14.10.2022, Bayern, Würzburg: Polizisten stehen im Dom neben dem aufgebahrten Sarg der ehemaligen bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Vor einem offiziellen Trauerstaatsakt können Bürgerinnen und Bürger von der verstorbenen Politikerin am Sarg Abschied nehmen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa - Nutzung nur nach schriftlicher Vereinbarung mit der dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Staatsakt zu Ehren von Barbara Stamm: "Präsidentin der Herzen"

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"Bayerische Löwin" Barbara Stamm in Würzburg beerdigt

"Bayerische Löwin" Barbara Stamm in Würzburg beerdigt

Sie galt als das soziale Gewissen der CSU: Nun wurde Barbara Stamm im engsten Familienkreis beigesetzt. Politik und Kirche hatten bereits am Freitag bei einem offiziellen Staatsakt Abschied von der ehemaligen Landtagspräsidentin genommen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Zehn Tage nach ihrem Tod ist Barbara Stamm am Samstag im Kreise ihrer Familie beerdigt worden. Die ehemalige langjährige Landtagspräsidentin, die als das soziale Gewissen der CSU galt, war am 5. Oktober nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren in ihrer Heimatstadt Würzburg gestorben.

Politik und Kirche haben bereits am Freitag bei einem offiziellen Trauerstaatsakt im Würzburger Kiliansdom Abschied genommen. Der Bayerische Landtag hatte zu dem Staatsakt mit mehreren hundert langjährigen Wegbegleitern aus Politik und Gesellschaft geladen. Der Bayerische Rundfunk hat ihn live im Fernsehen und online übertragen.

Nachfolgerin Aigner: Abschied von "bayerischer Löwin"

Nach dem Requiem mit dem Würzburger Bischof Franz Jung hielten Barbara Stamms älteste Tochter Claudia Stamm, Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) Trauerreden. Ilse Aigner bezeichnete Stamm dabei als "bayerische Löwin". Markus Söder sprach von der "Mutter Bayerns" und der "Seele Frankens", die nicht nur die bedeutendste, sondern auch die beliebteste Politikerin im Freistaat gewesen sei.

Besonders bewegend war die Rede von Claudia Stamm, die selbst ehemalige Landtagsabgeordnete ist. Die Familie habe Angst gehabt "vor dieser Art des Abschiednehmens, die praktisch keinen Raum für Privates zulässt", so Claudia Stamm. Der Familie sei aber bewusst, "dass die Mutti oder die Mama", wie die drei Kinder sie nannten, "eine Person des öffentlichen Lebens war, die eine riesige Fangemeinde hat. Und zu der zählen auch wir als Familie."

Claudia Stamm: Mutter hat bis zuletzt Termine wahrgenommen

Trotz ihrer starken Schmerzen habe Barbara Stamm bis zuletzt viele Termine wahrgenommen – das habe die Familie nicht immer verstanden. "Und dann haben wir aber gesehen, dass sie genau aus diesen Terminen ihre Energie wieder gezogen hat."

Stellvertretend für die drei Kinder und den Ehemann Barbara Stamms, der nicht gerne öffentlich spreche, erzählte Claudia Stamm in ihrer Trauerrede auch Privates. So habe die Familie Geburtstage häufig öffentlich mit ihrer Mutter gefeiert: "Das halbe Kabinett war da. Der Ministerpräsident saß in der ersten Reihe. Und die Enkelkinder haben mit der Kleidung von der Oma eine Modenschau gemacht. Das blaue Kleed hat natürlich auch nicht gefehlt aus der Fastnacht."

Schwierige Kindheit als Antrieb für soziales Engagement

Barbara Stamms Kinder hätten nie verstanden "wie die emotionale Art unserer Mutter teilweise verspottet wurde in der Politik. Und dabei war das, genau das, eben ihre Qualität: das Problem zu sehen und Gefühle zu zeigen und damit eben so viel auf den Weg und voran zu bringen", sagte Claudia Stamm.

Von der schweren Kindheit der Mutter, die als Kind einer gehörlosen Frau in einer Pflegefamilie und in Heimen aufgewachsen ist, wisse die Familie bis zum Schluss nicht sehr viel. "Das, was sie da erleben musste, war ihr Antrieb, sich für die Schwachen einzusetzen, deren Chancen von Geburt an nicht so gut waren", ist sich Tochter Claudia Stamm sicher. Die gelernte Erzieherin Barbara Stamm hat sich als Politikerin unter anderem im Bistum Würzburg, bei der Caritas und der Lebenshilfe viele Jahre engagiert und sich immer wieder für Menschen mit Behinderung, sozial Schwache und Flüchtlinge eingesetzt.

  • Zum Artikel "Würzburger Förderzentrum trauert um Unterstützerin Barbara Stamm"

Wunsch am Sterbebett: mehr Wertschätzung für Pflege

Zuletzt habe die Familie viele Stunden mit Barbara Stamm verbracht und gemeinsam Musik gehört, gebetet und vorgelesen. Noch am Sterbebett habe Barbara Stamm sich bei ihrer Pflegerin bedankt "für die Mühen, die ganze Arbeit". Sie habe es bedauert, dass auch sie es nicht geschafft habe, genug für die Pflege zu tun. "Als ihr Vermächtnis will unsere Mutter, dass die Pflege endlich so gewertschätzt wird, wie es nötig ist", so Claudia Stamm.

Ein Baustein dazu sei das im Landkreis Bad Kissingen geplante "Zentrum für Pflege, Sozialberufe und Ehrenamt", das als Dank für ihr Engagement Barbara Stamms Namen tragen soll. Ihre Mutter sei "der großzügigste Mensch, den ich kenne", so Claudia Stamm.  Den Titel "Präsidentin der Herzen" habe ihre Mutter, die als erste Frau an der Spitze des bayerischen Parlaments stand, verdient. 42 Jahre lang gehörte die katholische Sozial- und Gesundheitspolitikerin dem Landtag an.

Bitte der Familie: "Lassen Sie uns trauern"

Im Namen der Familie äußerte Barbara Stamms Tochter am Ende ihrer emotionalen Trauerrede zu Ehren der Mutter noch eine Bitte: Die Familie habe in den Tagen seit dem Tod der Mutter "hauptsächlich funktionieren" müssen: "Und wir wissen noch nicht so genau, wann oder wie der Schmerz wirklich hochkommt. Lassen Sie uns trauern."

Schon am Vormittag waren rund 1.000 Menschen vor dem Staatsakt in den Kiliansdom gekommen, um am aufgebahrten Sarg Abschied von Barbara Stamm zu nehmen. Viele Hundert haben sich auch in das Kondolenzbuch eingetragen. Die Trauerfeier am Freitagabend in der Würzburger Residenz war nur für geladene Gäste. Die Beerdigung am Samstag fand im engsten Familienkreis statt.

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Die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm wurde nach dem öffentlichen Trauerstaatsakt im engsten Familienkreis beigesetzt.

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