Castoren in einem Zwischenlager der BGZ, Gesellschaft für Zwischenlagerung.
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Castor-Transport nach Niederbayern: Viel Polizei – Termin geheim

Castor-Transport nach Niederbayern: Viel Polizei – Termin geheim

Der vorletzte Rücktransport von deutschem Atommüll aus der Wiederaufarbeitung führt in Kürze nach Niederbayern, zum Zwischenlager Isar. Bei einem Infoabend beantworteten die Verantwortlichen jetzt Fragen zu dem Castor-Transport – nur eine nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der erste Castor-Transport nach Bayern ist zugleich der vorletzte, mit dem deutscher Atommüll aus dem Ausland zurückgeholt wird. In die Zwischenlager Isar bei Landshut und Brokdorf in Schleswig-Holstein werden Reststoffe gebracht, die in der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield nicht verwertet werden konnten. Deutschland hat sich verpflichtet, sie zurückzunehmen. Die AKW-Betreiber sind für den Rücktransport verantwortlich.

Nähere Informationen zu dem Castor-Transport gab es am Montagabend bei einem Bürgerdialog in Essenbach im Kreis Landshut. Gut 90 Zuhörer – darunter auch viele Behördenvertreter – verfolgten den Infoabend, bei dem vor allem die Sicherheit der roten Castorbehälter im Fokus stand.

Castor-Transport: Transportdatum bleibt geheim

Eine wichtige Frage blieb offen: Wann genau der Zug mit den radioaktiven Abfällen zum Brennelemente-Zwischenlager in Niederaichbach rollt. Bis zum Ende des ersten Halbjahres soll es so weit sein, hieß es. Der konkrete Termin wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. "Das ist der Wunsch der Behörden, die den Transport absichern, um möglichst sicherzustellen, dass es reibungslos gehen kann", erklärt Michael Köbl, Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), Castor-Hersteller und zuständig für den Transport. Mit großen Störungen rechnet er aber nicht: "Seit die Entscheidung um die Kernenergie durch ist und keine Kraftwerke mehr laufen, sind auch die Transporte eigentlich weniger im Licht der Öffentlichkeit und werden nicht mehr genutzt als Bühne, als Anlass, um gegen Kernenergie zu demonstrieren."

Großer Polizeieinsatz geplant

Die Castoren mit dem hochradioaktiven Müll werden mit einem Spezialschiff nach Deutschland gebracht. Der anschließende Zugtransport wird aufwändig gesichert. Ein weiterer Zug fährt voraus. Einsatzkräfte von Bundes- und Landespolizei begleiten den Transport in Begleitwaggons, am Boden und mit einem Polizeihubschrauber in der Luft. Eine Reiterstaffel aus Berlin wird den Zielbahnhof in Wörth an der Isar sichern. Anwohner müssten mit Straßensperren und vielen Einsatzfahrzeugen rechnen.

"Gegenwärtig liegen uns keine konkreten Gefährdungserkenntnisse vor", sagte Niederbayerns Polizeivizepräsident Werner Sika bei dem Infoabend. Man müsse Störungen aber einkalkulieren, deshalb plane man den Einsatz zusammen mit der Bundespolizei seit Ende letzten Jahres. Wenn der Protest nicht friedlich bleibe, werde man "niederschwellig" eingreifen.

Sorge um langfristige Sicherheit der Castor-Behälter

Das Zwischenlager in Niederaichbach mit 152 Stellplätzen hat eine Genehmigung bis 2047. Da ein Atommüll-Endlager aber noch in weiter Ferne ist, sorgte sich das Publikum beim Bürgerdialog vor allem um die Haltbarkeit der Castoren. "Wir müssen das hier etwa 100 Jahre haben, mindestens", so die Befürchtung einer Teilnehmerin. Er habe "natürlich auch Sorgen um den Transport, Wiedereinlagerung und vor allem um die Materialeigenschaften über die Jahre, die Jahrzehnte, die der Atommüll im Zwischenlager lagern wird", erklärte ein Mann den Grund seines Kommens.

Michael Köbl, der Sprecher des Castor-Herstellers GNS, betonte, die hundert Tonnen schweren Gusseisenbehälter seien langfristig sicher: "Uns wurde immer nachgesagt, unsere Behälter würden nur 40 Jahre halten, weil die Zwischenlager Genehmigungen auf 40 Jahre beschränkt waren. Die Behälter selber haben insofern kein Verfallsdatum. Die nutzen sich auch nicht ab." Sie enthalten sogenannte Glaskokillen, in die die Reststoffe eingeschmolzen sind.

Strahlenbelastung am Castor-Zug

Auch auf die Strahlung, die von dem Castor-Transport ausgeht, ging Köbl ein. Sie wurde vorab im britischen Sellafield gemessen. Demnach wird der gesetzliche Grenzwert in zwei Metern Abstand deutlich unterschritten. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Belastung abermals deutlich ab.

Laut der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) müsste sich ein Mensch mehr als 14 Stunden direkt an der Fahrzeugaußenfläche aufhalten, um den geltenden Jahresgrenzwert für eine Person aus der allgemeinen Bevölkerung von einem Millisievert zu erreichen.

Im Video: Die Wege des deutschen Atommülls

Erklärvideo: Die Wege des deutschen Atommülls.
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Erklärvideo: Die Wege des deutschen Atommülls – Wie der Transport abläuft

Zwischenlager wird länger gebraucht als geplant

Die aktuelle Genehmigung für das Zwischenlager Isar werde nicht ausreichen, räumte Stefan Mirbeth vom Betreiber BGZ offen ein. Denn bis dahin werde kein Endlager zur Verfügung stehen. Die Behälter würden aber ständig gewartet und überwacht. "Die Zwischenlagerung wird auch weit über das Jahr 2047 sicher sein", so Mirbeth auf Zweifel aus dem Publikum.

Das Brennelemente-Zwischenlager Isar in Niederaichbach ist genehmigt für 152 Behälter, 88 stehen bereits hier. Insgesamt – wenn auch die Behälter aus dem Kernkraftwerk Isar eingelagert sind – sollen es etwa 125 Behälter sein. Derzeit liegen immer noch Brennelemente im Abklingbecken des Reaktorgebäudes.

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Zuhörer beim Bürgerdialog in Essenbach.

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