Warum Bayern bei den Corona-Infektionen meist vorne liegt (Symbolbild)
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Corona-Tests bei Reiserückkehrern an Flughäfen, Autobahnen oder Bahnhöfen zeigen: Die Infektionszahlen in Bayern sind wieder hoch.

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Warum Bayern bei den Corona-Infektionen meist vorne liegt

Warum Bayern bei den Corona-Infektionen meist vorne liegt

Bayern ist das Bundesland mit den meisten Coronafällen pro 100.000 Einwohnern. Woran liegt das? Sind es alleine die Reiserückkehrer? Oder gibt es andere Risikofaktoren?

Von
Claudia Kohler
Georgia Tscharke

Derzeit steigen die Fallzahlen in Bayern wieder an. Wie im Frühjahr, als die Pandemie begann, ist Bayern zurzeit das Bundesland mit den meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen. Es gibt kaum noch einen Landkreis, der keine Infektionen meldet. Auch auf das ganze Jahr gesehen ist Bayern das Bundesland mit den meisten Coronafällen pro 100.000 Einwohnern. Liegt das alleine an den Reiserückkehrern? Oder gibt es andere Risikofaktoren? (Quellen: RKI-Dashboard, 02.09.2020; RKI-Situationsbericht vom 02.09.2020)

Am besten erklärt sich der neuerliche Anstieg der Infektionszahlen in Bayern vielleicht durch einen kurzen Rückblick auf das Geschehen im Frühjahr, bei dem es in der Spitze zu mehr als 1.400 bestätigten Corona-Neuinfektionen pro Tag kam (20. März). Mitte August stiegen sie wieder an, auf maximal 400 täglich (26. August).

Rückblick aufs Frühjahr: der Fall Webasto

Der erste Corona-Ausbruch in Bayern und deutschlandweit war im Februar 2020. Mitarbeiter der Firma Webasto aus dem Landkreis Starnberg hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Es waren die ersten Corona-Patienten in Deutschland. Dieser singuläre Ausbruch konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden.

Skiurlauber und Faschingsferien: der erste Corona-Peak

Bedingt durch Reiserückkehrer aus Italien und Österreich, die größtenteils nach den Faschingsferien Ende Februar aus dem Skiurlaub zurückkehrten, stiegen die Infektionszahlen in Bayern dann im März deutlich an.

Aus den Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen, wo Karnevalsveranstaltungen Ende Februar ebenfalls zu einem Anstieg der Corona-Erkrankungen Anfang März führten, folgte in Bayern die Absage des Starkbierfestes am Nockherberg am 8. März. Am 11. März wurden sämtliche Großveranstaltungen ab 1.000 Teilnehmern verboten. Außerdem blieben ab 16. März alle Kitas und Schulen geschlossen. Es kam zum bekannten Lockdown.

Rückgang im Frühsommer als Folge des Lockdowns

Das Infektionsgeschehen konnte – mit Ausnahme einzelner Hotspots wie Tirschenreuth oder Mamming – unter Kontrolle gebracht werden. So waren die Zahlen in Bayern in Folge des Lockdowns im Juni und Juli rückläufig, bis sie Ende Juli wieder anstiegen und sich derzeit auf einem Niveau von maximal 400 täglichen Neu-Infektionen einpendeln.

Dabei gelten wieder die Reiserückkehrer als Hauptverursacher des Anstiegs. Betrachtet man den Verlauf der 7-Tage-Inzidenz der Bundesländer, ist bei allen in den vergangenen Wochen ein Anstieg zu erkennen. Allerdings fand er nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt statt und fällt bei vielen Bundesländern mit dem Ende der Sommerferien zusammen. In Bayern etwa hat die Kurve am 28. August ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, in Nordrhein-Westfalen bereits am 17. August. (Quelle: RKI-Situationsbericht vom 02.09.2020)

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Das Diagramm aus dem RKI-Bericht vom 2. September zeigt einen Zusammenhang zwischen Ferienende und Fallzahlen. (RKI-Lagebericht vom 02.09.2020)

Bayern baute im Sommer seine Testkapazitäten aus

Momentan kann man allerdings keinen punktuellen Hotspot wie den Skiort Ischgl als Hauptverursacher für die hohen Infektionszahlen ausmachen. Diesmal liegt ein Grund für die aktuell höheren Fallzahlen sicherlich auch an der hohen Anzahl an Testungen der Reiserückkehrer auf SARS-CoV-2. Jeder der mag, kann sich seit dem 1. Juli in Bayern auf Corona testen lassen, ohne dass er bestimmte Symptome aufweisen muss.

