Wie kann Augsburg die millionenschwere Sanierung des Staatstheaters und den teilweisen Neubau eines Zusatzbaus zügig über die Bühne bringen? Diese Frage hat in den vergangenen Monaten Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sowie das Bau- und das Kulturreferat gleichermaßen auf Trab gehalten. Denn die Stadt hatte sich nach Querelen vom bisherigen Architekturbüro Achatz aus München getrennt.
Rechtsstreit um Planung und Sanierung
Den früheren Architekten habe man entbinden müssen, so Weber, um "wirtschaftlichen Schaden abzuwenden und die über 200 Millionen Euro zugesagten Fördermittel zu sichern". Das Münchner Büro Achatz hat dagegen Klage eingereicht. Baureferent Steffen Kercher sagte auf Anfrage, er rechne damit, dass demnächst ein Gerichtstermin bekannt gegeben werde. Der Fall liege beim Münchner Landgericht. Das müsse nun klären, ob die Kündigung der Stadt rechtens war.
Neues Architekturbüro mit internationaler Erfahrung
Jetzt soll es ein neues Architekturbüro richten – das Büro Henn, ebenfalls aus München. Laut Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne) hat die große internationale Erfahrung von Henn gerade mit öffentlichen Gebäuden die Stadt überzeugt. Das Büro habe mit 400 Mitarbeitern auch die personelle Kapazität, um derartige Großprojekte zu stemmen.
Pläne des Vorgängers nutzbar
Zusammen mit dem neuen Projektleiter Stefan Sinning stellte Oberbürgermeisterin Weber jetzt Details zur künftigen Zusammenarbeit vor. Der 60 Jahre alte Sinning ist selbst gebürtiger Augsburger und kennt das Theaterviertel, wie er heute sagte, noch aus Kindertagen. Zusammen mit seinem Team beim Büro Henn habe er begonnen, die bestehenden Pläne zu sichten. Sinning ist schon für den Neubau des sogenannten Kleinen Hauses und des Werkstattgebäudes verantwortlich. Am 1. Juli steigt er nun offiziell auch bei der Sanierung des Großen Hauses ein. Mit den Plänen des Vorgängers, dem Münchner Büro Achatz, könne man arbeiten, so Sinning. Diese seien durchaus solide, er wolle aber Etliches auch neu und ansprechender gestalten, etwa die Fassade des Kleinen Hauses.
Kosten mehr als verdoppelt
Inzwischen gehen die Planer von Gesamtkosten in Höhe von rund 420 Millionen Euro für das Augsburger Theaterprojekt aus. Vor allem wegen gestiegener Baupreise, aber auch wegen Umplanungen wird alles teuer als geplant: Ursprünglich war die Stadt von 186 Millionen Euro ausgegangen, was innerhalb des Stadtrats, aber auch der Bürgerschaft, für Kritik sorgte.
Weber: "Wollen keine Schlafstadt für München sein"
Kulturreferent Jürgen Enninger bezeichnete den durch den Wechsel entstandenen Baustopp als "schöpferische Pause", jetzt könne man mit frischer Kraft weiter machen. Er sei überzeugt, dass das Augsburger Theater bald schon ein kulturelles Aushängeschild sein werde. Oberbürgermeisterin Weber äußerte sich ähnlich: Augsburg dürfe nicht zur Schlafstadt Münchens werden, sondern müsse sich gerade wegen seiner jahrtausendealten Kultur weiter entwickeln.
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