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(Symbolbild) Betrugsvorwurf gegen Matchday – ein Reiseanbieter für Fußball Trainingslager

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Matchday: Betrugsvorwurf gegen Reiseanbieter für Trainingslager

Matchday: Betrugsvorwurf gegen Reiseanbieter für Trainingslager

Mehrere Fußballvereine erheben Vorwürfe gegen den Reisevermittler "Matchday". Es geht um Trainingslager in der Türkei, die angezahlt wurden, aber nie stattfanden. BR-Recherchen werfen jetzt neue, beunruhigende Fragen auf.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Roberto Kuri, der Jugendleiter des Münchner Vereins DJK Pasing, wollte mit seinen Fußballern der B-Jugend Anfang 2025 in die Türkei ins Trainingslager. Reise und Flug wurden beim Anbieter Matchday im Internet gebucht. Rund 7.000 Euro hat der Verein angezahlt. Doch kurz vor Reisebeginn storniert Matchday die Buchung – behält die Anzahlung aber ein.

Kuri hält das Vorgehen von Matchday für eine Masche. Jeweils kurz vor Zahlungsterminen habe es irreführende Anrufe des Reiseanbieters gegeben, sagt er: "Wir wurden aufgefordert, mit der Zahlung der zweiten Rate noch zu warten und erst nach einer schriftlichen Zahlungsaufforderung zu überweisen. Wir gehen also ganz klar von Betrug aus."

Die Firma weist damals auf BR-Anfrage sämtliche Betrugsvorwürfe zurück und erklärt, dass von der DJK Pasing Überweisungsfristen nicht eingehalten worden seien. Deshalb habe die Reise kostenpflichtig storniert werden müssen. Fragen nach den Anrufen ließ die Firma unbeantwortet. Auf die geforderte, vollständige Rückzahlung der angezahlten Summe wartet die DJK Pasing bis heute – und ist damit nicht allein.

Weitere Vereine erheben öffentlich Vorwürfe

Auch andere Vereine haben mit dem Reiseanbieter Matchday, der die Internet-Seite Fussball-Trainingslager.de betreibt, schlechte Erfahrungen gemacht. Darunter der SV Dettingen aus Baden-Württemberg, der TuS Osdorf bei Hamburg und die SpVgg Kaufbeuren. Im Februar 2023 wird Kaufbeuren ein gebuchtes Trainingslager in Antalya ebenfalls kurzfristig abgesagt.

Der drohende Verlust von gut 25.000 Euro wäre eine Katastrophe für den Verein gewesen, erinnert sich Vorstand Tobias Siebert: "Wir haben insgesamt nur ein Budget von 100.000 Euro für alle Mannschaften, wenn wir da für die B-Jugend 25.000 in den Sand setzen, hätten wir ein riesiges Problem gehabt", sagt der Vereinsfunktionär.

SpVgg Kaufbeuren will Matchday wegen Betrugs verklagen

Siebert ist im Hauptberuf Anwalt und will Matchday 2023 vor dem Münchner Landgericht wegen Betrugs verklagen. Allerdings kann die Klage an der Münchner Geschäftsadresse von Matchday nicht zugestellt werden. Die Firma ist dort nicht auffindbar. Damit ist für Siebert der Versicherungsfall gegeben. Er fordert den Versicherungspartner von Matchday, die R+V-Versicherung, zur Zahlung der angezahlten Summe von gut 25.000 Euro auf.

Versicherer springt mehrmals für Matchday ein - und kündigt dann Zusammenarbeit

Die Versicherung zahlt Kaufbeuren wegen des Reisesicherungsscheins das Geld zurück. Das genau ist die Funktion des gesetzlich vorgeschriebenen Sicherungsscheins; Reisekunden sollen so vor den Folgen einer Zahlungsunfähigkeit des Reiseveranstalters geschützt werden.

Auf BR-Anfrage bestätigt die R+V-Versicherung, dass sie in mehreren Fällen Matchday-Kunden Anzahlungen zurückerstattet habe. Das hat Folgen: "Am 20. Juni 2023 haben wir die Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Matchday / tms travel GmbH wegen Insolvenz gekündigt", bestätigt der Versicherer schriftlich dem BR.

Wo sind die Geschäftsräume?

Aktuell gibt Matchday im Impressum eine Geschäftsadresse in Illertissen an. Bei einer Recherche vor Ort findet sich an der angegebenen Adresse aber nur ein Mehrparteienwohnhaus ohne Hinweise auf Geschäftsräume von Matchday oder der Muttergesellschaft tms travel. Also: keine erkennbaren Geschäftsräume und der ehemalige Versicherungspartner geht von Zahlungsproblemen aus? Eine erneute E-Mail-Anfrage des BR zu diesen Vorwürfen ließ Matchday unbeantwortet.

Matchday vermittelt weiter Reisen

Trotzdem vermittelte das Unternehmen aber weiterhin Reisen, wie der Fall der DJK Pasing und ihr geplatztes Trainingslager Anfang 2025 zeigt. Zumindest bei dieser Buchung gab es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Reisesicherungsschein mehr, erklärt Jugendleiter Roberto Kuri gegenüber dem BR: "Wir haben das noch mal überprüft, aber so einen Reisesicherungsschein haben wir nie erhalten."

Mögliche weitere Geschädigte

Damit kann Pasing nicht auf eine Rückerstattung ihrer Anzahlung durch den Versicherer hoffen und bleibt auf dem Schaden sitzen, so wie mögliche weitere Geschädigte, die bei Matchday gebucht, und ebenfalls keinen Reisesicherungsschein erhalten haben.

Tobias Siebert von der Spielvereinigung Kaufbeuren ist schockiert, dass Matchday nach der Klage offenbar einfach weitermacht und befürchtet, dass es hier eine hohe Dunkelziffer von betroffenen Vereinen geben könnte. Der Vereinsvorstand will jetzt den Bayerischen Fußballverband zu einer internen Umfrage ermuntern, um zu klären, ob es noch weitere Geschädigte in dem Fall gibt und wenn ja, wie viele.

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