Eine Dampfbahn fährt durch ein grünes Tal.
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Die Dampfbahn Fränkische Schweiz bietet Fahrten durch das Wiesenthal an. Der Verein feiert sein 50-jähriges Jubiläum.

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Ein Arzt als Lokführer: Die Dampfbahn in der Fränkischen Schweiz

Ein Arzt als Lokführer: Die Dampfbahn in der Fränkischen Schweiz

Es gehört viel Enthusiasmus dazu, um die Eisenbahngeschichte in der Fränkischen Schweiz lebendig zu erhalten. Seit 50 Jahren widmen sich Ehrenamtliche der Museumsbahn. Deswegen sitzt auch schon mal ein Jurist als Heizer auf der Lok.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es war am Anfang der Traum einer Handvoll Menschen: die Dampfbahn Fränkische Schweiz wieder auf die Schienen bringen. Vor vielen Jahrzehnten gründete sich dazu ein Verein. Das Ziel war es, die Museumsbahn auf der Strecke Ebermannstadt-Behringersmühle wieder fahren zu lassen. Das ist geschafft und eine Fahrt ist für viele Touristen und Einheimische ein tolles Erlebnis.

1974: Der Beginn einer großen Aufgabe

Jeden Samstag und Mittwoch treffen sich die Bahnbegeisterten, um an den Kolossen zu schrauben, zu schmieren oder sie einsatzbereit für ihre Fahrt an Sonn- und Feiertagen zu machen. "1974 begann alles mit einer Handvoll Eisenbahnfreunden, die die spinnerte Idee hatte, diese Bahnstrecke vor dem Abbau zu retten, sie zu erwerben und mit einer Museumsbahn zu betreiben. Heute sind wir 'stolz wie Bolle', dass wir das geschafft haben", erzählt Stephan Schäff, der stellvertretende Vereinsvorsitzende der Dampfbahn Fränkische Schweiz e.V. (DFS).

Sechs Jahre nach Gründung des Vereins gelang es, die Konzession für den Betrieb einer Eisenbahn auf der romantischen Strecke zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle zu bekommen. Seitdem ist der Verein ein zugelassenes Eisenbahnverkehrs- und Infrastrukturunternehmen. Das heißt auch, dass alle, die am Betrieb der Dampfbahn beteiligt sind, die bahntypische Ausbildung durchlaufen müssen.

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Mitglieder des Vereins "Dampfbahn Fränkische Schweiz" betreiben die Museumsbahn

Der Verein hat keine Nachwuchssorgen

An einem Samstag Mitte Mai knien ein Dutzend neue Vereinsmitglieder auf dem Boden und lassen sich die Funktionsweise von Bremsen erklären. Alle sind um die 20 Jahre alt, wie auch Lucas Reinfels. "Mein Großvater hatte eine Modellbahn. Fand ich gut, aber auf Dauer langweilig. Und dann sah ich, dass es in Ebermannstadt diesen Verein gibt. Mit 18 Jahren bin ich eingestiegen und in den letzten vier Jahren habe ich mich hochgearbeitet." Das heißt, am Anfang konnte er in der Werkstatt mitarbeiten, um die Technik kennenzulernen, dann die Ausbildung und Prüfung zum Zugbegleiter ablegen. Im Moment absolviert er die Lehrgänge als Bremsberechtigter und ist bereits Leiter der Schaffnerei. Dann käme noch die Weiterbildung zum Rangierer und nach der Arbeit als Heizer kann er seine Ausbildung zum Zugführer und schließlich zum Lokführer ablegen. Im richtigen Leben ist er Mechatroniker bei "Siemens Mobility", das heißt, er ist beteiligt am Bau der ICE. Mit seinem Hobby geht er zurück in die Ursprünge des Bahnlebens.

Mitglieder: Vom Kaufmann bis zum Mechatroniker

Und nicht nur Leute, die sowieso schon mit Zügen im eigentlichen Berufsleben zu tun haben, sind hier im Verein zu finden. Am nächsten Tag wird die Dampflok mit dem Spitznamen Bubikopf auf die Strecke gehen und wieder viele Interessierte und Touristen durch die Fränkische mit Volldampf fahren. Sie stammt aus dem Jahr 1940 und wurde in Berlin gebaut. Bis Ende der 70er Jahre war sie bei der Bundesbahn eingesetzt. Mitte der 90er Jahre übernahm die DFS die Bahn und seitdem ist sie als Museumsbahn auf der Strecke Ebermannstadt-Behringersmühle-Ebermannstadt unterwegs.

