Ein Sommerabend mit Feuer, Alphornklängen – und Frust: Am vergangenen Samstagabend wurde auf der Kampenwand im Chiemgau das traditionelle Sonnwendfeuer gefeiert. Tausende Besucher genossen zunächst die Veranstaltung bei milden Temperaturen und klarer Sicht. Doch nach Ende des Feuers kippte die Stimmung: Zahlreiche Gäste mussten stundenlang auf die Talfahrt mit der Seilbahn warten und standen teilweise mit Decken versorgt mehrere Stunden auf den dünnen Pfaden.
Wütende Besucher: "Touristenfalle erster Güte"
Wie einige Besucher schilderten, mussten sie bis zu fünf Stunden lang warten, um nach dem Sonnwendfeuer wieder mit der Seilbahn ins Tal zu kommen. In den Sozialen Netzwerken und auf Google gab es teils wütende Kommentare. Von einer "Touristenfalle erster Güte" war dort die Rede, von "katastrophaler Organisation" und einer "fahrlässig schlecht geplanten" Veranstaltung.
Ein Google-User schrieb: "Man hatte den Eindruck, es ging nur darum, möglichst viele Tickets zu verkaufen – und danach waren die Gäste komplett auf sich gestellt." Auch Familien mit Kindern und ältere Menschen standen nach Augenzeugenberichten bis spät in der Nacht in der Schlange für die Talfahrt.
Betreiber der Kampenwandbahn bedauert Wartezeit
Eric Zbil, der Betriebsleiter der Kampenwandbahn räumte auf BR-Anfrage ein, dass sich nach dem Feuer eine lange Warteschlange gebildet habe, was man bedauere. Mit der Bahn sei es nur dann möglich, Gäste ohne Wartezeit zu transportieren, wenn ein "zeitgemäßer Neubau" umgesetzt sei. Laut Betreiber hat die Seilbahn nur eine beschränkte Beförderungskapazität, sodass nur wenige Menschen mehr zu der Veranstaltung auf den Berg gefahren seien als in den vergangenen Jahren. Naturschützer lehnen einen Neubau der Bahn jedoch ab.
Ein Besucher sprach von rund 6.000 Menschen, die am Samstagabend zur Sonnwendfeuer auf der Kampenwand waren. Er habe von 23 Uhr bis 2.15 Uhr auf dem Berg gestanden, auf einem 1,5 Meter breiten Pfad, und hätte sich mehr Kommunikation gewünscht. "Zum Glück ist nichts passiert", so der Besucher. Viele Besucher standen auf schmalen Pfaden, unbeleuchtet und ohne klare Kommunikation seitens des Veranstalters, wie es heißt.
Bürgermeister Frank: "Ein schöner Abend mit Unwägbarkeiten"
Aschaus Bürgermeister Simon Frank selbst war zwar nicht vor Ort, zeigt jedoch Verständnis für die Kritik. "Ich verstehe den Frust – gerade wenn Kinder im Spiel sind." Aber die Kapazität der Bahn ist bei der Talfahrt genauso begrenzt wie beim Rauffahren." Auch die Zahl der spontanen Bergwanderer habe die Situation zusätzlich erschwert, so Frank.
Frank nutzte die Gelegenheit, um sich erneut für eine Modernisierung der Seilbahn auszusprechen. Die Gemeinde Aschau stehe weiter hinter dem geplanten Neubau der Seilbahn: "Für den ganzen Chiemsee-Alpenland-Tourismus ist dieser Betrieb elementar wichtig." Der Verwaltungsgerichtshof München wird im Herbst 2025 über die Klage des Bund Naturschutz entscheiden. Gleichzeitig plädiert Bürgermeister Frank für bessere Kommunikation bei zukünftigen Veranstaltungen: "Vielleicht könnte man in Zukunft etwas besser kommunizieren, wie stark der Berg ausgelastet ist. Damit es keine Überraschungen gibt."
Tradition geht auf heidnischen Brauch zurück
Schon um 1900 wurde das traditionelle Feuerbrauchtum auf der Kampenwand von Bauern aus der Umgebung gepflegt. Der ursprünglich heidnische Brauch, den längsten und hellsten Tag mit einem Sonnwendfeuer zu feiern, wurde später als Johannisfeuer christianisiert. Entzündet wird der Holzhaufen, sobald es dunkel genug ist. Auf der Kampenwand begleiten Alphornklänge das Prasseln des Feuers.
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