Die Anzahl der Laboruntersuchungen auf SARS-CoV-2 in Bayern liegt nach Angaben des LGL bei 2.578.724 Testungen (Quelle: LGL, Stand: 31. August 2020). In Deutschland wurden seit Beginn der Tests bis einschließlich KW 34/2020 bisher insgesamt 11.208.091 Labortests erfasst. (Quelle: RKI-Lagebericht vom 26. August 2020)

Tests für Reiserückkehrer bei Einreise nach Bayern

Für Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet ist der Test auf das SARS-CoV-2-Virus seit dem 8. August verpflichtend. Um den Test machen zu können, ist es dabei nicht erforderlich, dass der Reiserückkehrer in Bayern wohnt.

Die Anzahl der an den Bahnhöfen (Hauptbahnhof München und Nürnberg) und Autobahnen (A8 Hochfelln, A93 Inntal-Ost, A3 Donautal-Ost) durchgeführten Testungen beträgt 209.571 (ab 30.07.2020 - Datenstand 27.8.2020), davon waren 2.949 Testergebnisse positiv. Die Anzahl der an den Flughäfen (München, Nürnberg, Memmingen) durchgeführten Testungen beträgt 94.053, davon waren 1.039 Testergebnisse positiv. (ab 25.7.2020 - Datenstand 27.8.2020). (Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stand: 1. September 2020)

Bayern bundesweit auf Platz zwei bei Testungen

Das RKI veröffentlicht seit Ende April einmal pro Woche in einem Lagebericht die Anzahl an Covid-19-Tests in Deutschland. Die Daten werden von über 250 Laboren über mehrere Meldesysteme an das Institut weitergegeben. Diese Datenabgabe ist freiwillig. Nur eines der Meldesysteme erfragt von den Laboren detaillierte Angaben zu den Tests, so etwa die Zuordnung zu einem Bundesland. An dieser "Surveillance SARS-CoV-2" nehmen 70 Labore teil. Wie das RKI mitteilt, variieren "Abdeckung und Repräsentativität der Daten zwischen den Bundesländern".

In diesen nicht-repräsentativen Datenberichten war Bayern in allen 18 Wochen eines der fünf Bundesländer, die pro 100.000 Einwohner die meisten Tests durchführten. Seit Mitte Juni belegte der Freistaat konstant den zweiten Platz hinter Berlin, meist gefolgt von Nordrhein-Westfalen. In der Woche vom 18. August war Bayern das Bundesland mit den meisten Testungen pro 100.000 Einwohner.

Die Anzahl der bayerischen Tests in dieser Stichprobe ist nur einmal, Ende April, sprunghaft angestiegen. Ansonsten handelt es sich um eine kontinuierliche Zunahme.

Gesundheitsämter: identifizieren, testen, isolieren

Durch die kontinuierlich aufgestockten Laborkapazitäten und das konsequente Verfolgen von Infektionsketten konnten viele Corona-Fälle gefunden und bestätigt werden. Auch fließen verschiedene Reihentestungen wie die in Alten- und Pflegeheimen und aktuell die der Lehrerinnen und Lehrer in die Meldestatistik ein.

Reiserückkehrer wohl Hauptgrund für höhere Fallzahlen in Bayern

Da die Testkapazitäten in Bayern in den vergangenen Monaten kontinuierlich zugenommen haben, die Anzahl der Infizierten aber erst im August wieder anstieg, ist die hohe Zahl an Corona-Tests in Bayern wohl weniger ein Grund – für die im Vergleich zu anderen Bundesländern – höheren Fallzahlen im Freistaat.

Tatsächlich werden, so die Gesundheitsbehörden, durch die steigende Zahl an Corona-Tests vor allem Fälle von Infizierten mit mildem Krankheitsverlauf gefunden, die ansonsten womöglich unentdeckt geblieben wären. Auch das Robert Koch-Institut erklärte auf BR24-Anfrage: "Eine Ausweitung der Testindikationen oder eine Erhöhung der Testzahl kann zu einem Anstieg der Fallzahlen führen, da zuvor unentdeckte Fälle detektiert werden. Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind."

So sind wohl die Reiserückkehrer aus dem Sommerurlaub als Hauptgrund für die erneut angestiegenen Fallzahlen in Bayern zu sehen. Das belegt auch der Vergleich mit anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, die ihren Peak früher hatten, da dort die Ferien bereits am 11. August zu Ende gingen.

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