Der Klang der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio ist um zwei neue Glocken reicher. Abt Nikodemus Schnabel segnete jetzt die Glocken aus dem Passauer Traditionsbetrieb Perner. Es sei "ein Zeichen des Mutes, in diesen Tagen den Tönen der Dormitio Obertöne hinzuzufügen", sagte er bei der Feier auf dem Jerusalemer Zionsberg.
Zeichen für Humanität und Frieden
Wo so oft Worte fehlten und die Gläubigen damit haderten, dass Frieden nicht in Sicht sei, könnten Glocken in der "Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit" bei der Beziehung zu Gott helfen, so Schnabel. Glocken riefen die Menschen zum Gebet, trösteten die Traurigen und gäben der Freude einen Klang, sagte der Abt. Gleichzeitig seien sie ein Zeichen des Glaubens an eine Zukunft und Ausdruck des Willens zum Bleiben. Wer nicht an eine Zukunft glaube, würde keine Glocken segnen, die für viele Jahrhunderte gemacht seien.
Erster offizieller Einsatz in der Osternacht
Im Anschluss an ihre Segnung ließen Schnabel, der Vatikanbotschafter im Heiligen Land, Erzbischof Adolfo Tito Yllana, und Vertreter der Spender die neuen Glocken erstmals erklingen. Ihren ersten offiziellen Einsatz sollen sie in der Osternacht haben.
Die neuen Glocken verdankt die Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg einer privaten Großspende sowie einer Spende der Ritterschaft zum Heiligen Georg in Passau unter Vorsitz des früheren CSU-Landtagsabgeordneten Konrad Kobler.
Glocken aus Passau läuten in aller Welt
In Passau wurden die Glocken auch gegossen. Das Traditionsunternehmen Perner stellt seit über 300 Jahren Glocken und Glockenstühle her. Es rüstet Kirchtürme aber auch mit Turmuhren und Zifferblättern aus. Glocken aus Passau läuten in Kirchen, Domtürmen und Klöstern in ganz Bayern, Europa und darüber hinaus.
Audio: So klingen die Erzeugnisse der Firma Perner
Herstellung der Glocken in der Glockengießerei Perner in Passau
Private Spender und Ritterorden ermöglichen Glockenguss
Die 46 Mitglieder des Ritterordens in Passau hätten 25.000 Euro für eine Friedensglocke für die Abtei gesammelt, sagte Initiator Kobler. "Anstatt Waffen liefern wir Glocken und gute Töne", beschrieb er seine Idee. Es gebe nichts Besseres für den Frieden, als mit der Stimme einer Glocke ein Zeichen zu setzen, erläuterte Kobler. Die Glocke werde "für den Frieden in der Heiligen Stadt Jerusalem und auf der ganzen Welt" läuten, erklärte Abt Nikodemus bei der Weihe.
Die zweite Glocke wurde aus einer privaten Großspende finanziert. Sie ist dem Namenspatron von Abt Nikodemus Schnabel geweiht, dem heiligen Nikodemus, und trägt das Abtswappen. Diese Spende eines befreundeten Ehepaares zu Schnabels Abtweihe im Mai 2023 ermöglichte der Abtei außerdem eine dringend benötigte Sanierung des Geläuts, darunter Elektronik, Uhrwerk und Klöppel. Auch die Bundesregierung hatte Geld für die Generalsanierung der Abtei bereitgestellt.
Beim Guss der Glocken in Passau Anfang August 2024 war Abt Nikodemus selber anwesend. Er berichtete laut Passauer Bistumsblatt von der Not in Israel und Palästina. Um Menschen mit dem Nötigsten helfen zu können, habe das Kloster bereits einen Verlust von einer halben Million Euro gemacht, so der Abt damals. Das Glockenprojekt sei bereits vor dem Angriff der Hamas angesetzt gewesen.
Mit Informationen von KNA
Die Benediktinerabtei Dormitio auf dem Zionsberg in Jerusalem
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