Das Audi-Forum in Ingolstadt aus der Froschperspektive, im Himmel dunkle Wolken. Wenn es Audi schlecht geht, bekommt das auch die Stadt Ingolstadt zu spüren.
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Wenn es Audi schlecht geht, bekommt das auch die Stadt Ingolstadt zu spüren.

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Autoindustrie-Krise: Wie Audi die Region Ingolstadt ausbremst

Autoindustrie-Krise: Wie Audi die Region Ingolstadt ausbremst

Schwierige Lage für die deutschen Autobauer: Das China-Geschäft stagniert, die US-Zölle treffen hart. Was bedeutet es, wenn einer der wichtigsten Wirtschaftszweige schwächelt? In der Audi-Stadt Ingolstadt lässt sich das derzeit beobachten.

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Breite Samtsessel und ein Kaminfeuer in der Mitte des Raums: In der Lobby des Block Boutique Hotels in Ingolstadt herrscht Wohnzimmer-Atmosphäre. Inhaberin Carolin Block hat das Hotel von ihrem Vater übernommen. Schon immer gehörten Geschäftsreisende aus der Autobranche zur Stammkundschaft. Der Autobauer Audi hat in Ingolstadt seinen Hauptsitz. Jetzt steckt er nach einem Gewinneinbruch von 33 Prozent tief in der Krise.

Das spürt auch das Block Boutique Hotel. Seit etwa eineinhalb Jahren läuft das Geschäft schlechter: "Wir haben einen Buchungsrückgang von ungefähr zehn Prozent. Es sind überwiegend Geschäftsreisende, die einfach unter der Woche nicht mehr so gegeben sind", sagt sie. Teilweise muss sie ihre Preise nach unten schrauben, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Übernachtungen gehen um bis zu 30 Prozent zurück

So geht es auch anderen Hotels in und um Ingolstadt, insbesondere denen, die sich auf Kunden aus der Automobilbranche konzentriert haben. Entgegen dem Ingolstädter Trend sind die Übernachtungen im Vergleich zu vor fünf Jahren um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Das hat der Kreisverband Ingolstadt vom DEHOGA Bayern dem BR auf Anfrage mitgeteilt.

Zulieferer rufen Kurzarbeit aus und bauen stellen ab

Wie stark die Abhängigkeit von Audi und der Automobilbranche ist, zeigen auch die Zahlen. Mit rund 40.000 Beschäftigten ist Audi der größte Arbeitgeber in der Region. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern sind 44 Prozent der Wertschöpfung im Raum Ingolstadt mit der Automobilwirtschaft verbunden. Das entspricht mehr als 11 Milliarden Euro.

Fast jeder vierte Erwerbstätige arbeitet in dem Sektor. Auch die Geschäfte der Automobilzulieferer in der Region haben sich verschlechtert. Im November musste etwa das Ingolstädter Traditionsunternehmen MT Technologies Insolvenz anmelden. Weitere Unternehmen haben laut IHK jetzt auch Kurzarbeit eingeführt, andere wie etwa Continental wollen neben anderen Standorten auch in Ingolstadt Stellen abbauen.

Konsumenten sparen: Auch andere Branchen leiden

Laut IHK sorgt die Ankündigung von Audi, bis 2029 rund 7.500 Arbeitsplätze sozialverträglich abzubauen, für große Verunsicherung in der Region. Das bekommen auch Handwerksbetriebe außerhalb der Branche zu spüren. Zum Beispiel der von Steinmetz Bernhard Lindner. Sein Betrieb stellt unter anderem Küchenarbeitsplatten und Waschbecken aus Naturstein her, also hochwertige, teure Produkte. Während sich Bernhard Lindner vor einem Jahr noch die Aufträge aussuchen konnte, ist das jetzt nicht mehr so. "Weil Audi in den letzten Wochen und Monaten keine guten Schlagzeilen gemacht hat, merken wir, dass die Leute einfach zurückhaltender waren."

Weniger Gewerbesteuereinnahmen – höhere Parkgebühren

Die Krise von Audi wirkt sich auch auf die Stadt Ingolstadt aus. Betrugen die Gewerbesteuereinnahmen zwischen 2018 und 2023 noch durchschnittlich 130 Millionen Euro, rechnet die Stadt für 2024/2025 nur noch mit 90 Millionen Euro pro Jahr. Um das aufzufangen, wurden zuletzt die Preise für Museen und die Parkgebühren erhöht. Die Rasenflächen in öffentlichen Parks werden seltener gemäht. Doch weil das nicht reicht, stehen weitere Sparmaßnahmen zur Diskussion. Zum Beispiel der Abbau von Personal in der städtischen Verwaltung.

IHK: Strukturwandel nötig

Die IHK hält für den Wirtschaftsstandort Ingolstadt einen Strukturwandel für notwendig. Dieser sei aber bereits im Gange: Es gebe Gründerzentren, Innovations- und Technologienetzwerke, die auch mittleren und kleinen Unternehmen der Automobilbranche dabei helfen, ihre Geschäftsmodelle an die neuesten Entwicklungen im Automobilbau anzupassen. Digitalisierung und das Nutzen von Künstlicher Intelligenz seien dabei Schwerpunkte. Auch die Diversifizierung der Wirtschaft in der Region, die sich weniger stark auf den Automobilbau konzentriert, wird laut IHK bereits angestrebt.

Dieser Artikel ist erstmals am 27. März 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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