Die 30-jährige Angie Korsch sitzt in ihrem Rollstuhl im Altarraum der katholischen Kirche Thannhausen. Sie hat einen großen Traum: Ministrantin zu werden.
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Seit ihrer Kindheit ist Angie Korsch gelähmt. Doch sie hat einen großen Traum: Als Ministrantin dem Pfarrer helfen.

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Lebenstraum: Junge Frau im Rollstuhl will Ministrantin werden

Lebenstraum: Junge Frau im Rollstuhl will Ministrantin werden

Angie Korsch hat einen Traum. Sie will unbedingt dem Pfarrer beim Gottesdienst helfen. Doch seit der Kindheit ist sie gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Wie die 30-Jährige dafür gekämpft hat, sich ihren Traum zu erfüllen und welches Ziel sie jetzt hat.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Angie Korsch steckt ein kleines stumpfes Plastikmesser in eine Tüte. In einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung bestückt sie ein Spiel für Kinder. Alles läuft etwas langsamer, denn Korsch kann nur mit ihrer rechten Hand arbeiten. Seit ihrer Kindheit sind Teile der linken Körperseite gelähmt, sie sitzt deshalb auch im Rollstuhl. "Manchmal bin ich etwas traurig, dass ich nicht laufen kann, wie alle anderen", sagt sie. Doch von ihrer Beeinträchtigung lässt sie sich nicht unterkriegen, sondern schmiedet vielmehr einen Plan. Sie will Messdienerin in Thannhausen werden.

Der Glaube bedeutet Angie viel

Die junge Frau hat nur eine Hand frei und die braucht sie eigentlich, um den Elektrorollstuhl zu lenken. Doch die 30-Jährige ist geschickt und kann neben dem kleinen Steuerungshebel auch problemlos Gegenstände in ihrer Hand halten.

Religion bedeutet ihr viel. In ihrem Zimmer hängen Kreuze und Marienbildnisse, sogar ein 3-D-Bild mit verschiedenen Motiven, abhängig vom Blickwinkel, aus dem man es betrachtet. Der Glaube kann manchmal Berge versetzen, heißt es. Allerdings gibt es ganz reale Hindernisse in der katholischen Kirche von Thannhausen. Um den Altar zu erreichen, muss man zwei Stufen überwinden.

Probleme mit dem Rollstuhl

"Wir waren anfangs schon etwas naiv, denn wir dachten, man kann den Rollstuhl einfach mit ein paar Leuten hochheben oder wir legen eben ein Holzbrett hin", sagt Pfarrer Florian Bach. Doch der Elektrorollstuhl ist zu massiv, er wiegt über 300 Kilo.

Dabei hatte sich Bach über die Unterstützung gefreut, nicht nur, weil immer weniger junge Leute bereit sind, im Gottesdienst zu helfen. "Frau Korsch steht ja als Zeugin auch für die christliche Botschaft: Menschen so anzunehmen, wie sie sind und wir wollen Inklusion natürlich in unserer Kirche leben", betont Bach.

Mit einer Spezialrampe zum Altar

Er hatte ihr zum Geburtstag ein spezielles Ministrantengewand geschenkt, das umgenäht wurde. Es lässt sich im Rollstuhl relativ einfach an- und wieder ausziehen. Doch für Bach war klar – als vollwertige Messdienerin muss sie selbstständig zum Altar kommen können.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk, also die Einrichtung, in der Angie lebt, finanzierte letztlich eine Spezialrampe. Nachdem Korsch sie zum ersten Mal ausprobiert hatte, schreibt sie an Pfarrer Bach einen Brief. Jetzt sei sie bereit für Jesus, heißt es darin. Im Juli war sie zum ersten Mal als Ministrantin im Einsatz.

Nächste Haltestelle: Vatikan

"Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand so freut, ministrieren zu dürfen", sagt Bach. Wenn Korsch zum Altar rollt, um Wein und Brot zu bringen, wirkt sie andächtig. "Ein wenig aufgeregt ist man schon vor all den Gottesdienstbesuchern", gesteht sie. Doch das merkt man ihr nicht an, die Gläubigen sind nach dem Gottesdienst begeistert. "Sie macht das super" oder "Es ist schön, dass alle mitmachen können", heißt es danach von den Besuchern.

Angie Korsch hat sich derweil schon das nächste große Ziel gesteckt. Sie möchte unbedingt mal Papst Franziskus treffen. "Ich möchte einfach erfahren, wie ist er, woher kommt er und was macht er?" Und so energisch wie sie ihre Ziele verfolgt, dürfte auch die Erfüllung dieses Wunsches wohl nur eine Frage der Zeit sein.

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