Gedenken in Flossenbürg mit Ministerin Kerstin Schreyer.
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76 Jahre Befreiung KZ Flossenbürg: Gedenkstätten vor neuer Ära

76 Jahre Befreiung KZ Flossenbürg: Gedenkstätten vor neuer Ära

Coronabedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg an die Menschen erinnert, die im KZ und seinen Außenlagern gestorben sind. Die Gedenkstätte soll derweil - wie auch die in Dachau - weiterentwickelt werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

In der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ist am Sonntag im sogenannten "Tal des Todes" mit kurzen Reden der 30.000 Toten gedacht worden, die in dem KZ und seinen Außenlagern ums Leben gekommen sind.

Das Gedenken an die Befreiung am 23. April 1945 durch die US-Armee fand wie schon 2020 wegen der Corona-Krise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Per Livestream haben Überlebende in Israel, Stockholm oder Wien den Gedenkakt verfolgt. Für die Bayerische Staatsregierung war Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) vor Ort. Sie zeigte sich bei ihrem ersten Besuch in Flossenbürg tief beeindruckt.

Gedenkstätte soll um Steinbruch erweitert werden

Zugleich verwies Schreyer auf Kabinettsbeschlüsse, nach denen der Freistaat das Areal weiterentwickeln will. Demnach soll in Flossenbürg die Gedenkstätte um den ehemaligen KZ-Steinbruch erweitert werden. Das Areal gehört dem Freistaat Bayern und ist derzeit noch an ein privates Unternehmen verpachtet, doch der Pachtvertrag läuft 2024 aus und soll nicht verlängert werden.

Als "epochal" bezeichnet Jörg Skriebeleit, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, den entsprechenden Beschluss des Bayerischen Ministerrates vom Januar 2020 in Bezug auf die KZ-Gedenkstätten Flossenbürg und Dachau. Und auch Karl Freller, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, betonte, dass es für den Freistaat Bayern keinen Zweifel daran gebe, dass der KZ-Steinbruch nach Auslaufen des Pachtvertrages Teil der Gedenkstätte wird.

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Der Steinbruch in Flossenbürg wird heute noch genutzt.

Areal von "europäischer Bedeutung"

Auf dem Steinbruch-Areal stehen trotz der 70-jährigen Nachnutzung noch Originalgebäude aus der Zeit des Konzentrationslagers. Völlig zugewachsen, aber von sehr hoher historischen Bedeutung ist die von den Häftlingen gefürchtete Treppe, die in den Granit-Steinbruch führte. Sie war einst ein Ort des Terrors, der auch Häftlingen das Leben kostete. Die Treppe ist vergleichbar mit der Stiege von Mauthausen, ein besonders geschichtsträchtiger Ort dieses Konzentrationslagers, aber seit Jahren nicht begehbar.

Das Steinbruch-Areal ist "von europäischer Bedeutung", denn in keinem anderen Steinbruch-KZ wie Mauthausen oder Großrosen sind so viele KZ-Gebäude erhalten wie in Flossenbürg, sagt Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit.

Allerdings wurden einige der aus Granit erbauten Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, jahrzehntelang vernachlässigt. Zwei diese KZ-Gebäude sind sogar eingestürzt: Die Trafostation am Aussichtspunkt, von dem man aus in den Steinbruch blickt, und die frühere Schlosserei. Der BR hat über diesen Denkmal-Skandal mehrfach berichtet. Inzwischen sind Notsicherungsmaßnahmen ergriffen und die Gebäude mit provisorischen Dächern geschützt worden.

Ehemaliges "DESt-Gebäude" wird saniert

Bereits von der KZ-Gedenkstätte genutzt wird das ehemalige Verwaltungsgebäude der SS-eigenen "Deutschen Erd- und Steinwerke" (DESt), das zwischen dem Ort und dem Steinbruch liegt. Das Gebäude, das derzeit saniert wird und dessen Nutzung Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit noch offenlässt, wurde bereits für eine Foto-Ausstellung zu den KZ-Außenlagern genutzt.

In der Nachkriegszeit diente das "DESt-Gebäude" als Kino und zuletzt als Getränkelager. Erhalten ist hier auch ein großes Wandgemälde aus der NS-Zeit, das die Flossenbürger Steinmetze, die im Steinbruch beschäftigt waren, im Sinne des Nationalsozialismus heroisiert. Häftlinge sind auf dem Gemälde nicht zu sehen.

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Das ehemalige Verwaltungsgebäude der "Deutschen Erd- und Steinwerke" (DESt).

Neue Pläne auch für die KZ-Gedenkstätte Dachau

Auch in Dachau wird an eine Erweiterung der Gedenkstätte um zentrale Gebäude, die heute auf dem angrenzenden Gelände der Bayerischen Bereitschaftspolizei liegen, gedacht. Das ist vor allem die ehemalige Kommandantur, die man heute nicht besichtigen, sondern auf die man nur über einen Maschendrahtzaun hinweg schauen kann.

Die Kommandantur ist ein legendärer Ort im KZ. Es gibt prägnante Fotos von der Ankunft von Häftlingen in Dachau: Da steht ein kräftiger Mann selbstbewusst, ja trotzig, vor dem Gebäude. Trachtenjacke, Lederhose, Wadlstrümpfe und Haferlschuhe, einen Arm in die Hüfte gestützt, wohl noch nicht ahnend, was ihn erwartet.

Daneben steht der ehemalige Werkstättenbereich, der als SS-Lagerwache und später als Lagerbäckerei genutzt wurde und ein rotes Gebäude, "das für die Elektrifizierung der Zäune des KZ Dachau gebraucht wurde und damit auch für den Tod vieler verzweifelter Häftlinge, die sich aus Verzweiflung in den Draht geworfen haben, verantwortlich war", erklärt Gabriele Hammermann, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau.

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Die ehemalige Kommandantur des KZ Dachau heute.

Sorgen um einige Gebäude

Dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege machen vor allem KZ-Gebäude "ernsthafte Sorgen", die nicht genutzt werden, wie die sogenannte "Holländerhalle", betont Landeskonservatorin Susanne Fischer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Gabriele Hammermann denkt auch an die Einbeziehung des ehemaligen "Kräutergartens", eines gefürchteten Arbeitsplatzes, der heute der Stadt Dachau gehört. Die einstigen Gewächshäuser rosten dort vor sich hin. "Da ist es kurz vor Zwölf!" sagt auch Landeskonservatorin Susanne Fischer.

Hintergrund: Vernachlässigte Opfer-Orte: KZ-Gedenkstätte Dachau in Geld-Not

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