Drohne im Landeanflug
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Die Drohne transportierte erstmal Notfallmedikamente von Ingolstadt nach Pfaffenhofen.

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Erster Testflug: Wenn bei Notfällen die Medizin per Drohne kommt

Erster Testflug: Wenn bei Notfällen die Medizin per Drohne kommt

Im Notfall entscheiden oft Minuten über Leben und Tod. Damit überlebenswichtige Medikamente schneller ankommen, testet das Klinikum Ingolstadt den Einsatz von Drohnen. Wie der erste Testflug ins benachbarte Krankenhaus nach Pfaffenhofen lief.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Drohne Trintiy sieht aus wie ein kleines Flugzeug. Grau mit gelber Schrift. In ihrem Bauch ist ein kleines Fach verbaut. Darin gut verpackt: ein Mittel, das bei einer Überdosis Paracetamol hilft - bei Kindern kann eine Überdosierung des Schmerzmittels lebensgefährlich sein. Startpunkt der Drohne ist das Dach des Klinikums in Ingolstadt.

Pilot Paul Hein wirft einen prüfenden Blick in den Himmel. Im Westen ziehen dunkel Wolken auf, leichter Wind weht. "Das sollte noch kein Problem für die Trinity sein", meint er zuversichtlich. Sollte es aber stark regnen oder stürmen, dann müsste die Drohne Trinity am Boden bleiben. Heute kann sie starten. Die Distanz: Etwa 43 Kilometer bis zum Landeplatz an der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen. Die Herausforderung: Der Pilot sieht die Drohne nicht mehr. Die technischen Feinheiten für einen solch langen Flug haben die Mitarbeiter der Firma Quantum Systems in den vergangenen Jahren ausgearbeitet und getestet. Ein großer Aufwand war es, die rechtlichen Bedingungen zu klären und die verschiedenen Genehmigungen für den Testflug einzuholen.

Vollautomatisierter Flug zwischen Ingolstadt und Pfaffenhofen

Die Drohne hat die Strecke eingespeichert. Sie kann sich auf dem Weg nach Pfaffenhofen nicht verfliegen. Auf dem Dach in Ingolstadt überwacht Pilot Hein den Flug. So kann er auch im Notfall eingreifen. Das ist rechtlich auch so vorgeschrieben. Und die rechtlichen Vorschriften waren wohl eine der größten Herausforderungen des Projekts. Denn bis alle Genehmigungen für den Testflug da waren, hat es über ein Jahr gedauert.

Besonders kompliziert ist in der Region, dass sich in unmittelbarer Nähe zwei Militärflugplätze befinden, nämlich in Manching und Neuburg. Bemannte und unbemannte Luftfahrt in Einklang zu bringen, sei nach wie vor schwierig, erklärt Projektleiter Pierre Ulfig von Quantum Systems, die die Drohne entwickelt haben.

Drohnen-Lieferung kann Leben retten

Technisch sind solche Flüge kein Problem. Nach 38 Minuten landet die Drohne Trinity im 43 Kilometer entfernten Pfaffenhofen. Eine Zeit, die man mit dem Auto nicht schafft. Und sicher im Bauch des Fliegers: die Notfallmedikamente. Projektleiter Ulfig ist zufrieden. "Es hat alles perfekt geklappt." Der große Vorteil der Drohne: Sie bleibt nicht im Verkehr stecken. Außerdem könnte der Transport bei einer steigenden Nachfrage per Drohne auch günstiger sein als mit dem Auto. Erste Berechnungen der Technischen Hochschule fielen da positiv aus.

Auch Peter Linhardt, Leiter der Krankenhausapotheke am Ingolstädter Klinikum, sieht darin einen echten Gewinn für die Patienten: "Das kann Leben retten." Notfallmedikamente können via Drohne schneller zum Patienten gebracht werden, zum Beispiel Gerinnungshemmer für Unfallopfer, Antibiotika, Gegenmittel bei Vergiftungen - oder eben wie bei dem jetzigen Testflug ein Mittel, das bei einer Überdosis Paracetamol hilft.

Die Krankenhausapotheke im Klinikum versorgt aktuell elf weitere Krankenhäuser und vier Rettungsdienste in der Region mit Medikamenten. Das Projekt könnte auch bei Lieferengpässen nützlich sein, da wichtige Medikamente dann schneller für die Patienten zur Verfügung stünden, sagt Linhardt.

Verkehrsministerium förderte das Projekt

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat das Projekt "MEDinTime" mit einer Summe von knapp einer Million Euro gefördert. Neben dem Klinikum Ingolstadt sind zudem die Ilmtalklinik Pfaffenhofen sowie der Landkreis Pfaffenhofen, die Technische Hochschule Ingolstadt und das Bayerische Rote Kreuz an dem Pilotprojekt beteiligt.

Bis das Projekt allerdings Alltag wird, dauert es vermutlich noch einige Zeit. Noch sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür nicht gegeben. Dennoch: Die Projektpartner sind zuversichtlich, dass in wenigen Jahren Medikamente so schneller und sicherer von A nach B transportiert werden können.

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