Eine Englisch-Lehrerin schreibt in einer Grundschule an die Tafel.
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Unterricht an Schulen: Der Lehrermangel macht sich deutlich bemerkbar.

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Lehrermangel in Bayern: Schulen müssen in Ferien Lösung finden

Lehrermangel in Bayern: Schulen müssen in Ferien Lösung finden

Für die Grund- und Mittelschulen in Bayern war es die nächste Hiobsbotschaft: Der Lehrermangel spitzt sich so zu, dass an der Streichung von Unterrichtsangeboten wohl kein Weg mehr vorbeiführt. Die Schulen sind im Ferien-Krisenmodus.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Während für die bayerischen Schüler und die meisten Lehrkräfte vor wenigen Tagen die großen Ferien begonnen haben, haben die Rektoren der Grund- und Mittelschulen im Freistaat noch viel zu tun. Sie sollen Pläne ausarbeiten, wie sie trotz eines sich dramatisch zuspitzenden Lehrermangels nach den Sommerferien noch ein halbwegs reguläres Unterrichtsangebot auf die Beine stellen. Erst wenige Tage vor dem Ferienbeginn sind die Schulen informiert worden, wie ernst die Lage ist.

Brief des Kultusministeriums bringt Hiobsbotschaft

Das Kultusministerium hatte vergangene Woche in einem Brief an die Bezirksregierungen die problematische Situation geschildert. Für Florian Kohl, den stellvertretenden Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), ist das Schreiben "schlicht Beleg dafür, dass es dem Ministerium nicht mehr gelingt, das Bildungssystem angemessen auszustatten".

Die Grund-, Mittel- und Förderschulen sollten nun nur noch das anbieten, "was scheinbar unbedingt notwendig ist", formuliert es die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann. "Alles ist viel schlimmer als gedacht."

Piazolo kann noch keine belastbaren Angaben machen

Das Ministerium in München machte noch keine konkreten Angaben dazu, wie viele Stellen am Anfang des Schuljahres 2022/23 im September im Vergleich zum vorherigen Schuljahr fehlen werden. Personalplanung und Personalgewinnung liefen auf Hochtouren, betonte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). "Belastbare Angaben, wie sich die Unterrichtsversorgung zu Beginn des Schuljahres darstellen wird, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich."

Piazolo verweist darauf, dass im Landeshaushalt grundsätzlich genug Geld für neue Stellen zur Verfügung stehe. "Angesichts eines deutschlandweit angespannten Bewerbermarktes (...) bedeutet es aber eine große Herausforderung, diese Stellen zu besetzen beziehungsweise entsprechende Arbeitsverträge zu schließen."

Lehrkräfte fehlen seit Jahren

Letztlich gelingt es in Bayern seit Jahren nicht, ausreichend Personal für die Schulen zu finden. Daher hat die Staatsregierung schon mehrfach versucht, mit Notmaßnahmen die Lücken zu schließen. So muss beispielsweise ein erheblicher Teil der Grundschullehrer seit zwei Jahren pro Woche eine Stunde mehr unterrichten. Die unbezahlte Mehrarbeit soll dann in späteren Jahren ausgeglichen werden - viele Betroffene reagierten trotzdem verärgert.

Auch Teilzeitregelungen wurden für die Pädagogen eingeschränkt. In der Corona-Pandemie wurde die Lage noch dadurch verschärft, dass schwangere Frauen während der kompletten Schwangerschaft nicht mehr ins Klassenzimmer dürfen - aktuell sind dies laut Ministerium etwa 3.000 Lehrerinnen.

Unterrichtsangebote könnten wegfallen

Welche Unterrichtsangebote konkret ab September wegfallen, sollen jetzt die örtlichen Schulämter zusammen mit den Schulleitern klären. In dem internen Brief wird dies als "regionalspezifische Ausbalancierung von angespannten Personallagen" bezeichnet. Das Ministerium spricht offiziell lediglich von einer "strafferen Einsatzplanung" und möglichen "punktuellen Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten".

Die GEW sieht hingegen aufgrund des Ministeriumsschreibens ein ganzes "Streichkonzert" auf die Schüler sowie deren Eltern zukommen. In dem Brief wird beispielsweise vorgeschlagen, die Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Kindergärten vorübergehend auszusetzen. Zudem könnten die Deutschkurse für Kinder von Migranten gekürzt werden.

Dabei verweist das Bildungsressort darauf, dass möglicherweise mehr als 30.000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder zusätzlich in die Schulen kommen. Sie sollen zunächst in "Brückenklassen" unterrichtet werden. Die Staatsregierung hofft darauf, dass Bürger deswegen auch Verständnis für unpopuläre Maßnahmen aufbringen: "Angesichts der Gesamtsituation und der großen Solidarität, die unsere Gesellschaft mit den aus der Ukraine geflohenen Familien an den Tag legt, erscheint es auch vertretbar, übergangsweise geringfügig größere Klassen in Kauf zu nehmen", heißt es in dem Schreiben.

Regierung Unterfranken sucht "Unterstützungslehrkräfte"

Die Regierung von Unterfranken reagierte auf den Brief aus München prompt und suchte sogleich über Twitter "Unterstützungslehrkräfte" für die Grund- und Mittelschulen. Die Bezirksregierung hofft auf Bewerbungen von Studierenden, die auf Lehramt studieren oder wenigstens ein "Fach mit pädagogischem Bezug" belegt haben, von Lehrkräften im Ruhestand und anderen, die schon einmal eine Lehramtsprüfung absolviert haben.

Klassenleiter für in sechs Wochen gesucht

Auch im Landkreis Augsburg fehlen zum neuen Schuljahr noch etwa 50 Klassenleitungen, wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet. "Es wird heuer nicht ohne schmerzhafte Einschnitte gehen", zitiert das Blatt den örtlichen Schulamtsdirektor Thomas Adleff. Es gehe nun darum, dass am ersten Schultag in sechs Wochen "auf jeden Fall vor jeder Klasse eine Klassenleitung steht".

BLLV-Chefin Fleischmann rechnet nicht nur mit der Reaktivierung weiterer Pensionisten, um den Engpass abzufedern. Studierende würden künftig nicht nur Hausaufgabenbetreuungen übernehmen, sondern sogar als Klassenleitungen an der Tafel stehen. Außerdem könne der Stundenplan zusammengestrichen werden, zumindest die Nebenfächer. "Man kann Musik, Kunst und Sport entweder durch Sportler, Künstler oder Opernsängerinnen halten lassen - oder aber absagen."

Kritik der Grünen

Kritik an der Politik des Kultusministeriums kam von Thomas Gehring von den Landtagsgrünen: "Statt Lösungen zu schaffen, schlägt der Kultusminister vor, das Unterrichtsangebot zu kappen. Das zeugt von Überforderung statt Weitsicht. Fataler geht es nicht!"

Kultusminister Piazolo müsse stattdessen verhindern, dass Unterrichtsstunden gestrichen werden, so Gehring. "Solange Stellen nicht besetzt werden können, müssen die Schulen das dafür vorgesehene Geld direkt bekommen", forderte er.

Mit Material von dpa.

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