Regens-Wagner-Jubiläum
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Regens-Wagner-Jubiläum: Szene aus dem Musical

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175 Jahre Regens-Wagner - Vom Funken zur Flamme

175 Jahre Regens-Wagner - Vom Funken zur Flamme

Von der Anstalt für Gehörlose hin zum Regens-Wagner Werk: Einem Ort für Menschen mit und ohne Behinderung. Heuer feiert die Einrichtung ihr 175-Jähriges Bestehen. In einem extra dafür komponierten Musical wird die Geschichte bis heute erzählt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Schritt für Schritt auf Gottes Wegen" heißt es in einem Lied aus dem Musical "Funke sein, Flamme werden", das anlässlich des 175-Jährigen Jubiläums der Regens Wagner Einrichtungen aufgeführt wird. Erzählt wird die Geschichte der Einrichtung, beginnend mit dem jungen Johann Evangelist Wagner. Geboren ist er am 5. Dezember 1807 in dem kleinen Dorf Dattenhausen im Landkreis Dillingen, als sechstes von acht Kindern. Wagner studiert Theologie, wird zum Priester geweiht, bekommt eine Professur an der Hochschule in Dillingen.

Als Leiter der Priesterseminars in Dillingen wird er "Regens" genannt - daher der Name. "Wohin führt mein Weg, ich bin gern Professor, will aber auch andere Menschen unterstützen, dass sie ihren Weg finden". Hin und hergerissen ist er, und dann entscheidet er sich. Für die Menschen, die Hilfe brauchen. Damals keine Selbstverständlichkeit: Menschen mit Behinderung lebten damals am Rande der Gesellschaft, konnten nicht zur Schule gehen und keinen Beruf lernen.

Regens Wagner und Schwester Maria Theresia gründen Taubstummenanstalt

Wagner schließt sich also der Dillinger Generaloberin der Franziskanerinnen Schwester Maria Theresia Haselmayr an, die sich mit ihren Mitschwestern bereits um gehörlose Mädchen kümmerte. 1847 gründen sie zusammen eine Taubstummenanstalt. Zu der Ausbildungs- und Wohnstätte für gehörlose Mädchen und Frauen kam zehn Jahre später eine Versorgungsanstalt dazu, um den jungen Frauen nach der Schulzeit eine Ausbildung und Arbeit zu ermöglichen. Die Grundsteine für das heutige Regens Wagner Werk waren gelegt.

Weitere Standorte von Regens Wagner kommen hinzu

Bis 1885 entstanden in Bayern weitere Ausbildungs- und Wohnstätten für Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Im Musical tragen Mitwirkende die Ortsschilder herein: Zell, Glött, Hohenwart, Lauterhofen, Holnstein und so weiter. Heute gibt es an 14 Orten in Bayern und einem Ort in Ungarn Regens Wagner Zentren mit einer Vielzahl von Angeboten für Menschen mit und ohne Behinderung. Rechtlich gesehen ist Regens Wagner ein Verbund aus acht eigenständigen kirchlichen Stiftungen des öffentlichen Rechts in Bayern mit Sitz in Dillingen.

Regens Wagner großer Arbeitgeber in Dillingen

Über 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Regens Wagner betreuen, fördern und beraten heute über 9000 Menschen mit Beeinträchtigungen, wie etwa einer Hörschädigung, Sprachstörungen, Lernbehinderung, geistiger Behinderung, einer psychischen Behinderung oder auch altersbedingten und chronischen Erkrankungen. Allein in Dillingen beschäftigt Regens Wagner über 800 Mitarbeiter und ist damit einer der größten Arbeitgeber in der Region.

