Konkurrenz durch internationale Konzerne wie Uber, Nachwuchsmangel und nicht zuletzt auch Fahrteneinbußen durch die Corona-Pandemie setzen das Taxler-Gewerbe unter Druck.
Lange Zeit hatten Taxis einen quasi halboffiziellen Status als Beförderungsmittel. Noch in den sechziger Jahren trugen die Fahrer zu einem großen Teil Uniform und Chauffeurmütze. Doch das einstmals lukrative Leben auf der Straße hat sich seitdem für die Taxler massiv verändert. Fahrdienstanbieter wie Uber, Free Now oder die Volkswagen-Tochter Moia machen den Fahrern eine Konkurrenz, "die mittelfristig zum Ende des Taxigewerbes" führen könnte, so Thomas Kroker, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen.
Der Hintergrund: Neue Rechtsgrundlagen
Der Knackpunkt dabei: Das neue Personenbeförderungsgesetz, das am ersten August 2021 in Kraft getreten ist. In ihm wurden erstmals eigene Rechtsgrundlagen für digitale Fahrtenvermittler festlegt. Damit sind Uber und Co. nun offiziell zugelassen, gleichzeitig aber sollen die klassischen Taxler geschützt werden. So muss ein Taxiunternehmen – im Gegensatz zum Uber-Fahrer – rund um die Uhr Fahrgäste befördern und darf nur die Tarife abrechnen, die die Kommune festgelegt hat – auch zu Stoßzeiten wie zum Oktoberfest oder zu Silvester.
Dafür darf der Taxifahrer sich an jeden Taxihalteplatz stellen und auch Fahrgäste aufnehmen, die ihn auf der Straße heranwinken. Für die per App gebuchten Fahrer dagegen gilt, dass das Fahrzeug nach jedem Auftrag zurück zum Betriebssitz fahren muss. Ursprünglich sollte diese Rückkehrpflicht ganz abgeschafft werden. Taxifahrer in ganz Deutschland hatten allerdings mehrfach dagegen demonstriert, da sie sich gegenüber den Online-Plattformen benachteiligt sahen.
Sorge vor steigender Konkurrenz
Thomas Kroker, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen, befürchtet allerdings, dass diese Rückkehrpflicht mit der Ausweisung von besonderen Stellplätzen für digital buchbare Fahrer durch die Kommunen in Zukunft ausgehöhlt werden könnte. Die Folge wäre seiner Ansicht nach: "Fahrzeuge von Vermittlungsplattformen könnten nur zu lukrativen Zeiten fahren, mit Billigtarifen Kunden locken oder zu Stoßzeiten Wucherpreise verlangen, um nur einige Punkte zu nennen. Zudem ist abzusehen, dass es zu einem Verkehrskollaps kommt, wenn Tausende weitere Mietfahrzeuge unterwegs sind."
Massive Umsatzeinbußen durch Corona
Besonders betroffen sieht Kroker seine Branche auch durch Corona: Keine Kunden mehr durch das Nachtleben, auch die Zahl der Passagiere am Flughafen München sei drastisch eingebrochen. Die Folge seien Umsatzrückgänge von jeweils rund 85 Prozent im Vergleich zu den Zeiten vor der Pandemie. Dazu komme ein belastender Alltag: Stundenlang würden die Fahrer am Taxistand auf Kunden warten. Bei vielen lägen die Nerven blank.
"Es gibt Arbeitstage, an denen die Fahrer in zwölf Stunden lediglich zwei oder drei Fahrten absolvieren. Die Tagesumsätze liegen teilweise unter 50 Euro: Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel – vor allem, weil viele Unternehmen investiert haben, um ihre Fahrzeuge mit Schutzeinrichtungen wie Trennwänden oder Trennfolien auszustatten." Thomas Kroker, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen
Damit haben sich die Nachwuchsprobleme, mit denen die Taxibranche bereits vorher zu kämpfen hatte, noch einmal verschärft: "Für viele ist Taxifahren nicht mehr so attraktiv, da sie damit nicht so viel Geld wie in anderen Berufen verdienen können", bestätigt Thomas Gollmann-Günthert. Er ist seit zwanzig Jahren selbständiger Taxifahrer in München. Viele seiner Kollegen seien in der Pandemie als Bus- oder U-Bahn-Fahrer zur Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gewechselt.
In München steht die Hälfte der Taxler vor dem Aus
Laut Kroker herrscht in seiner Branche im Moment "der nackte Kampf ums Überleben". In München stehen aktuell nach den Schätzungen des Landesverbands rund fünfzig Prozent der Taxi-Unternehmer vor dem Aus. 1.100 der 3.300 Konzessionen seien bereits stillgelegt oder abgegeben worden.
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