Coronavirus - Impfstoff
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Corona-Impfstoff wird auf eine Spritze aufgezogen. Im Herbst soll es an Omikron angepasste Impfstoffe geben.

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Vierte Corona-Impfung: Warten auf die neuen Impfstoffe?

Vierte Corona-Impfung: Warten auf die neuen Impfstoffe?

Menschen über 60 und Vorerkrankte sollen sich vier Mal gegen das Coronavirus impfen lassen, rät die Stiko. Warum das nicht für Jüngere und Gesunde gilt, was trotzdem für eine Impfung spricht und ob es sich lohnt, auf neue Impfstoffe zu warten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine Frage, viele Antworten: Wer soll eine vierte Impfung gegen das Coronavirus bekommen? Die europäische Arzneimittelagentur EMA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC empfehlen die vierte Impfung für alle ab 60 Jahren schon länger, im August 2022 hat sich auch die Ständige Impfkommission (Stiko) für diese zweite Auffrischungsimpfung ausgesprochen, "mit dem primären Ziel, besonders gefährdete Personen noch besser vor schweren Covid-19-Erkrankungen und Covid-19-bedingten Todesfällen zu schützen". Deshalb empfiehlt die Stiko die vierte Impfung auch für alle Menschen ab fünf Jahren, die wegen einer Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko haben, dass eine Erkrankung am Coronavirus einen schweren Verlauf nehmen könnte.

Vierte Corona-Impfung für Menschen ab 60

Normalerweise soll die vierte Impfung frühestens sechs Monate nach dem ersten Booster oder der letzten Corona-Infektion erfolgen. Nur in begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, so die Stiko.

Für Ärzte ist es in der Regel angenehmer, wenn es eine Stiko-Empfehlung für eine Impfung gibt, auch wenn sie kein Haftungsrisiko tragen, wenn sie ohne Empfehlung impfen. Die vierte Impfdosis ist übrigens wie auch die ersten drei Spritzen kostenlos: Die Corona-Impfungen finanziert weiterhin der Bund.

An Omikron angepasste Impfstoffe ab Anfang September

Falls keine Unverträglichkeiten dagegensprechen, kommen bei der vierten Impfung die mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna zum Einsatz. Welcher von beiden, spielt keine Rolle: Wer ein oder mehrmals den mRNA-Impfstoff von Biontech bekommen hat, kann beim vierten Mal denjenigen von Moderna erhalten und umgekehrt.

Von beiden Unternehmen gibt es jetzt auch neue Impfstoffe, die an Omikron angepasst sind und für die Auffrischungsimpfung verwendet werden sollen. Die beiden Vakzine haben am 1. September ihre Zulassung in Europa erhalten, die Auslieferung könnte schon am 5. September beginnen. Sowohl der Moderna- wie der Biontech-Impfstoff sind auf die Omikron-Subtype BA.1 angepasst, helfen aber auch besser als bisherige Impfstoffe gegen die derzeit vorherrschende Omikron-Subtype BA.5.

Biontech ist zugleich aber schon an einem weiteren Impfstoff, der gezielt an die Omikron-Subtype BA.5 angepasst wurde. In den USA hat die Gesundheitsbehörde FDA diesem Impfstoff am 31. August eine Notfallzulassung erteilt. Da aber noch nicht ausreichend Daten über klinische Tests vorliegen, ist eine Zulassung in Europa jetzt noch nicht zu erwarten. Moderna arbeitet ebenfalls bereits an einem Impfstoff, der an die Untervarianten BA.4 und BA.5 angepasst ist. Einen Zeitplan für dessen Zulassung gibt es aber noch nicht.

Mit vierter Impfung auf die neuen Impfstoffe warten?

Ob es sich lohnt, für die vierte Impfdosis auf die Impfstoffe zu warten, die genau an BA.4 und BA.5 angepasst sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wer wegen seines Alters und Immunsystems ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 hat, sollte sich lieber möglichst bald einen zweiten Booster geben lassen, falls die dritte Impfung schon längere Zeit her ist.

Auch die bisherigen Impfstoffe schützen einige Zeit vor Ansteckung, aber insbesondere vor einer Einweisung ins Krankenhaus oder Schlimmerem wegen Corona. Und der an die Omikron-Subtype BA.1 angepasste, neu zugelassene Impfstoff schützt zwar besonders gut gegen BA.1, aber gegen den derzeit vorherrschenden BA.5-Subtyp um ein Vielfaches besser als die Impfstoffe, die bislang im Einsatz waren.

Drei Corona-Impfungen brauchen alle

Alle in Deutschland eingesetzten Corona-Impfstoffe wurden vor ihrer Zulassung darauf geprüft, ob und wie gut sie nach zwei Impfdosen oder nur einer Dosis (Impfstoff von Johnson & Johnson) vor einem schweren Verlauf von Covid-19 schützen. Das tun sie alle sehr gut. Allerdings haben inzwischen Studien gezeigt: Nach einigen Monaten ist eine dritte Spitze notwendig, um einen anhaltenden Schutz zu gewährleisten.

