Ingolstadt, Altes und Neues Rathaus
Ingolstadt, Altes und Neues Rathaus
Bild
Ingolstadt, Altes und Neues Rathaus
Bildrechte: BR/Herbert Ebner
Schlagwörter
Bildrechte: BR/Herbert Ebner
Audiobeitrag

Ingolstadt, Altes und Neues Rathaus

Audiobeitrag
>

Ingolstadt erkennt Reissmüllers Ehrenbürgerwürde posthum ab

Ingolstadt erkennt Reissmüllers Ehrenbürgerwürde posthum ab

Er war eine der prägendsten Persönlichkeiten Ingolstadts. Seine NS-Vergangenheit aber hatte Wilhelm Reissmüller stets geleugnet. Nun erkannte ihm der Ingolstädter Stadtrat deshalb posthum die Ehrenbürgerwürde ab.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Der Ingolstädter Stadtrat hat Wilhelm Reissmüller, dem langjährigen Verleger des "Donaukuriers", posthum die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Grund dafür sind Reissmüllers tiefe Verstrickungen in den Nationalsozialismus. "Jemanden wie Reissmüller können wir uns als Stadt nicht als Ehrenbürger leisten", sagte Stadträtin Barbara Leininger (Grüne) am Dienstag in der Sitzung des Stadtrats.

Akte belegt SS-, SA- und NSDAP-Mitgliedschaft

Eine Akte aus dem LMU-Archiv in München belegt Reissmüllers Mitgliedschaft in der SS, SA und dem NS-Studentenbund seit 1933. Im Jahr 1937 wurde Reissmüller NSDAP-Mitglied. Der freie Journalist Thomas Schuler hatte die Akte im vergangenen Jahr veröffentlicht. Schon vor dem Krieg war Wilhelm Reissmüller publizistisch aktiv: Als junger Mann leitete er die nationalsozialistische Lokalzeitung "Donaubote", in der gegen Juden und andere Menschengruppen gehetzt wurde.

Reissmüller – Verdienste als Herausgeber des "Donaukuriers"

In der Nachkriegszeit war Wilhelm Reissmüller eine der prägendsten Persönlichkeiten Ingolstadts. Von 1949 bis zu seinem Tod 1993 war er Herausgeber des "Donaukuriers".

Für sein Wirken als Zeitungsherausgeber und Wohltäter wurde ihm das Bundesverdienstkreuz, der Bayerische Verdienstorden und 1976 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Ingolstadt verliehen. "Wenn das damals bekannt gewesen wäre, hätte der Stadtrat der Ehrenbürgerwürde niemals zustimmen dürfen", sagt Hans-Joachim Werner (SPD) in der Stadtratssitzung.

NS-Vergangenheit stets bestritten

Seine NS-Vergangenheit hat Reissmüller sein Leben lang abgestritten. Gegen Behauptungen, die seine Verstrickungen in der NS-Zeit nahelegten, zog er vor Gericht.

Die Entscheidung im Ingolstädter Stadtrat, Reissmüller die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen, fiel fast einstimmig – mit einer Gegenstimme des Altbürgermeisters Sepp Mißlbeck. Er hatte sich eine Vertagung der Abstimmung gewünscht, bis ein umfangreiches wissenschaftliches Gutachten vorliegt.

Die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde ist ein symbolischer Akt. Juristisch erlischt sie bereits mit dem Tod des Ehrenbürgers. 2022 hatte die Stadt Ingolstadt die Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler, Ludwig Liebl, Josef Listl und Georg Friedrich Schott aberkannt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!