Eine entschärfte Fliegerbombe wird abtransportiert.
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Mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieg schlummern noch viele Fliegerbomben wie diese im Nürnberger Untergrund.

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77 Jahre nach Kriegsende: Immer mehr Bombenfunde in Nürnberg

77 Jahre nach Kriegsende: Immer mehr Bombenfunde in Nürnberg

Die Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg legten viele Städte in Schutt und Asche. Bis heute lauern im Boden Bomben, die nicht explodiert sind. Im Schnitt gibt es in Nürnberg vier bis fünf Entschärfungen pro Jahr – Tendenz steigend.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Gelände des ehemaligen Südbahnhofs in Nürnberg lag lange brach. Die Stadt hat das Areal nicht angefasst, denn sie wusste: Im Boden schlummern Blindgänger, also Fliegerbomben der alliierten Streitkräfte, mit enormer Sprengkraft und porösen, alten Zündern. Inzwischen fahren ständig Bagger und schwere Lkw über den Boden – es wird gebaut. Der neue Stadtteil Lichtenhof entsteht hier: Büros, Wohngebäuden und als Herzstück die neue Technische Universität. Doch wegen Bombenfunden mussten die Baumaßnahmen schon mehrmals unterbrochen werden. Zuletzt Ende März. Drei Blindgänger mussten allein in diesem Jahr in Nürnberg schon entschärft werden.

Regelmäßig Bombenfunde am früheren Südbahnhof

"Hier auf dem ehemaligen Südbahnhof, da war 50 Jahre gar nichts, da hat keiner Löcher gegraben", sagt Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich. "Und jetzt wird eine riesen Fläche, 80, 90 Hektar komplett neugestaltet." Da werde man immer wieder Blindgänger finden. Der Eindruck, dass die Bombenfunde zunehmen, ist also durchaus begründet. Bevor der Boden bewegt wird, wird deshalb sorgfältig geprüft und sondiert.

Für Sprengkommando ist jede Bombe anders

Im Ernstfall löst solch ein Bombenfund eine ganze Kette von Ereignissen aus. Die Spezialisten eines Sprengkommandos müssen anrücken. Das Gebiet muss in Absprache mit den Sprengmeistern abgesperrt werden. Jede Bombe ist anders, wegen der langen Liegezeit sind die Zünder oft unberechenbar. Und da die Funde meist in Wohngebieten sind, müssen oft mehrere Tausend Menschen in Sicherheit gebracht werden. "Der Sprengmeister stimmt mit uns ab, wie weit ein Bereich gesperrt oder auch geräumt werden muss", erklärt der Sachgebietsleiter Bevölkerungsschutz der Berufsfeuerwehr Nürnberg, Stefan Lauber. Die Herausforderung seien die Bürger, die dort leben, aber auch Senioreneinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser. Corona macht die Situation noch schwieriger. Bei Evakuierungen müssen die Menschen in getrennten Bereichen mit viel Abstand untergebracht werden, in Schulturnhallen etwa.

Fundstellen über ganz Nürnberg verteilt

In welchen Gebieten in Nürnberg liegen besonders viele Bomben? Das lässt sich nicht eingrenzen. Klar ist: Auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind noch lange nicht alle Blindgänger geborgen. Sie lagen schon am Hauptbahnhof oder an der Stadtgrenze zu Fürth. Vor gut zwei Jahren mussten dort mehrere Bomben vor Ort gesprengt werden, weil ein Transport zu gefährlich war. Von den Alliierten gibt es sogar Luftbilder aus der Zeit nach den Angriffen. Die liegen den Ämtern in Nürnberg auch vor, helfen aber nur bedingt weiter. "Auf diesen Bildern sieht man Trichter von explodierten Bomben," erklärt Baureferent Daniel Ulrich. Manchmal könnten Experten sogar nicht explodierte Bomben als Schatten ausmachen. "Aber es ist keine Sicherheit, am Ende hilft nichts außer der Erkundung vor Ort."

Wo gebaut wird, werden Bomben entdeckt

Einige Ecken hat die Stadt Nürnberg bewusst über Jahre nicht angefasst. Doch nun werden die Gebiete weiterentwickelt, wie etwa am ehemaligen Südbahnhof. Die Kosten für Bombenräumungseinsätze muss meist der Bauträger, die eigentliche Kampfmittelräumung dann der Bund oder das Land Bayern übernehmen. Doch zur Entschärfung nach Bombenfunden gibt es keine Alternative. "Wir werden noch auf Jahre und Jahrzehnte Bomben finden", ist sich der Baureferent sicher, "man kann eine Stadt wie Nürnberg nicht vollständig entmunitionieren."

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