Wieviel Trinkgeld gibt man? Die Frage wird oft heiß diskutiert.
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Wieviel Trinkgeld gibt man? Die Frage wird oft heiß diskutiert.

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Kartenleser fordert Trinkgeld: Aufdringlich oder praktisch?

Kartenleser fordert Trinkgeld: Aufdringlich oder praktisch?

"Geben Sie hier die Höhe des Trinkgelds an" – immer häufiger fragt das Kartenlese-Gerät bei Kartenzahlung nach Trinkgeld. Sogar in Bäckereien oder Selbstbedienungscafés. Eine gerechtfertigte Praxis?

"Möchten Sie ein Trinkgeld geben?" Bevor man in einer oberbayerischen Bäckereikette seine Semmeln oder Brezn mit Karte bezahlen kann, leuchtet diese eine Frage auf. Zur Auswahl stehen in grün entweder fünf oder zehn Prozent Trinkgeld. Oder in der Ecke in rot das Wort "nein". Gemischte Reaktionen bei Kundinnen sind die Folge. "Ich drücke da einfach auf nein, weil – das sehe ich nicht ein!" Eine andere meint: "Nein klingt gleich ein bisschen fies, ich gebe dann schon was."

"Automatische Trinkgeldfunktion": 5, 10 oder 15 Prozent Trinkgeld?

Auch ein Selbstbedienungscafé in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs hat die "automatische Trinkgeldfunktion" eingestellt. Hier zur Auswahl: fünf, zehn oder 15 Prozent Trinkgeld. Eine Studentin wählt bei ihrem Einkauf die mittlere Option. An der Trinkgeld-Aufforderung hat sie sich bisher noch nie gestört. "Weil ich damit aufgewachsen bin, dass man in Deutschland fünf bis zehn Prozent Trinkgeld gibt", begründet sie. Deswegen finde sie es nicht ungewöhnlich, fast schon folgerichtig, dass sie die Möglichkeit nun auch einfach per Kartenzahlung hat.

"Aufdringlich" oder bei Selbstservice "nicht notwendig" ?

Doch das geht nicht allen so. Eine ältere Kundin fand die Aufforderung "aufdringlich", weil sie sich ihren Einkauf selbst an der Theke abgeholt hat. "Dann fand ich Trinkgeld nicht notwendig und habe auch keins gegeben", erklärt sie. Für die Geschäftsführerin des Cafés Tanya Naughton ist die Trinkgeldfunktion bei Kartenzahlungen im Durchschnitt aber ein Gewinn. "Die Leute geben dann tatsächlich öfter Trinkgeld!", erzählt sie. Das Trinkgeld über den Kartenleser werde täglich zusammengerechnet und dann – zusammen mit dem Geld aus dem Trinkgeldglas – am Ende der Schicht bar an die Mitarbeitenden ausgezahlt.

Die Tendenz zur Mitte: mehr Trinkgeld geben als gewollt?

Generell funktioniert die Trinkgeldaufforderung also im Sinne der Dienstleister. Vor allem durch die Auswahl der Antwortmöglichkeiten, erklärt Klaus Schmidt, Ökonom an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Die Idee hier ist: Man gibt mehrere Optionen zur Auswahl. Menschen wollen normalerweise nicht die niedrigste wählen, weil man nicht knickrig erscheinen möchte. Man will aber auch nicht unbedingt die höchste wählen, sondern etwas in der Mitte." Durch entsprechende Auswahl der Antwortmöglichkeiten könne man so die Leute dazu bringen, mehr Trinkgeld zu geben, als sie das sonst vielleicht getan hätten. Vielleicht häufiger zehn statt fünf Prozent. Einfach weil wir eine "Tendenz zur Mitte" haben.

"Nudging" – soziale Norm Trinkgeld?

Der Fachbegriff für diese Form der Beeinflussung lautet "Nudging", erklärt Ökonom Klaus Schmidt. (auf deutsch "anstupsen", "schubsen"). Je nach Situation könne dieses Anstupsen dann als gerechtfertigt oder aufdringlich empfunden werden. Je nach Typ falle es manchen Menschen auch schwerer als anderen, nicht auf das "Nudging" zu reagieren, so der Ökonom. "Wenn suggeriert wird, dass die soziale Norm besteht, hier Trinkgeld zu geben, dann gibt es einen deutlichen Anteil an Menschen, die das dann machen." Selbst wenn sie eigentlich der Meinung sind, dass an dieser Stelle kein Trinkgeld nötig wäre.

Ein Kartenlesegerät fragt nach Trinkgeld: 7%, 10% oder 20%
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Ein Kartenlesegerät fragt nach Trinkgeld: 7%, 10% oder 20%

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