Grasendes Rind in Texas
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Experten sind überrascht, dass Rinder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert sind.

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Vogelgrippe bei Rindern in den USA beunruhigt Wissenschaftler

Vogelgrippe bei Rindern in den USA beunruhigt Wissenschaftler

In den Vereinigten Staaten wurde erstmals bei Milchkühen eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 festgestellt. Das löst Besorgnis aus, denn der Befall der Nutztiere erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus auf den Menschen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Das Influenza-Virus H5N1 grassiert inzwischen fast auf der ganzen Welt und lässt vor allem Vögel an der Vogelgrippe erkranken, die auch Geflügelpest genannt wird. Gelegentlich befällt das Virus aber auch Säugetiere, obwohl diese weniger empfänglich sind. Infiziert haben sich zum Beispiel bereits Nerze, Robben, Schweine, Pferde und Katzen.

In den USA haben sich nun auch Milchkühe mit H5N1 angesteckt. Zwischen Ende März und Ende April registrierte das US-Agrarministerium den Erreger in mehr als 30 Milchviehbetrieben in verschiedenen Bundesstaaten. Auch in der Milch selbst wurden Bestandteile des Virus nachgewiesen. In rund 20 Prozent der getesteten Proben von Milch aus dem Supermarkt fanden sich Bestandteile des Vogelgrippevirus H5N1. Die Virusfragmente sind jedoch nicht in der Lage, eine Infektion zu verursachen. Eine Gefahr für den Menschen besteht nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde FDA nicht: Das Virus wird durch das Erhitzen beim üblichen Pasteurisieren der Milch abgetötet.

Wachsende Sorge vor Mutationen des Vogelgrippe-Virus

Angesichts vieler infizierter Vögel und auch Säugetiere in vielen Gegenden der Welt befürchten Forscher, dass sich das hochpathogene Vogelgrippe-Virus weiter verändert und irgendwann auch für den Menschen gefährlich werden könnte. Die Kühe in den USA haben sich mit einer bestimmten Linie des H5N1-Grippevirus angesteckt, der sogenannten Klade 2.3.4.4b. Damit waren in den vergangenen Jahren weltweit Wildvögel und Geflügelbestände infiziert.

Die Vogelgrippe ist inzwischen eine Pandemie im Tierreich, eine sogenannte Panzootie. Das bedeutet, dass es nicht bei Millionen von toten Vögeln bleibt. In Chile und Peru etwa erkrankten tausende Seelöwen an der Vogelgrippe und verendeten daran.

Vogelgrippe-Infektion überrascht Experten

"Mich überrascht es sehr, dass Kühe nun infiziert sind", sagt Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald, das für die Prävention, Diagnose und Bekämpfung von Tierseuchen in Deutschland zuständig ist. Aus einem Infektionsversuch von 2006 habe das Institut damals geschlossen, dass Rinder "wohl kaum gefährdet" seien.

Derzeit sei das Virus noch "maximal" an Vögel angepasst und habe ein geringes Potenzial, Menschen zu infizieren. Bislang tue der Erreger sich etwa noch schwer damit, die angeborene Immunität des Menschen gegen das Vogelgrippe-Virus zu überwinden. "Doch jeder neue Säugetier-Wirt kann das Virus dem Menschen ein Stück näherbringen."

Vogelgrippe-Pandemie unter Menschen derzeit unwahrscheinlich

Auch der Virologe Martin Schwemmle vom Universitätsklinikum Freiburg ist überrascht, dass der Erreger Milchvieh infizieren konnte und dass er nur wenige Mutationen brauchte, um sich in Kühen zu vermehren. Eine Ausbreitung des Virus bei Menschen in Form einer Epidemie oder gar Pandemie hält jedoch er derzeit für "eher unwahrscheinlich". Dazu habe sich das Virus noch nicht genügend an den Menschen angepasst.

Bislang wurde in den USA nur ein Fall einer Übertragung von Kühen auf einen Menschen bekannt. Der Infizierte erkrankte nicht schwer, sondern bekam lediglich eine Bindehautentzündung. Doch Beer verweist auf viele nicht gemeldete Arbeiter in den USA, "vor allem auf Rinderfarmen". Es werde daher sehr schwer sein, herauszufinden, wer tatsächlich Kontakt mit welchen Tieren hatte.

Seit 2021 hat die WHO insgesamt 28 Fälle von Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen registriert, bei rund der Hälfte handelte es sich um die Linie 2.3.4.4b von H5N1. Eine Übertragung von Vogelgrippe-Viren von Mensch zu Mensch sei seit 2007 nicht mehr bekannt geworden. Auch wurden laut WHO keine Veränderungen der Viren beobachtet, die eine Infektion über die oberen Atemwege des Menschen erleichtern würde. Eine Übertragung der derzeit zirkulierenden H5N1-Viren von Mensch zu Mensch sei ohne weitere genetische Veränderungen "unwahrscheinlich".

Übertragungsweg der Grippeviren bei Kühen noch unbekannt

Wie Wildvögel das Virus auf die Kühe übertragen haben könnten, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Unbekannt ist auch, wie der Erreger von Kuh zu Kuh übertragen wird. Möglich ist eine Infektion des Euters über Melkgeräte oder Handschuhe. Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut geht davon aus, dass ein seltenes und einmaliges Ereignis dieses Virus ins Eutergewebe geführt hat. Dort habe das Virus dann plötzlich eine Art Bioreaktor vorgefunden und beste Bedingungen, um sich dort zu vermehren und dann über die Melkgeschirre weitergegeben zu werden.

Eine Infektion über die Atemwege ist derzeit aber auch nicht ausgeschlossen. Bei einer Vogelgrippe-Infektion zeigen die Kühe Symptome wie Appetitlosigkeit und geben weniger Milch. Anders als viele Vögel erholen sie sich aber wieder.

Milch auf Arbeitsgeräten könnte für weitere Verbreitung der Vogelgrippe sorgen

Problematisch findet der Virologe Schwemmle, dass in der noch nicht erhitzten Milch der infizierten Kühe sehr hohe Virusmengen nachgewiesen wurden. So könne das Virus mit jedem in die Umwelt gelangten infektiösen Tropfen Milch verbreitet werden und damit auch über die Arbeitsgeräte bei der Milchproduktion, sagte Schwemmle. "Ich glaube, dass es sehr schwer ist, solche weit verbreiteten Kontaminationen in den Griff zu bekommen."

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