Nerze auf Nerzfarm in Nord-Jütland
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Nerze auf Nerzfarm in Nord-Jütland

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Streit um Nerz-Tötungen in Dänemark

Streit um Nerz-Tötungen in Dänemark

In Nerzfarmen im dänischen Nordjütland sind bei Nerzen mutierte Formen des Coronavirus entdeckt worden. Daraufhin wurden massenhaft Tiere gekeult. Ohne rechtliche Grundlage, wie sich nun herausstellte. Der Landwirtschaftsminister trat zurück.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das dänische Recht sieht es zwar vor, dass kranke Tiere gekeult werden. Nicht jedoch massenhaft gesunde Tiere. Das ist aber auf den vom Coronavirus befallenen Nerz-Farmen passiert. Der dänische Landwirtschaftsminister geriet in die Kritik und nahm seinen Hut. Inzwischen stimmte das dänische Parlament den Massen-Keulungen mehrheitlich zu.

Eine Woche Lockdown in Nordjütland

Mehr als 280.000 Menschen in Nordjütland mussten eine Woche in den regionalen Lockdown gehen, Unterricht gab es nur von der Ferne aus, der Nahverkehr wurde eingestellt und Kneipen sowie Restaurants geschlossen. Inzwischen wurden die Maßnahmen gelockert und die Menschen in den sieben betroffenen Gemeinden Nordjütlands dürfen sich wieder über die kommunalen Grenzen bewegen. Nicht aber in andere Landesteile reisen.

Warum dänische Nerze gekeult werden

Die Regierung in Kopenhagen hatte am 4. November 2020 angekündigt, dass alle Nerze im Land gekeult werden. Dass das Coronavirus von Tier auf Mensch übertragen wurde, war schon bekannt und nennt sich Zoonose. Neu ist, dass bei Nerzen mutierte Coronaviren entdeckt wurden. Eine Variante, "Cluster 5" genannt, sahen Experten mit Sorge. Diese war bisher noch nicht beobachtet worden, sagte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 7. November. Mehr als 200 Menschen hatten sich insgesamt seit Juni 2020 in Dänemark mit verschiedenen mutierten Coronaviren aus Nerzen angesteckt, aber nur zwölf davon mit der "Cluster 5"-Virusmutation.

Inzwischen wird in Dänemark heftig diskutiert, ob die" Cluster 5"-Mutation wirklich gefährlicher ist als andere Mutationen. Warum Nordjütland und Dänemark? Etwa 15 bis 17 Millionen Nerze werden in dem Land in Nerzfarmen gehalten, um ihr Fell unter anderem für Pelzmäntel zu verarbeiten. Dänemark ist der weltweit größte Produzent von Nerzfellen. Im Land gibt es derzeit 1.139 Zuchtfarmen. Besonders viele davon sind in Nordjütland angesiedelt.

Mutiertes Coronavirus - welche Gefahr das birgt

Die zwölf mit der Coronavirusmutation "Cluster 5" infizierten Menschen - elf in Nordjütland und einer weitere Person - hatten nach Angaben der dänischen Gesundheitsbehörden keine schwereren Symptome als andere Corona-Infizierte. Ob die Gefahr besteht, dass ein mutiertes Coronavirus schlechter mit einem Impfstoff, wenn es denn künftig einen gibt, bekämpft werden kann als das bisher bekannte Coronavirus, ist momentan unklar.

Nerz-Farm
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Nerz auf einer Nerz-Farm

Mensch und Tier - wer infiziert wen mit dem Coronavirus?

Weil diese interessante Frage in den Kommentaren gestellt wurde, hier die Antwort: Der Mensch hat sich das Coronavirus wahrscheinlich über andere Tiere von der Fledermaus eingefangen. Seither ist nicht bekannt, dass weitere Tiere Menschen angesteckt haben. Es sind aber wenige Fälle nachgewiesen worden, in denen Menschen Tiere angesteckt haben: und zwar Haustierbesitzer ihre Katze oder ihren Hund sowie Zoowärter Tiger im Tierpark. Vor allem Tiere, die zu den Katzenartigen gehören, sind gefährdet.

Nutztiere wie Schweine und Geflügel sind nicht empfänglich für das Coronavirus - das wurde getestet, sagt Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald. Auch Rinder sind weitgehend immun gegen SARS-CoV-2.

Nerze und Corona-Infektionen

Bei den Nerzen liegt der Fall anders: Es gab Infektionen auf einer Nerzfarm in den Niederlanden, die darauf schließen lassen, dass erst Menschen die Tiere in der Nerzfarm angesteckt haben, dann die Tiere die Menschen. Auch in den Niederlanden und Spanien sowie Italien, Schweden und den USA wurden daher inzwischen massenhaft Nerze auf Nerzfarmen getötet. Nach Dänemark, China und Polen sind die Niederlande weltweit viertgrößter Produzent von Pelzen. In Deutschland gibt es keine Nerzfarmen, weil die Haltung von Nerzen als Pelztiere verboten sei, gab das Friedrich-Loeffler-Institut bekannt.

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Menschen können Haustiere, vor allem Katzen, mit dem Coronavirus anstecken. Andersherum wurde das noch nicht nachgewiesen

Großbritannien verhängt Einreiseverbot für Dänen

Das Einreiseverbot gilt seit 7. November für dänische Staatsbürger, die keinen ständigen Wohnsitz im Vereinigten Königreich haben. Zudem dürfen Ausländer nicht mehr über Dänemark nach Großbritannien einreisen, teilte Verkehrsminister Grant Shapps mit. Das gilt nicht für britische Staatsbürger, die aus Dänemark kommen: Sie dürfen zwar einreisen, müssen aber für zwei Wochen in Selbstisolation. Noch gibt es keine Informationen, ob das Einreiseverbot aufgehoben wurde.

Nerze in Käfigen
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Coronavirus - Dänemark tötet aus Corona-Sorge alle Nerze

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