Projekt Wohnraumvermittlung Ukrainehilfe der Caritas in Würzburg: Irina Perez Lazcano berät Oleksandr Vorobiov bei der Wohnungssuche
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Projekt Wohnraumvermittlung Ukrainehilfe der Caritas in Würzburg: Irina Perez Lazcano berät Oleksandr Vorobiov bei der Wohnungssuche

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Angespannter Wohnungsmarkt: Kaum Chancen für Ukraine-Flüchtlinge

Angespannter Wohnungsmarkt: Kaum Chancen für Ukraine-Flüchtlinge

Die Wohnraumsuche für ukrainische Geflüchtete bringt bayerische Kommunen ans Limit. Während die Flüchtlingszahlen steigen, suchen bereits untergebrachte Familien mehr Privatsphäre. Im Raum Würzburg bieten Wohnungsvermittlungsstellen Unterstützung.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine steigt seit einigen Wochen erneut an. Seit Kriegsbeginn haben sich in Bayern rund 175.000 Ukrainer und Ukrainerinnen registriert. Während für die Neuankömmlinge neue Behelfslösungen gefunden werden, wohnen andere nun schon seit fast neun Monaten in Notunterkünften oder Privathaushalten. Für Kommunen im Landkreis Würzburg ist die Suche nach Wohnraum für Geflüchtete daher aktuell die größte Herausforderung.

Neun Monate nach Kriegsbeginn: Wunsch nach Privatsphäre nimmt zu

Oleksandr Vorobiov ist im April dieses Jahres aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Mit seiner Familie wohnt der 44-Jährige seither in einer dezentralen Gemeinschaftsunterkunft im Markt Giebelstadt im Landkreis Würzburg. Die Eltern teilen sich ein Zimmer mit ihren beiden jugendlichen Kindern, die Küche nutzen sie gemeinsam mit anderen Geflüchteten. Sie seien froh und dankbar über diese Möglichkeit, so Oleksandr, und für die ersten Wochen war es eine ideale Lösung. Doch anders als zunächst angenommen, scheint eine baldige Rückkehr in die Ukraine nicht möglich. Die Familie versucht sich in Deutschland zurechtzufinden und wünscht sich auf Dauer mehr Privatsphäre. Vor allem die Kinder hätten gern eigene Zimmer.

Ochsenfurt: Langfristige Lösungen nötig

Genauso wie den Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften geht es auch vielen privat untergekommenen Ukrainern, erzählt Peter Juks, Bürgermeister der Kleinstadt Ochsenfurt. Nicht nur immer mehr Geflüchtete sondern auch ihre Gastgeber würden sich mit der Frage nach freien Wohnungen bei der Stadt melden. Viele Bürger hätten im Frühjahr kurzfristig Hilfe angeboten, teilen jetzt jedoch bereits seit Monaten ihre privatesten Räume. Um die Lage zu entspannen, seien langfristige Lösungen nötig. Derzeit leben in Ochsenfurt rund 250 Geflüchtete aus der Ukraine, etwa 100 davon in einer Gemeinschaftsunterkunft des Bezirks, die bereits während der Flüchtlingskrise 2015 eingerichtet wurde. Der Rest ist dezentral oder privat untergebracht.

Gemeinschaftsaufgabe: „Nicht alle Kommunen machen gleich viel“

Bei der Wohnungsvermittlung arbeiten die Würzburger Kommunen eng mit dem Landkreis zusammen. Die Stadt Ochsenfurt meldet Wohnungsangebote gebündelt an das Würzburger Landratsamt weiter. Dieses vermittelt dann an die Geflüchteten. Doch Wohnraum sei schwierig zu finden, so Bürgermeister Juks. Zusätzlich zu privaten Angeboten habe in Ochsenfurt auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft die letzten Wohnungen nicht mehr ausgeschrieben, sondern für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Mit gemeinsamer Kraftanstrengung könnte man so einiges erreichen, betont Juks, doch der Bedarf sei bei Weitem nicht gedeckt und nicht alle Kommunen machen gleich viel. „Es kann nur funktionieren, wenn mehr Kommunen bereits sind, aktiv mitzuarbeiten“, so Juks. Man müsse sich der gesellschaftlichen Aufgabe gemeinsam stellen.

