Ein Rehkitz liegt im hohen Gras. Per Drohne haben die Rehkitzretter es entdeckt.
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Ein Rehkitz liegt im hohen Gras. Per Drohne haben die Rehkitzretter es entdeckt.

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Mehr Geld für Drohnen gegen den Mähtod von Rehkitzen

Mehr Geld für Drohnen gegen den Mähtod von Rehkitzen

Wenn Wiesen gemäht werden, droht vielen Rehkitzen der Tod. Ohne Fluchtinstinkt bleiben sie reglos im Gras liegen. Drohnen mit Wärmebildkamera helfen, das zu verhindern. Mit einer Erhöhung des Förderetats fördert der Bund die Anschaffung der Geräte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Für viele Landwirte in Bayern heißt es gerade wieder: Wiesen mähen. Gleichzeitig sind Mai und Juni die Monate, in denen die meisten Rehkitze zur Welt kommen. Die Gefahr: Hält sich ein Rehkitz auf einer Wiese auf, kann es von einer Mähmaschine tödlich verletzt werden.

Denn Rehkitze haben in den ersten Tagen keinen Fluchtinstinkt: "Das Rehkitz ist gegen seine Fressfeinde dadurch geschützt, dass es keinen Eigengeruch hat. Bei Gefahr duckt es sich einfach", weiß Sonja Grimm vom Verein "Rehkitzrettung Augsburg e.V.". Die etwas älteren Rehkitze laufen zwar weg, sind aber für den Mähtraktor zu langsam. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter die Mähwerke kommen, ist deshalb groß. Vereine, Jäger und Landwirte setzen sich deshalb für die Rehkitzrettung ein.

Für Rehkitz-Suche: Eine Million Euro mehr für Wärmebilddrohnen

Als sehr effektive Maßnahme zur Rehkitzrettung gilt der Drohneneinsatz mit Wärmebildkamera. Auch Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger sieht darin eine "technische Raffinesse": "Man kann damit in kurzer Zeit große Flächen absuchen, ohne die Wiese zu betreten – nur dort, wo das Kitz gefunden wird."

Der Bayerische Bauernverband schätzt, dass etwa ein Drittel der bayerischen Grünlandflächen vor der Mahd mit Drohnen abgesucht wird. Aufgrund der großen Nachfrage hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat seinen Förderetat für Drohnen in diesem Jahr um eine Million Euro erhöht. Seit 2021 unterstützt der Bund die Anschaffung solcher Drohnen.

Tote Rehkitze sind Gefahr für Tier und Landwirtschaft

Ein Tod durch Arbeitsmaschinen ist nicht nur ein Tierschutzproblem, sondern auch für die Landwirtschaft selbst ein Risiko, weiß Jagdminister Hubert Aiwanger: "Wenn Tierkadaver im Futter wären, dann verschmutzt das das Futter."

Sieht der Landwirt den Kadaver rechtzeitig, kann er die verschmutzte Stelle entfernen. Entdeckt er es nicht, können sich Bakterien bilden, die im schlimmsten Fall auch das umliegende Futter kontaminieren und zu Magen-Darm-Problemen, beispielsweise bei den Milchkühen, führen.

Drohneneinsatz in den frühen Morgenstunden nötig

Trotz aller Technik hat die Rehkitzrettung per Drohne ihre Grenzen. Beispielsweise muss der Einsatz sehr früh stattfinden, erklärt Rehkitzretterin Sonja Grimm: "Weil wir durch diese Wärmebilddrohne, die wir einsetzen, die Wärmesignatur der Rehkitze am besten in den kalten Morgenstunden erkennen können."

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Aufnahme der Wärmebildkamera des Vereins "Rehkitzretter Augsburg". In der Mitte in weiß ist deutlich ein Rehkitz zu erkennen.

Außerdem sind größere Rehkitze zu schnell, um von den Rehkitzrettern gefangen und in eine Kiste gerettet zu werden. Deshalb verscheuchen sie solche nur von den zu mähenden Wiesen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Landwirte ihre Wiesen so kurz nach dem Abfliegen wie möglich mähen, erklärt Landwirt Matthias Lenk: "Um sicherzugehen, dass die Rehe nicht wieder zurück hüpfen." Außerdem sei es für die kleinen Rehkitze nicht gut, unnötig lange in einer Box festgehalten zu werden.

Restrisiko bleibt trotz aller Maßnahmen

Landwirt Matthias Lenk weiß auch, dass die Mahd nicht ohne Risiko bleibt: "Ganz vermeiden können wir den Mähtod nicht. Aber trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass man kein Kitz erwischt, mit der Drohne höher." Um das Risiko weiter zu verringern, benutzt Lenk zusätzlich einen Warnton an seinem Traktor: "Das hört sich ganz grässlich an – und da sollen die älteren Rehkitze aufschrecken."

Laut dem Bayerischen Jagdverband und dem Bayerischen Bauernverband gibt es neben dem Einsatz von Drohnen und dem Warnton am Traktor noch weitere wirksame Maßnahmen zur Rettung von Rehkitzen. Eine Möglichkeit ist beispielsweise das Absuchen von Wiesen mit Hunden: Das könne besonders bei kleineren Flächen sogar effektiver sein.

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