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Akute und chronische Darmerkrankungen treffen immer mehr Menschen. In Studien wurde untersucht, ob eine Stuhltransplantation helfen kann.

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Kann eine Stuhltransplantation bei Darmbeschwerden helfen?

Kann eine Stuhltransplantation bei Darmbeschwerden helfen?

Immer mehr Menschen leiden an Durchfallerkrankungen. Eine Therapie kann sein, den Stuhl aus dem Darm gesunder Menschen auf Patienten zu übertragen. Forschende haben sich jetzt angeschaut, bei welchen Darmerkrankungen das helfen kann.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in unserem Darm leben, ist ganz entscheidend dafür, wie gesund wir sind. Manche Forscher vermuten, ein gestörtes Mikrobiom könnte sogar die Ursache für Krankheiten wie Parkinson, Übergewicht, Diabetes oder auch Depressionen sein. Ziemlich klar ist aber, dass ein gestörtes Mikrobiom mit entzündlichen Darmerkrankungen zusammenhängt.

Die Cochrane Collaboration, ein unabhängiges Netzwerk von Forschenden und Ärzten, hat jetzt zwei Übersichtsstudien vorgelegt, die der Frage nachgehen, bei welchen Darmerkrankungen eine Stuhltransplantation sinnvoll sein könnte.

Unterschiedliche Ursachen für Darmerkrankungen - unterschiedliche Therapien

Durchfall, Schmerzen und heftige Bauchkrämpfe sind Anzeichen einer Darmentzündung. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein. Es gibt Durchfallerkrankungen, die durch Bakterien verursacht werden, aber auch chronische Erkrankungen, die vermutlich durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst werden. In den wohlhabenden Industriestaaten sind immer mehr Menschen von solchen Darmkrankheiten betroffen. Deshalb stellt sich auch immer drängender die Frage, wie man sie effektiv behandeln kann. Eine mögliche Therapie besteht darin, Mikroben aus dem Darm gesunder Menschen auf Patienten zu übertragen.

"Im Rahmen dieser hochwertigen Cochrane-Studie hat man untersucht, ob fäkale Mikrobiotika-Transplantationen - also Behandlungen, bei denen Stuhl transferiert wird - einen positiven oder negativen Effekt auf Patienten mit einer gewissen Krankheit in zwei spezifischen Krankheitsgruppen haben," erklärt Alexander Link vom Magdeburger Uniklinikum. Er erforscht Darmkrankheiten, die mit dem Mikrobiom zusammenhängen.

Clostridium difficile: Antibiotika bringen Darmflora durcheinander

Akute Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile und chronische Entzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa können mit Stuhltransplantationen behandelt werden. Die Infektion mit Clostridium difficile kann entstehen, wenn man häufig Antibiotika einnimmt. Das kann die Balance der Darmflora durcheinanderbringen, wodurch sich diese gefährlichen Bakterien ausbreiten, erklärt die Infektiologin Maria Vehreschild von der Universität Frankfurt.

Ihr Schwerpunkt ist die Mikrobiomforschung: "Bei der Clostridium-difficile-Infektion haben wir eine Deregulierung des Gallensalzstoffwechsels im Darm und der ermöglicht die Ausschüttung von Giftstoffen und die Vermehrung dieser Clostridien. Diese Deregulation kann aufgehoben werden durch eine Erneuerung der Darmmikrobiotika. Dann können sich die Clostridien nicht mehr so gut vermehren und nicht mehr so gut Giftstoffe ausschütten."

Stuhltransplantation bei wiederkehrenden Infektionen erfolgreich

In weit über 70 Prozent aller Fälle, bei denen Menschen unter ständig wiederkehrenden Infektionen mit diesem Bakterium leiden, ist eine Stuhltransplantation erfolgreich, zeigt die Übersichtsstudie der Cochrane-Forschenden. Das bestätigt die Erkenntnisse der deutschen Mediziner. Damit sei diese Behandlung den herkömmlichen Therapien weit überlegen, betont Alexander Link. Und zwar so sehr, dass einzelne Studien sogar abgebrochen werden mussten, um Patienten unnötiges Leiden zu ersparen, weil die herkömmlichen Medikamente nicht anschlugen, die Stuhltransplantation in der Vergleichsgruppe aber schon.

"Da hat man gesehen, dass es so effektiv wirksam ist und unethisch wäre, diese Therapie nicht durchzuführen, auch wenn sie noch nicht in allen Bereichen so durchgekommen ist."

Zu wenig Studien für chronische Erkrankungen

Bei der zweiten großen Gruppe von Darmkrankheiten, den chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, standen die Cochrane-Forschenden vor dem Problem, dass bisher nur sehr wenige Studien vorliegen, die untersucht haben, ob der Austausch des Mikrobioms in solchen Fällen überhaupt sinnvoll ist, so die Infektiologin Maria Vehreschild: "Bei den entzündlichen Darmerkrankungen verhält es sich komplexer. Erstmal hat diese Analyse gezeigt, dass wir zu Morbus Crohn grundsätzlich sehr wenige Daten haben und deshalb gar nicht gut Aussagen treffen können. Zu Colitis Ulcerosa gibt es mehr Studien, da ist der Effekt aber nicht so ausgeprägt wie bei der Infektionstherapie gegen Clostridium difficile."

Bei diesen entzündlichen Darmerkrankungen, die vor allem junge Menschen betreffen, sind die Ursachen bisher wenig bis gar nicht bekannt. Die Forschenden vermuten, dass das Mikrobiom für die Entstehung nicht so wichtig ist wie bei der bakteriellen Infektion. Ganz klar ist das aber noch nicht. Bislang ist die Therapie der Stuhltransplantation nur in den USA zugelassen, in Deutschland wird sie nicht von der Krankenkasse übernommen.

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