Tschechien plant kurz hinter der bayerischen Grenze das erste Mini-AKW Europas. Zahlreiche weitere Reaktoren sollen folgen.
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Tschechien plant kurz hinter der bayerischen Grenze das erste Mini-AKW Europas. Zahlreiche weitere Reaktoren sollen folgen.

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Grenzland in Sorge wegen Tschechiens Atomplänen

Grenzland in Sorge wegen Tschechiens Atomplänen

Tschechien setzt auf den Bau weiterer Atomkraftwerke. Auch ein Atommüll-Endlager soll errichtet werden – möglicherweise unweit von Bayern. In Grenzorten wie Bayerisch Eisenstein oder im Kreis Cham sorgt das für gemischte Gefühle.

Von
Renate Rossberger
BR24 Redaktion

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Schon seit Jahren läuft in Tschechien die Suche nach einem Endlager für abgebrannte Brennelemente und radioaktiven Abfall aus den tschechischen Atomkraftwerken wie etwa Temelin oder Dukovany. Vier Standorte für ein Endlager sind inzwischen in der engeren Auswahl, einige davon nicht weit weg von der bayerischen Grenze. Endgültig entschieden wird wohl erst 2025.

Neue Atom-Pläne Tschechiens

Für neue Aufregung, vor allem im ostbayerischen Grenzland, sorgen die jüngsten Pläne Prags, die Atomkraft jetzt sogar nochmal auszubauen. Damit hatte die tschechische Regierung bei einer grenzüberschreitenden Sitzung im September ostbayerische Regionalvertreter regelrecht vor den Kopf gestoßen:

"Diese Pläne kamen für uns damals völlig überraschend. Niemand war vorher informiert. Es wird zwar noch Jahre dauern, bis das endgültig entschieden und verwirklicht wird. Aber wir wünschen uns als Nachbarn, dass wir da eingebunden werden." Kaspar Sammer, Euregio-Geschäftsführer

Gedacht wird in Tschechien an mehrere kleine Meiler, die die Regionen dezentral versorgen sollen. Auch davon sollen einige in das Grenzgebiet zu Bayern. In der tschechischen Bevölkerung ist die Einstellung zur Atomkraft generell ungetrübter als in Deutschland. Widerstand gibt es aber in den tschechischen Orten, in denen die Endlager geplant wären.

Protest von Atomkraftgegnern aus Cham

Eine kleine Anti-Atomkraft-Gruppierung im Landkreis Cham marschiert seit Jahren bei Demos gegen ein Endlager im tschechischen Dorf Manovice mit, schließt sich dort den tschechischen Gegnern an. Doch größere Kreise zog das in Ostbayern bisher nicht. Das liegt vielleicht am Zeitplan: ein Endlager soll in Tschechien erst bis 2065 kommen.

Frühere Atomkraftgegner denken um

Außerdem sorgt die Energiekrise mittlerweile für Risse in der früher so geschlossenen Front der Atomkraftgegner auf bayerischer Seite. Zum Beispiel beim Eisensteiner Adrian Kreutzer:

"Wir schalten ab und haben in Deutschland zu wenig Strom, stehen vielleicht vor dem Blackout. Und die anderen, die bauen aus. Jetzt ist die Frage, wer macht es richtig?" Adrian Kreutzer

Andere finden es falsch, dass Tschechien beim Thema Atom so völlig anders handelt als Deutschland, zum Beispiel die junge Eisensteiner Sportladenbetreiberin Lisa Marie Raith. Man sollte sich abstimmen, findet sie:

"Man ist doch in der EU. Da gehört doch ein gemeinsamer Plan her und der ist offensichtlich nicht da." Lisa-Marie Raith

"An die nächste Generation denken"

Auch Bürgermeister Michael Herzog (CSU) findet es für die Menschen im Grenzland negativ, wenn tschechische Atommeiler und Endlager so nah wären. Man müsse da nicht "von heute auf morgen, sondern an die nächsten Generationen denken".

Wie langfristig man beim Thema Atom denken muss, sieht man gerade im Bayerischen Wald jeden Sommer bei der radioaktiven Belastung von Schwammerln und Wildschweinen. Noch immer macht sich hier das Reaktorunglück von Tschernobyl bemerkbar, das immerhin 36 Jahre her ist.

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