Wer durch Dillingen geht oder fährt, kann sie kaum übersehen, die wehenden schwarz gelben Regens Wagner Fahnen. Am Verwaltungsgebäude am Taxispark, an Wohnhäusern, an Schulen, Kindertageseinrichtungen oder auch den Regens Wagner Werkstätten. Die Dillinger können dort im Werkstattladen Handgefertigtes kaufen, in der Aktenvernichtung ihre Papiere schreddern lassen oder Wäsche in der Wäscherei abgeben. Für regionale Firmen verpacken die Mitarbeiter Waren oder fertigen Metallteile. Jeder nach seinem Tempo und nach seinen Fähigkeiten. Begleitet werden sie dabei beispielsweise von Heilerziehungspflegerin Iris Deininger. Sie weiß, wer wie lange braucht, wer zwischendurch mal aufstehen muss, wer gerne erzählt oder wer lieber seine Ruhe hat.

Werkstätten als Einstieg ins Arbeitsleben

"Wir sind der Einstieg ins Arbeitsleben", sagt Werkstattleiter Uwe Runnwerth. Möglichkeiten gibt es viele, verschiedene Arbeitsbereiche zum Ausprobieren, auch in der Landschaftspflege können die Menschen mit Behinderung arbeiten oder auf dem Regens Wagner Hof Tiere betreuen. Je nach Können, Motivation und Wollen wird ausprobiert - bis hin zur Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt. Bezahlt wird ein Grundgehalt und je nach Leistung und Einsatzgebiet ein Bonus dazu. Damit, so Uwe Runnwerth, kämen die Mitarbeiter auf etwa 160 bis 700 Euro im Monat.

Viele Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung

Ein Arbeitsfeld ist auch die Gastronomie: In der Dillinger Kulturkneipe Chili kommen Menschen mit und ohne Behinderung beim Mittagessen oder abendlichen Konzerten zusammen. Die Theresia Haselmaier Schule besuchen ebenfalls Kinder mit und ohne Behinderung, genau wie den Regens Wagner Kindergarten oder den Hort. Eine Frühförderungs- und Beratungsstelle gibt es ebenfalls in Dillingen.

Auch beim Wohnen hat sich viel getan: Im zentralen Stammhaus in der Stadt wohnten vor allem Seniorinnen und Senioren, erklärt Stefan Leser, der Gesamtleiter von Regens Wagner Dillingen. Hier könne man mit kurzen Wegen alles erreichen. Viele Wohnplätze gibt es inzwischen auch im ambulant begleitete Wohnen. Das bedeutet, dass ein Mensch mit Behinderung selber eine Wohnung mietet und je nach Bedarf betreut und unterstützt wird.

Geschichte des Musicals reicht bis in die Gegenwart

Auch die Gegenwart wird im Musical thematisiert: Schüler treten auf, spielen in der Pause miteinander, Werkstattmitarbeiter erzählen über ihre Arbeit. Andreas Schneider hat alle Lieder und die Musik selbst komponiert und die Texte geschrieben. Gemeinsam mit Kathrin Reile hat er die künstlerische Leitung inne, zusammen haben sie alles organisiert, damit über 60 Mitwirkende zusammen auf der Bühne musizieren, singen und spielen können. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des großen Gebärdenchors.

Das Erbe in die Zukunft tragen

"Funke sein-Flamme werden" lautet der Titel des Musicals. Vor 175 Jahren haben Johann Evangelist Regens Wagner und die Franziskanerin Theresia Haselmayr den Funken entzündet - er ist zur Flamme geworden. " Aber eines hat sich nicht verändert", sagt Theresia Haselmayr, gespielt von Regens Wagner Mitarbeiterin Miriam März, am Schluss: "Die Mitarbeiter von Regens Wagner "haben den Anspruch, dass jedem Menschen die Chance gegeben wird, seinen eigenen Weg so finden. Und Regens Wagner alias Jürgen Stella, dem Leiter der Theresia Haselmayr Schule endet: "Nun liegt es an Euch, mit diesen Wurzeln und Erfahrungen aus 175 Jahren weiterzuwachsen, dieses Erbe in die Zukunft zu tragen: verantwortungsvoll, aber auch mit Herz, Freude und Leichtigkeit. Theresia und ich sind schon etwas stolz darauf. "

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