Knollenblätterpilze mit grünlicher Färbung
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Knollenblätterpilze im Wald: Trotz seiner markanten Merkmale gibt es häufig Verwechslungen mit anderen Pilzarten. Vergiftungen sind die Folge.

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Vorsicht giftig! Die wichtigsten Fakten zum Knollenblätterpilz

Vorsicht giftig! Die wichtigsten Fakten zum Knollenblätterpilz

Kürzlich sorgten Fälle von Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz für Schlagzeilen. Drei Kinder in Essen schwebten zeitweise in Lebensgefahr. Toxikologen warnen vor dem Giftpilz: Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Knollenblätterpilz.

Über dieses Thema berichtet: Radiowissen am .

Pilzvergiftungen sind in der Schwammerl-Saison leider keine Seltenheit. In den letzten Wochen haben mehrere Fälle von Knollenblätterpilz-Vergiftungen Schlagzeilen gemacht: In Essen schwebten zeitweise drei Kinder in Lebensgefahr, nach dem sie Knollenblätterpilze gegessen hatten. Zwei von ihnen und ein Erwachsener, der sich ebenfalls mit einem Knollenblätterpilz vergiftet hatte, mussten sich im Krankenhaus einer Lebertransplantation unterziehen.

Der Knollenblätterpilz wächst von August bis Oktober in Laub- und Mischwäldern. Er hat einen drei bis 15 Zentimeter breiten Schirm, auf der Unterseite weiße Lamellen. Grundsätzlich unterscheiden Forscher zwischen dem grünen Knollenblätterpilz (amanita phalloides) und dem weißen Knollenblätterpilz (Amanita virosa). "Beide Gattungen sind hochgiftig", warnt Florian Eyer, Toxikologe am Technischen Universitätsklinikum in München (TUM) im Gespräch mit BR24.

Woran kann ich Knollenblätterpilze erkennen?

Der grüne Knollenblätterpilz ist grün bis grün-gelb. Der weiße Knollenblätterpilz hat einen weißen Schirm. Gemeinsam haben beide Gattungen die markante Knolle am Stielende, die auch namensgebend für den Knollenblätterpilz ist. Um festzustellen, ob am Ende eine Knolle sitzt, muss der Pilz vorsichtig und im Ganzen aus dem Boden herausgedreht werden.

Sind Knollenblätterpilze beim Anfassen giftig?

Den Pilz anzufassen ist laut Toxikologe Eyer ungefährlich. Trotzdem sollten Pilzesammlerinnen und -sammler sich nicht mit den unsauberen Fingern in Mund oder Augen fassen und nach dem Pilzesammeln obligatorisch die Hände waschen.

Der Verzehr von Knollenblätterpilzen kann jedoch lebensgefährlich sein. Und das schon bei kleinen Mengen, sagt Eyer von der Abteilung für klinische Toxikologie am TUM. Bereits 50 Gramm, das entspricht laut Eyer einem Fruchtkörper des Knollenblätterpilzes, können tödlich sein.

Welche Verwechslungen gibt es?

Trotz seiner markanten Merkmale kommt es immer wieder zu Verwechslungen: Besonders weiße Knollenblätterpilze würden manchmal mit Champignons verwechselt, so Toxikologe Eyer. Anders als der Knollenblätterpilz haben die essbaren Champignons aber rosa oder braune Lamellen an der Unterseite, beim Knollenblätterpilz sind die Lamellen weiß.

Außerdem fehlt bei Champignons die markante Knolle am Stielende. Der grüne Knollenblätterpilz wird manchmal wegen seiner Schirmfarbe mit dem essbaren Frauentäubling verwechselt. Auch hier hilft auf das Stielende: Der Frauentäubling besitzt keine markante Knolle.

Woran merke ich eine Pilzvergiftung?

Aber wie merke ich, dass ich möglicherweise einen Knollenblätterpilz gegessen habe? Beim Knollenblätterpilz treten erste Vergiftungserscheinungen nach einigen Stunden auf. Typisch sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Schreitet die Vergiftung fort, schädigt das Gift des Knollenblätterpilzes auch die Leber. Im Extremfall kann das zu akutem Leberversagen führen.

Vergiftungssymptome – und jetzt?

Betroffene, die denken, einen Knollenblätterpilz gegessen zu haben oder erste Vergiftungssymptome zeigen, sollten sich direkt an den Giftnotruf München unter 089/19240 wenden. Der Anschluss ist rund um die Uhr erreichbar.

Die Expertinnen und Experten fragen gegebenenfalls, ob es Pilzreste oder Fotos von den Pilzen zur nachträglichen Identifizierung gibt. Wenn die Lage lebensbedrohlich ist, eine Person zum Beispiel bewusstlos wird, dann muss der Notruf unter 112 verständigt werden.

Wie werden Vergiftungen behandelt?

Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz können behandelt werden. Bei anfänglichen Symptomen geben Medizinerinnen und Mediziner Aktivkohle, die das Gift im Körper binden soll. Für fortgeschrittene Vergiftungen gibt es ein Gegengift. Steht ein Leberversagen kurz bevor, kann aber auch eine Organtransplantation notwendig werden.

In der Mehrzahl der Fälle regeneriert sich die Leber laut Toxikologe Eyer jedoch selbst. Trotzdem sind Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz diejenigen, die von allen Pilzvergiftungen am häufigsten tödlich verlaufen, so der Toxikologe.

Pilze im Wald: Im Zweifel nicht mitnehmen

Grundsätzlich gilt: Wer Pilze sammeln geht im Wald, sollte gut informiert sein. Sich allein auf Pilzbestimmungs-Apps zu verlassen, davon raten Experten ab. Florian Eyer empfiehlt, keine Pilze mitzunehmen, die nicht einwandfrei bestimmt wurden.

Gerade für sporadische Pilzsucherinnen und Pilzsucher oder Einsteiger kann ein persönlicher Besuch bei einem Pilzberater hilfreich sein. Eine Anlaufstelle sind die Pilzberaterinnen und -berater der "Bayerischen Mykologischen Gesellschaft" [externer Link] oder die "Deutsche Gesellschaft für Mykologie" [externer Link].

Zum Podcast: Gut oder giftig? Welcher Pilz zum Sammeln taugt

Ein voller Korb mit Steinpilzen und ein paar Maronen
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Ein voller Korb mit Steinpilzen und ein paar Maronen (Symbolbild)

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