Dieser Einsatz war für die beiden Jäger Axel Köppen und Thomas Menacher aus Parkstetten im Landkreis Straubing-Bogen alles andere als Routine: Vor drei Wochen haben sie per Kaiserschnitt zwei Rehkitze gerettet – Lotta und Rosal.
Nach ersten Komplikationen gehe es den beiden Kitzen mittlerweile prächtig: "Die springen jetzt, die haben Spaß, sie trinken. Wir sind ganz guter Dinge", sagt Axel Köppen.
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Wildunfall mit Reh als Auslöser
Untergebracht sind die Kleinen bei einer Bekannten der beiden Jäger. Diese habe schon öfter Wildtiere großgezogen und kenne sich daher gut aus, sagen beide.
Dass Lotta und Rosal heute wohlauf sind, ist aber keine Selbstverständlichkeit: Nur durch Zufall hatten die Parkstettener Jäger Mitte Mai von einem Wildunfall erfahren. Bekannte berichteten ihnen, am Vorabend sei ein Reh nahe der Ortseinfahrt Parkstetten von einem Auto erfasst worden.
Mithilfe einer Drohne und einer Wärmebildkamera suchten die beiden den angegebenen Bereich ab – ein knapp 20.000 Quadratmeter großes Feld. Nach kurzer Zeit war auf dem Wärmebild das verletzte Tier zu sehen.
Spontaner Kaiserschnitt
Schnell war aber klar: Das war kein Routineeinsatz: "Die Geiß war schwanger. Da waren mit Sicherheit Kitze drin. Wir wussten nicht, ob die noch leben. Das Becken der Geiß war zertrümmert, die Hinterläufe gebrochen", erinnert sich Axel Köppen an den Fund.
Per Anruf holten sich die beiden Jäger einen Tierarzt zur Hilfe. Der riet ihnen zu einem Kaiserschnitt – für den aber nach dem Erlösungsschuss nur zwei Minuten Zeit blieben, um die Sauerstoffversorgung der Kitze nicht zu unterbrechen.
"Wir haben dann unsere Frauen aktiviert. Die sind mit Handtüchern und Körbchen angerückt und haben die Kitze trockengerieben. Alles lief wunderbar, die haben sofort die Augen aufgemacht und geatmet", sagt Thomas Menacher.
Die geretteten Rehkitze sind putzmunter.
Wildunfall war nicht gemeldet
Die Kitze hatten Glück, dass die Parkstettener durch Zufall auf das verletzte Reh aufmerksam gemacht wurden. Gemeldet wurde der Unfall nämlich nicht.
Wer nach einem Wildunfall nicht sofort die Polizei ruft, begehe eine Ordnungswidrigkeit, betont die Untere Jagdbehörde im Landratsamt Straubing-Bogen. In Bayern besteht für Wildunfälle eine Meldepflicht. Diese gilt auch, wenn das Tier nach einem Aufprall erst einmal weiterläuft. Gerade Rehe würden oftmals unter Adrenalin flüchten und sich dann ins Gras legen, erklärt Thomas Menacher.
Für die Jäger sei es wichtig, dass die Unfälle "möglichst genau" gemeldet werden. Beispielsweise könne man die Unfallstelle mit einer Warnweste am Straßenrand markieren.
Auswilderung im Herbst
Für die beiden Kitze Lotta und Rosal ist in diesem Fall alles gut gegangen. Bei der Bekannten der Jäger werden sie nun versorgt und aufgepäppelt. Wenn sie ausgewachsen sind, sollen sie im Herbst im Jagdgebiet Parkstetten ausgewildert werden. "Da werden wir sie dann wieder sehen", freut sich Axel Köppen.
Jäger retten Rehkitze per Kaiserschnitt
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