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Zimmer für sechs Personen in der Notunterkunft Palatium in Ochsenfurt

Neue Notunterkunft in Ochsenfurt bietet Platz für 76 Personen

Das sei umso wichtiger, da der Landkreis Würzburg durch die erneut steigenden Flüchtlingszahlen laut Verteilerschlüssel bald wieder mehr Geflüchtete aufnehmen muss. Um das stemmen zu können, hat der Landkreis im November eine zusätzliche Notunterkunft in Ochsenfurt eröffnet. Das Palatium, eine ehemalige Außenstelle des Landratsamtes, war bereits 2015/16 als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Es bietet Raum für 76 Personen, 17 sind bereits angekommen. Notunterkünfte seien auch deshalb nötig, weil sich zurzeit kaum mehr Freiwillige bei der Stadt melden, die privat Geflüchtete aufnehmen können, so Juks.

Wohnraumvermittlung bietet Unterstützung bei der Wohnungssuche

Um langfristig eigenen Wohnraum zu finden, müssten viele Geflüchtete letztendlich selbst aktiv werden und privat auf die Suche gehen. Die rechtliche Erlaubnis hierfür besteht und sie können zusätzliche Leistungen zur Begleichung von Miet- oder Wohnnebenkosten beantragen. Dennoch haben die meisten Familien nur schlechte Chancen auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Im Landkreis Würzburg steht die Caritas-Wohnraumvermittlung „Fit for move“ Geflüchteten daher unterstützend zur Seite. Seit 2017 bietet sie eine Beratungsstelle für am Wohnungsmarkt benachteiligte Menschen. Im August 2022 startete ein Projekt zur Ukrainehilfe. Für Menschen aus dem Ausland sei nicht nur die Sprachbarriere ein Hindernis bei der Wohnungssuche, so Tobias Goldmann, Caritas-Fachbereichsleitung Soziale Dienste. Viele bräuchten zunächst Unterstützung, um die Regeln auf dem deutschen Wohnungsmarkt zu verstehen und Sozialleistungen zu beantragen.

Zu wenig bezahlbarer Wohnraum: Problem gilt nicht nur für Geflüchtete

Die Wohnraumvermittlung berät dabei nicht nur im Vorfeld, sondern begleitet die Geflüchteten auch bei Besichtigungen und Vertragsunterzeichnung. Zudem steht sie Vermietern auch nach einer Vermittlung als unabhängige Kontaktstelle zur Verfügung. Ohne diese Sicherheit würden sich viele Vermieter gar nicht erst auf Anfragen einlassen, so Goldmann. Dennoch seien viele Ukrainer und Ukrainerinnen schon seit Monaten in der Beratung, würden täglich vergeblich nach Angeboten suchen. „Es gibt einfach viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum“, so Goldmann. Das Problem sei dabei nicht erst durch die Ukrainischen Geflüchteten entstanden. Für am Wohnungsmarkt benachteiligte Menschen gebe es generell zu wenige Möglichkeiten. Aktuell sind bei der Caritas Beratungsstelle fast 1000 Haushalte aus Stadt und Landkreis Würzburg wohnungssuchend gemeldet, insgesamt über 2000 Personen. Dabei handelt es sich um Geflüchtete, aber auch um Deutsche mit geringem Einkommen oder Großfamilien.

Privater Leerstand könnte Entlastung schaffen

Um die Lage zu entspannen, müsste nicht nur zusätzlicher Wohnraum geschaffen, sondern auch bestehender Leerstand nutzbar gemacht werden, so Goldmann. Gerade in den Würzburger Kommunen gebe es durch leerstehende Häuser viele Kapazitäten, die bisher ungenutzt blieben. Hier bräuchte es mehr Anreize, damit privater Leerstand vermehrt zur Verfügung gestellt wird.

Auch Oleksandr Vorobiov hofft auf bessere Chancen für sich und seine Familie. Er ist bereits seit Monaten in Kontakt mit der Wohnraumvermittlung der Caritas. Diese Woche hat er nun tatsächlich eine Einladung zur Wohnungsbesichtigung in Schweinfurt erhalten. Vielleicht hat er damit endlich eine längerfristige Bleibe für sich und seine Familie gefunden.

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