Wir blicken zurück auf die Geschichten des vergangenen Jahres. Im Mai haben wir über ein Zeitzeugengespräch in Landsberg am Lech berichtet. Max Volpert, Überlebender eines KZ-Außenlagers im nahe gelegenen Kaufering, führte das Gespräch mit Schülerinnen und Schülern. Im Oktober ist Max Volpert im Alter von 90 Jahren gestorben. Unser Korrespondent vor Ort, Florian Regensburger, war bei einem seiner letzten Gespräche mit Schülern dabei. Im Interview mit BR24 erinnert er sich an diese Begegnung:
Florian, was hat er damals erzählt?
Max Volpert hat über sein Leben erzählt und auch über das Grauen: Er ist als 14-Jähriger freigekommen, als die Alliierten die Konzentrationslager befreit haben. Das Erlebte hat ihn natürlich geprägt – für sein Leben. Aber er hat über alle Grausamkeiten wie zum Beispiel auch die Ermordung von Kindern sehr sachlich und nüchtern berichtet. Er könne es nur so, hat er gesagt. Das hat es nicht weniger beeindruckend gemacht, zumal es ja immer weniger Menschen gibt, die aus dieser Zeit überhaupt aus erster Hand berichten können.
Max Volpert war – auch aufgrund der Pandemielage – nicht im Klassenzimmer in Landsberg anwesend, sondern per Videokonferenz aus Israel zugeschaltet. Wie hat das technisch funktioniert, auch für die Berichterstattung?
Die Berichterstattung war auch eine technische Herausforderung: Unsere Kollegen aus dem ARD-Studio in Tel Aviv waren am anderen Ende der Leitung in Israel dabei. Bei den Schülerinnen und Schülern hat das Zeitzeugengespräch großen Eindruck gemacht – auch aus der Ferne. Mit dem Mittel der Online-Gespräche sollen die Zeitzeugengespräche in Kaufering und in Landsberg noch möglichst lange fortgeführt werden.
Was war das Beeindruckende an diesem Gespräch und der Berichterstattung darüber? Und wie war es, als Du auch von Max Volperts Tod erfahren hast?
Wir haben ja auch im BR Fernsehen darüber berichtet und für die Dreharbeiten das Massengrab bei Hurlach nahe Kaufering besucht, wo Max Volpert als Teenager und KZ-Häftling Leichen begraben musste. Heute ist dort ein KZ-Friedhof, eine Gedenkstätte. Da ist mir schon noch mal viel mehr bewusst geworden, was damals hier eigentlich Schreckliches passiert ist.
Es hat mich sehr beeindruckt, die Namen der Toten auf den Grabinschriften zu lesen – die der bekannten Opfer, denn dort liegen auch viele Menschen begraben, deren Identität nie geklärt wurde. Als ich von seinem Tod gehört habe, ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, diese Erinnerung lebendig zu halten, weil die Zeitzeugen werden immer weniger.
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