zu einer Sensibilisierung und damit zur allergischen Reaktion führt. Häufig treten Kontaktallergien nach jahrelanger Beschwerdefreiheit erst im mittleren Lebensalter auf.
Nicht lebensbedrohlich, aber unangenehm
Jucken, Brennen, Hautekzeme - manchmal erst Tage oder sogar Wochen nach dem Kontakt kommt es zu Beschwerden. Dabei handelt es sich bei einer Duftstoffallergie um eine Typ-IV-Allergie. Anders als bei einer Typ-I-Allergie (ausgelöst durch zum Beispiel Pollen oder Insektengift), kann es NICHT zum allergischen Schock kommen, der lebensbedrohlich ist.
Giftstoffe statt Duftstoffe
Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel, Erschöpfung, ja sogar Depressionen können Symptome für eine Duftstoffallergie oder -unverträglichkeit sein. Ausgelöst werden sie durch natürliche und künstliche Stoffe, die die Menschen einatmen. Diese Stoffe befinden sich nicht nur in Parfums oder Seife, sondern zum Beispiel auch in Teppichklebern oder Anti-Insektenmitteln. Deshalb sprechen Wissenschaftler auch von einer multiplen chemischen Überempfindlichkeit.
Duftstoffallergie kann zur Berufsunfähigkeit führen
Eine Kontaktallergie kann für die Betroffenen sehr belastend sein - vor allem bei starken Hautausschlägen - oder auch, wenn deshalb der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Bei der Patientenaufnahme in Kliniken wurde beobachtet, dass neben Friseuren und anderen Personen, die viel mit Duftstoffen arbeiten, überraschenderweise Krankenschwestern und Menschen in anderen Pflegeberufen häufig allergisch auf Duftstoffe reagieren. Man vermutet, dass sie durch häufiges Händewaschen, Hände desinfizieren und das Verwenden von Pflegeprodukten für die Patienten eine Allergie entwickeln. Außerdem wurde hinter dem Allergieanstieg auch der Trend zur Aromatherapie in Krankenhäusern vermutet.
Verzicht auf Duftstoffe im privaten Raum
Der Beduftung in Geschäften kann man kaum entgehen. Aber im privaten Raum kann man darauf verzichten. Schlechte Luft ist zwar unangenehm, doch da hilft ganz einfach Lüften. Denn Raumsprays, Lufterfrischer und Duftlampen überdecken Gerüche nur, statt sie zu beseitigen. Außerdem müssen Duftstoffe - zum Beispiel in Duftkerzen oder Raumbeduftern - nicht deklariert werden. Mehr als "Vorsicht, es kann Allergien hervorrufen" oder "enthält allergene Inhaltsstoffe" ist bei den eingesetzten Raumdüften oft nicht vermerkt, Das kann für Menschen mit einer Duftstoffunverträglichkeit unangenehm werden.
Tipp - natürliche Duftquellen
Wer nicht auf Wohlgeruch verzichten möchte, kann getrocknete Nelken in eine Orange stecken. Die Orange verströmt ein fruchtiges Aroma, die Nelken wirken sogar desinfizierend.