Alexandra und Jochen Eberhardt stehen auf einer Betonplatte, die einmal ihre Kirche gewesen ist. Vom einstigen Gotteshaus sind nur noch Umrisse im Boden geblieben. Das Pfarrerehepaar hat seit fast zwei Jahren keine Kirche mehr.
Schockanruf im Italien-Urlaub
Rückblick: Am 25. August 2021 bricht ein Feuer aus, mitten in der Nacht. Die fast 100 Jahre alte Kirche hat gegen die Flammen wenig Chance. Das Pfarrerehepaar bekommt von dem Brand nichts mit, denn beide sind im Urlaub in Italien: "In der Früh um 6.30 Uhr hat das Telefon geklingelt", erinnert sich Pfarrerin Alexandra Eberhardt, "da wusste ich schon, das ist nichts Gutes. Und dann war unsere Sekretärin dran und sagte, die Christuskirche ist abgebrannt. Ich habe es überhaupt nicht registrieren können. Ich habe gesagt: 'Was? Ich verstehe dich nicht!' Obwohl ich sehr wohl verstanden hatte."
Sofort machen sich die Pfarrerin und ihr Mann auf den Heimweg nach Utting im Landkreis Landsberg am Lech. Jochen Eberhardt erinnert sich noch genau an den Moment, als er die ausgebrannte Kirche zum ersten Mal gesehen hat: "Da stand sie ja eigentlich noch. Aber es war klar, sie muss abgerissen werden. Es war schwer und schlimm – nicht nur für uns, sondern für die ganze Kirchengemeinde ein traumatisches Erlebnis."
Größte Herausforderung ohne Kirchengebäude: Das Wetter
Seit fast zwei Jahren stemmt das Pfarrerehepaar ein Gemeindeleben ohne Kirche. Das heißt: Sie müssen für jede Taufe, jede Jugendgruppe oder Chorprobe einen anderen Ort finden. Jetzt im Sommer ist das oft kein Problem, aber: "Die größte Herausforderung ist einfach die Wetterabhängigkeit. Wenn es regnet, brauchen wir einen Plan B", sagt Jochen Eberhardt.
Dieses Mal haben sie Glück. Der Jugendleiterkurs kann unter freiem Himmel stattfinden. Um die 25 junge Menschen stehen unter freiem Himmel im Kreis zusammen und üben ein Aufwärmspiel. Sie singen ein Lied und machen dazu Tanzschritte. Die Stimmung ist ausgelassen.
"Einen wichtigen Ort verloren"
Nach dem Brand sei es vielen nicht so gut gegangen, sagt Dominik Drogat. Er ist Religionspädagoge und sagt, dass alle einen wichtigen Ort verloren hätten. "Weil in der Christuskirche ihre Taufe war oder sie die Beerdigung von nahestehenden Personen erlebt hatten. Das hat echt ein bisschen gedauert, bis wir das wieder unter den Füßen hatten", sagt Drogat. Reden und Zusammensein, das hätte viel geholfen.
Die Wiese vor der ehemaligen Kirche ist seit dem Brand im Dauereinsatz. Wenn das Wetter mitmacht, finden hier Gottesdienste und Feste statt. Schon rund vier Wochen nach dem Brand wurde auf der Wiese ein kleines Mädchen getauft. Auch die Gemeinde hilft immer mit, um eine Lösung zu finden. Das Ziel: Keine Veranstaltung soll abgesagt werden.
Der Bürgermeister lobt den Zusammenhalt
Bürgermeister Florian Hoffmann hat eine besondere Beziehung zur Christuskirche. Als Feuerwehrkommandant war er in der Brandnacht im August 2021 einer der ersten am Unglücksort. "So etwas vergisst man nicht. Ich kam an und hab' gesehen, dass die Kirche lichterloh brennt und nicht zu retten ist. Das war ein sehr bedrückendes Gefühl".
Gleichzeitig sei er überwältigt, wie dieses Ereignis die Uttinger zusammengeschweißt hat. Vor allem wenn eine Veranstaltung wegen Regen "ins Wasser fällt": "Dann findet man eine Unterkunft, wenn das Wetter mal nicht passt. Das ist wirklich ganz toll, was da auch für ein Zusammenhalt da ist", sagt Hoffmann.
Warum es gebrannt hat, konnte nicht ermittelt werden. Der Schaden beträgt mehr als zwei Millionen Euro. Die gute Nachricht: Die Christuskirche in Utting wird wiederaufgebaut. Nächstes Jahr, so hoffen die Eberhardts, können sie in einer neuen Kirche Gottesdienste feiern.
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