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Grenzüberschreitungen an Lauinger Gymnasium haben Folgen

Grenzüberschreitungen an Lauinger Gymnasium haben Folgen

Komplimente auf Facebook, private Nachrichten über soziale Medien, gemeinsame Trinkgelage und sogar ein Verhältnis eines Lehrers mit einer Schülerin: Diese Grenzüberschreitungen am Lauinger Gymnasium haben jetzt Folgen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Schülerin war 17 Jahre alt, ging damals in die zehnte Klasse. Ihr Lehrer fast 50, sie hatte ihn im Unterricht. Und - ihrer Aussage zufolge ein Verhältnis mit ihm. Den Mut, darüber zu sprechen, habe sie aber erst nach dem Abitur gehabt, so die junge Frau. Nach ihrer Vernehmung bei der Kripo in Dillingen wurde der Lehrer umgehend vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Augsburg leitete Ermittlungen ein, wegen des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener. Im Juli 2020 war das.

Trotz Verhältnis: Kein Vergehen im strafrechtlichen Sinne

Laut der Augsburger Staatsanwaltschaft hatten die beiden zwar eine Art Beziehung, bei der es auch zu sexuellen Handlungen kam, es konnte jedoch, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wörtlich "kein Abhängigkeitsverhältnis nachgewiesen werden". Dies wäre der Fall gewesen, wenn der Lehrer die Schülerin unter Druck gesetzt hätte oder sie beispielsweise plötzlich bessere Noten gehabt hätte. Dafür habe es aber keine Anhaltspunkte gegeben, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Deshalb wurde das strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingestellt.

Lehrer vom Dienst suspendiert

Die Suspendierung vom Dienst aber blieb bestehen. Das Beamtenrecht ist in derartigen Fällen strenger als das Strafrecht. Ein solcher Distanzverstoß zwischen Lehrer und Schüler bleibt hier auch bei gegenseitigem Einvernehmen ein schweres Dienstvergehen. Die Landesanwaltschaft strebte deshalb die "Entfernung des Betroffenen aus dem Beamtenstatus" an. Einer Verhandlung vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht in München kam der Lehrer jetzt jedoch zuvor: Er hat jetzt freiwillig auf seinen Beamtenstatus verzichtet. Somit fällt er nicht mehr in den Geltungsbereich des Bayerischen Disziplinargesetzes. Das Verfahren ist damit vor dem Verwaltungsgericht München beendet.

Gravierende Folgen hat es für den betreffenden Lehrer trotzdem, insbesondere finanzielle. Eine neue Stelle als Lehrer hat er allerdings gefunden: Er unterrichtet jetzt an einer Privatschule.

Weitere Disziplinarmaßnahme gegen anderen Lehrer erlassen

Gegen einen anderen Lehrer wurde laut Kultusministerium eine "niederschwellige Disziplinarmaßnahme" verhängt. Näher wollte man sich dazu nicht äußern. Eine solche Maßnahme kann unter anderem eine Gehaltskürzung über einige Monate sein. Außerdem dürfen Lehrer und Schüler an dem Lauinger Gymnasium seit der Berichterstattung im BR über schulische Themen nicht mehr via WhatsApp kommunizieren. Diese Vorgaben habe es grundsätzlich an ihrer Schule immer gegeben, so Schulleiterin Iris Eberl, die für weitere Fragen an das Kultusministerium als zuständigen Ansprechpartner verwies. Das Ministerium empfiehlt generell die Nutzung passwortgeschützter schulinterner Plattformen für die dienstliche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern. Freundschaftsanfragen auf Facebook sollten Lehrer gegenüber Schülern weder stellen noch von ihnen annehmen, heißt es in einem Leitfaden des Kultusministeriums.

BR-Berichterstattung über Grenzüberschreitungen

Teils ehemalige Schülerinnen und Schüler des Lauinger Gymnasiums hatten vor etwa zwei Jahren mutmaßliche Grenzüberschreitungen durch mehrere Lehrer des Gymnasiums öffentlich gemacht und sich auch beim Bayerischen Kultusministerium gemeldet. Es ging dabei um Nachrichten auf Facebook, wie etwa Komplimente von männlichen Lehrern gegenüber Schülerinnen, außerdem Aufforderungen zu einem Treffen zu zweit via WhatsApp. Teilweise fühlten sie sich dadurch unter Druck gesetzt, andere würden das aber auch genießen, so eine damalige Schülerin. Auch von gemeinsamen Trinkgelagen, in Lauinger Kneipen aber auch bei Lehrern zuhause, berichteten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ein Schüler sollte sich sogar zu einem Lehrer ins Bett legen. Elternsprecher und Eltern sowie Schülerinnen und Schüler hatten allerdings auch immer wieder das gute Klima und vertrauensvolle Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern an dem Gymnasium gelobt.

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