Mein erstes Mal deutsche Schokolade, meine erste Bratwurst, das erste Mal bei Aldi: Es sind solche kleinen Alltagsbeobachtungen, die Jihye Jung regelmäßig mit ihren Followern auf Instagram teilt. Die kurzen Filme sind abwechslungsreich und schnell geschnitten, mit Musik unterlegt und werden von der 23-Jährigen mit viel Emotion auf Englisch kommentiert.
Ein großes Social-Media-Team? Fehlanzeige. "Das Filmen mit dem Handy und Schneiden macht mir einfach Spaß. Ich habe es an der Uni in Seoul gelernt. Aber es ist sozusagen mein Hobby", sagt die Austauschstudentin. In Würzburg studiert Jihye in einem internationalen Studiengang auf Englisch und lernt nebenbei Deutsch.
Kulturelle Unterschiede
Immer wieder geht es in ihren Videos um die Unterschiede zwischen Deutschland und Südkorea. Das erste Mal einkaufen im Supermarkt mit tausenden fremden Lebensmitteln, das deutsche Pfandsystem, die günstigen Medikamente oder eben die erste fränkische Bratwurst. "Ich hab mir nicht viel davon erwartet: ein Brötchen, eine Wurst, etwas Senf. Aber sie hat mir wirklich gut geschmeckt". Auch das deutsche Bier hat es ihr angetan. "Es gibt so viele verschiedene Sorten." Bei einer Weinprobe habe ihr vor allem der süße Wein zugesagt.
Besuche in bayerischen Städten
Auch die niedrigen Studiengebühren in Deutschland und wie günstig man den öffentlichen Nahverkehr mit Studententicket nutzen kann, hat die Südkoreanerin positiv überrascht. Von ihren Followern hat sie Tipps bekommen, welche Orte sie besuchen soll. Sie probiert das Rauchbier in Bamberg, besucht die Nürnberger Kaiserburg und zuletzt die Bergkirchweih in Erlangen.
Der Unterschied zu ihrer Heimat Seoul mit seinen neun Millionen Einwohnern: "Würzburg ist kleiner, aber schöner als Seoul. Die Menschen leben hier ein langsameres und weniger hektisches Leben!" Überrascht haben sie die kurzen Öffnungszeiten der Geschäfte am Abend. In Korea sei es normal, dass man bis Mitternacht einkaufen könne.
Videos zu Snacks und Süßigkeiten
Besonders gut kommen offenbar ihre Videos über kulinarische Besonderheiten an, der erste Döner, aber auch das ausgiebige Testen vieler Sorten von Süßigkeiten und deutscher Schokolade. Wie sieht es aber zum Beispiel mit Getränken wie Spezi aus? Die Mischung aus Cola und Orangenlimonade ist im Ausland fast unbekannt - auch Jihye hat sie noch nie getrunken. Ihr Kommentar: "Schmeckt sehr gut, acht von zehn Punkten!"
Erinnern, wie schön Deutschland ist
Der große Erfolg ihrer Videos habe sie erst regelrecht schockiert, gibt sie sich bescheiden. Ihre Erklärung: "Wenn man daran gewöhnt ist, in seinem Land zu leben, vergisst man, wie schön es ist und dankbar zu sein. Ich denke, ich erinnere die Menschen daran, wie schön Deutschland ist." Auffallend ist, dass ihre Videos immer positiv sind und die negativen Seiten ausblenden. Nimmt sie denn wirklich alles in Deutschland so sonnig wahr? Negative Erlebnisse habe sie bislang nicht gehabt, sagt sie dazu, ergänzt aber: "Manchmal bin ich einsam. Die Videos geben mir Energie und erinnern mich daran, dankbar zu sein."
Begeisterte Reaktionen
Auch die vielen positiven Rückmeldungen geben ihr Kraft. "Die Menschen sind so nett zu mir! Es fühlt sich manchmal an, wie eine virtuelle Familie." Vielleicht kann sie sich deshalb derzeit nicht vorstellen, wie geplant nach einem Semester nach Korea zurückzukehren und dort ihren Uni-Abschluss zu machen. Aber stattdessen kann sie sich gut vorstellen, ein weiteres halbes Jahr dranzuhängen. Den vielen Fans ihrer Videos würde das sicher gefallen.
So sieht eine Bratwurst aus! Koreanerin teilt ihren Alltag in Deutschland
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