Frühchen Marie trinkt aus einer Flasche
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Bayerns kleinstes Frühchen: So kämpft sich Marie ins Leben

Bayerns kleinstes Frühchen: So kämpft sich Marie ins Leben

265 Gramm – so viel wog Marie, als sie im Februar in der Kinderklinik Passau geboren wurde: das kleinste Frühgeborene Bayerns. Geburt und Versorgung waren für die Klinik eine große Herausforderung. Nun sind einige Monate vergangen: Wie geht es Marie?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Marie wurde im Februar dieses Jahres in der Kinderklinik in Passau geboren. Mit 265 Gramm Geburtsgewicht war sie das kleinste Frühgeborene Bayerns und eines der kleinsten Neugeborenen weltweit.

Überlebenschance fast bei null Prozent

Maries winzigen Hände umgreifen die Finger von Mama Nadine. Währenddessen hört Matthias Keller, Chef der Kinderklinik Passau, ihren Herzschlag ab. Eine Routineuntersuchung, um zu sehen, wie es dem Kind geht, wie es sich seit der viel zu frühen Geburt entwickelt hat.

Dass Marie mit einem Geburtsgewicht von 265 Gramm überhaupt lebt, ist ein Wunder. Sie kam in der 27. Schwangerschaftswoche zur Welt. Normal dauert eine Schwangerschaft um die 40 Wochen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit so einem Geburtsgewicht überlebt, liegt bei nahe null Prozent", sagt Keller. Vor 20 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, so ein Frühgeborenes versorgen zu können. Doch man habe dahingehend dazugelernt. Drei Säulen seien wichtig, so Keller: hoch spezialisierte Medizin, bestmögliche Pflege und das Miteinbinden der Familien frühgeborener Kinder.

Mutter: "Habe mich nicht getraut, sie anzufassen"

Während der Untersuchung hat Marie angefangen, zu schreien. Mutter Nadine knöpft ihren rosafarbenen Body zu: "Sie hat Hunger, da wird sie schon mal grantig", sagt sie lächelnd. "Aber ich bin froh, dass sie so gut trinkt."

Am Tag der Geburt, als sie Marie das erste Mal auf ihrer Brust liegen hatte, sei sie total erschrocken gewesen, wie leicht sich das Neugeborene angefühlt habe: "Da habe ich mich gar nicht richtig getraut sie anzufassen. Du hast es auch gar nicht gespürt, also das war wie Luft." Marie war in etwa so schwer wie ein Päckchen Butter. Normalerweise wiegen Babys bei der Geburt im Durchschnitt etwa 3.500 Gramm.

Versorgung extrem schwierig

Vor Maries Geburt und auch in den ersten Tagen danach habe man sich viele Gedanken um ihre Versorgung machen müssen, sagt Kinderklinikchef Keller. Allein einen Zugang zu legen oder Blut abzunehmen sei bei dieser Körpergröße extrem schwierig. Geklappt hat es trotzdem. "Man muss sich vorstellen, dass man an den Anfangstagen alles, was das Kind braucht - an Flüssigkeit, an Vitaminen, an Kalorien - extern über eine Infusion in der Größe von nur 20 Millilitern zuführen muss."

Eine weitere Schwierigkeit erklärt der Leitende Oberarzt Salvador Navarro-Psihas: "Sehr oft müssen Frühgeborene künstlich beatmet werden. Der kleinste Beatmungsschlauch, den wir haben, ist zwei Millimeter dick. Wir wussten gar nicht, ob dieser Schlauch bei Marie reingehen würde." Zum Glück war das nicht notwendig. Marie konnte von selbst atmen, ohne technische Hilfe.

Positive Prognose für Marie

Mittlerweile wiegt die kleine Marie knapp 1.600 Gramm. Knapp sechsmal so viel wie bei der Geburt. Auch das Fazit nach Kellers Untersuchung fällt positiv aus: Motorik, Gehirnfunktion, Herz und Lunge sehen gut aus. "Damit hat sie ein wunderbares Fundament, sich bestens zu entwickeln", sagt Keller. 

Auch Mutter Nadine ist felsenfest davon überzeugt, dass aus Marie ein ganz normales Kind wird. "Sie hat den absoluten Willen dazu und zeigt uns jeden Tag, wohin der Weg geht."

💡 Hintergrund: Frühgeburt

In Deutschland kommen jährlich etwa 60.000 Frühgeborene auf die Welt, etwa 1.000 Kinder wiegen bei ihrer zu frühen Geburt weniger als 500 Gramm. Die Kinderklinik Passau bildet zusammen mit der Frauenklinik ein Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level1-Zentrum) zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen. Laut Klinikchef Matthias Keller kommen hier pro Jahr etwa 400 Frühgeborene beziehungsweise kranke Neugeborene auf die Welt.

Quelle: Bundesverband "Das frühgeborene Kind", Stand 2020

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