"Die bisherige dritte Impfung sollte als ganz normale letzte Impfung eines Grundschemas angesehen werden", sagt Andreas Thiel, Leiter der Arbeitsgruppe Regenerative Immunologie und Altern an der Charité Berlin. Eine weitere Impfung darüber hinaus bringt bei immungesunden Menschen kaum etwas. "Die Bilanz der bisher durchgeführten vierten Impfung ist ernüchternd. Sie deutet darauf hin, dass drei Impfungen reichen, um ein stabiles immunologisches Gedächtnis gegen SARS-CoV-2 und seine Varianten aufzubauen. Es schützt uns langfristig gegen schwere Erkrankung und Tod, aber leider nicht vor Ansteckung", sagt Andreas Radbruch, Leiter des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ). Zwar gebe es kurz nach der vierten Impfung einen gewissen Schutz vor Ansteckung, der sei aber "bescheiden" und nur von kurzer Dauer.

Booster sinnvoll bei schwachem Immunschutz

Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen oder anderen Risikofaktoren profitieren hingegen deutlich von der vierten Impfdosis. Ihr Immungedächtnis hat auch nach drei Impfungen oft keine effektive Antwort auf das Coronavirus parat. Eine Auffrischungsimpfung erinnert es wieder an den Krankheitserreger. Die Zahl der Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut steigt an, ebenso auf den Schleimhäuten der Atemwege, wo das Virus in den menschlichen Körper eindringt.

Eine Booster-Impfung verbessert darüber hinaus auch die Qualität des Immungedächtnisses, sagt Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich: "Das bedeutet zum Beispiel, dass bei einer Auffrischimpfung auch neue Antikörper gebildet werden, die stärker an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 binden oder neue Stellen des Spike-Proteins erkennen können, was auch einen besseren Schutz gegen neue SARS-CoV-2-Varianten mit sich bringt." In manchen Bereichen mutiert das Spike-Protein nämlich kaum oder gar nicht. Antikörper, die diese Stellen erkennen, können voraussichtlich auch kommende Virusvarianten abwehren.

Fünfte Impfung soll vor Infektion schützen

Auch eine fünfte Impfdosis gegen das Coronavirus wird inzwischen diskutiert. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, hält diese für ältere Menschen im Herbst unter Umständen für angebracht: "Sollte es ab Oktober einen Impfstoff geben, der vor der Infektion mit den Varianten BA.4 oder BA.5 schützt, wäre eine fünfte Impfung sinnvoll."

Deren wesentlicher Zweck wäre also zu verhindern, dass sich Ältere mit den gerade kursierenden Varianten überhaupt anstecken. Die fünfte Impfdosis würde aber auch den Schutz vor einem schweren Covid-19-Verlauf auffrischen, vorausgesetzt, das Immunsystem ist dauerhaft geschwächt und die vierte Dosis schon einige Zeit her.

Keine Hinweise auf "überimpfen"

Belege, dass zu viele Corona-Impfungen den Immunschutz verschlechtern könnten, gibt es derzeit nicht. Wenn das Immunsystem noch ausreichend Schutz bietet, passiert bei einer Impfung nicht viel: "Noch vorhandene Antikörper fangen den Impfstoff dann unter Umständen so effizient weg, dass nur eine geringe erneute Aktivierung des immunologischen Gedächtnisses stattfindet", sagt Andreas Thiel. "Die Immunität gegen einen Erreger oder eine Impfung ist im Allgemeinen 'gedeckelt'. Das heißt, dass das Immunsystem sein immunologisches Gedächtnis gegen einen Erreger nicht ins Unendliche steigern kann."

Selbst bei jenen Menschen, die sich zahlreiche Male gegen Covid-19 impfen ließen, seien keine starken Nebenwirkungen bekannt. Auch bei Mitarbeitern von Hochsicherheitslaboren, die jährlich gegen Pocken geimpft wurden, gab es bei wiederholten Booster-Impfungen keine negativen Effekte. Gleiches gelte für die jährlichen Impfungen gegen Influenza.

Allerdings kann jede Impfung unangenehme Impfreaktionen hervorrufen. Darüber hinaus ist auch nicht auszuschließen, dass das Immunsystem bei einzelnen Geimpften gegen andere Bestandteile des Impfstoffs als das Spike-Protein reagiert, sagt Andreas Radbruch. Dadurch könnten Unverträglichkeiten bei ähnlich aufgebauten Impfstoffen entstehen. "Beim Impfen gilt nicht 'viel hilft viel'", betont Radbruch.

Genug Zeit zwischen Corona-Impfungen lassen

Die Wirkung der Impfung hängt aber nicht nur von der Zahl der Dosen ab, sondern auch davon, in welchem zeitlichen Abstand sie gegeben werden. Inzwischen hat sich gezeigt: Längere Abstände zwischen den Spritzen sorgen für einen stärkeren und längeren Schutz .

Das gilt besonders für den Abstand zwischen zweiter und dritter Dosis, sagt Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen. Im Idealfall sollten dies nicht weniger als sechs Monate sein. Das gelte auch für den Abstand zwischen dritter und vierter Dosis, also dem empfohlenen Booster für Risikogruppen. Nur dann sei gewährleistet, dass die Impfung tatsächlich eine effektive Antwort des Immunsystems auslöst.

Fazit: Wer braucht eine vierte Corona-Impfung?

Menschen mit einem intakten Immunsystem bauen mit drei Impfdosen einen sehr guten Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 auf. Das gilt auch bei einer Infektion mit der Variante Omikron und ihren Untervarianten. Eine vierte Dosis macht ihren Immunschutz weder besser noch schlechter. Ältere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem profitierten hingegen von einer vierten Impfung, da ihr Immunschutz wieder aktiviert wird.

Corona-Impfung
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Wie sinnvoll ist mehrfaches Boostern? Einen wissenschaftlichen Konsens zu dieser Frage gibt es bisher nicht.

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