Als Heizer ist an diesem Tag der Jurist Johannes Obenauf vorne auf der Lok. Er wollte eigentlich schon als Kind Lokführer werden und entschied sich dann doch fürs Jurastudium. Jetzt hat er beide Wunschjobs. An Sonn- und Feiertagen heizt er der Lok ein, von Montag bis Freitag sitzt er als Staatsanwalt im Büro. Und gleich an seiner Seite Jürgen Fuchs, er ist der Ausbilder für die Lokführer und im richtigen Leben Kaufmann. Heute hat er seine Argusaugen auf Matthias Günzel gerichtet. Der Facharzt für Orthopädie erlernt gerade in seiner Freizeit den Job des Lokführers. Er ist seit 50 Jahren im Verein und jetzt, nachdem er nur noch drei Tage in der Woche in seinem eigentlichen Job arbeitet, kann er seinem Hobby richtig nachkommen.

Viele Loks warten noch auf ein neues Leben

Für den Museumsbetrieb verfügt die DFS über einen Fuhrpark mit vier Dampflokomotiven wie die Ploxemam Nr. 1 und 2, einer Akkumulatorlokomotive, vier Diesellokomotiven und dem Dieseltriebwagen VT 135 069, sowie einer Anzahl historischer Reisezugwagen, besonders Donnerbüchsen und Umbau-Wagen. Zwar zählt der Verein 400 Mitglieder, aber nur rund 60 davon sind aktiv, bauen und werkeln jede Woche an den Loks und machen sie für Fahrten in der Fränkischen Schweiz fit. Betrieben wird die Bahn zwischen 1. Mai und 31. Oktober immer an Sonn- und Feiertagen. Doch auch in den Wintermonaten geht die Arbeit nicht aus. Im Lokschuppen sind zahlreiche Wagen aufgebockt, die noch darauf warten, zum Leben erweckt zu werden.

Mit Liebe zum Detail

Die Mitglieder treffen sich mittwochs in Nürnberg, um dort kleinere Komponenten zu warten oder zusammenzubauen. Am Samstag sind sie dann in ihrem eigentlichen Stammsitz aktiv: dem Bahnbetriebsgelände in Ebermannstadt. Neue Mitglieder werden immer gesucht und dazu muss man kein ausgebildeter Eisenbahner sein, versichert Stephan Schäff vom DFS. Die Begeisterung für die Sache zähle. Dabei ist das Spektrum der Aufgaben äußerst vielfältig: Es reicht vom Gleisbau und der Pflege der Strecke über die Fahrzeuginstandsetzung bei Lokomotiven und Wagen bis hin zum Zugdienst als Lokführer, Heizer, Zugführer und Schaffner oder im Buffetwagen.

Dampfbahn mit langer Geschichte

Am 1. Juni 1891 fuhr der erste Zug von Forchheim nach Ebermannstadt. 24 Jahre später reichte die Strecke dann bis nach Heiligenstadt. 1922 kam dann der Anschluss von Muggendorf dazu. Im Oktober 1930 konnte dann endlich auch Behringersmühle per Bahn angefahren werden. Es war die letzte Eröffnung einer Nebenbahn in Bayern.

Bereits 1960 endete jedoch der Reisezugverkehr auf dem Heiligenstädter Ast. 1968 wurde hier auch der Güterzugverkehr eingestellt und die Bahn abgebaut. Zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle erfolgte die Einstellung des Gesamtverkehrs zum Sommerfahrplan 1976. Zum Glück jedoch wurden die Schienen hier nicht abgebaut, wie in vielen anderen Bereichen in Deutschland. Lange versank der Streckenabschnitt im Dornröschenschlaf. Lediglich die Verbindung Ebermannstadt-Forchheim blieb für Bahnreisende bestehen.

Eine "denkmalwürdigen Strecke" in der Fränkischen Schweiz

Nach viel Vorarbeiten konnte 1983 der Dampfbetrieb im Wiesenttal wieder eine Renaissance erleben. Die Dampflok "Nürnberg" ging auf die Fahrt. Die 100-jährige Lokomotive wurde in mühevoller, siebenjähriger Arbeit vom Verein Dampfbahn Fränkische Schweiz wieder hergerichtet und auf die Schiene gebracht. Seit dieser Zeit sind weitere dazu gekommen. Und nicht nur Dampf- und Diesellokfahrten werden seitdem angeboten. Es gibt Muttertagsfahrten mit Snacks, Whisky-Fahrten mit Testungen, Gin-, Wein- und fränkische Bierfahrten mit der Museumsbahn. Und auch mieten kann man den Wagen für diverse Festivitäten.

2017 nahm das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Bahnstrecke im Herzen der Fränkischen Schweiz in die Denkmalliste auf. In der Begründung heißt es: "Die Gesamtheit aller zeittypischen, historischen Elemente, deren Betrieb, landschaftliche Einbettung und Auswirkung sowie die von Anfang an beachtete Bedeutung des Tourismus in der Fränkischen Schweiz machen diese Nebenbahn zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle zu einer denkmalwürdigen Strecke". Die Aufnahme in die Liste war auch für den Verein eine Anerkennung seiner Arbeit, denn ohne den Verein würde es diese Attraktion nicht geben.

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Dampfbahn Fränkische Schweiz

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