Elf leicht verletzte Schulkinder bei einem Unfall mit einem Schulbus nahe Jettingen-Scheppach: Das Ganze war nur eine kleine Meldung am 6. Juni, aber es hätte übel ausgehen können. Ein Auto hatte einen voll besetzten Schulbus beim Überholen gestreift und in die Leitplanke gedrängt. Der Gelenkbus war mit über 90 Schulkindern unterwegs, viele von ihnen stehend, also ohne Sitzplatz.
Hauptproblem: "Nicht alle kriegen einen Sitzplatz"
Bayern Schulbusse sind chronisch überfüllt, dass Schülerinnen und Schüler auf dem Schulweg stehen müssen seit Jahren an der Tagesordnung, erklärt Henrike Paede vom bayerischen Elternverband gegenüber BR24: "Hauptproblem ist, dass nicht alle Kinder und Jugendlichen einen Sitzplatz kriegen. Wenn es dann brenzlige Verkehrssituationen gibt, dann kann es zu Problemen kommen."
Mehr Busse und Personal unrealistisch
Eine mögliche Lösung: mehr Busse zu den Stoßzeiten am Morgen und frühen Nachmittag. Das allerdings hält Monika Steffen vom Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) "aus sachlichen, logistischen und ökonomischen Gründen" für kaum praktikabel: "Es würde bedeuten, dass die Unternehmen nicht nur deutlich größere Fahrzeugreserven, sondern auch mehr Fahrpersonal vorhalten müssten, da weniger Schüler je Bus befördert werden könnten."
In Zeiten klammer Kassen und von Fachkräftemangel hält man eine Erhöhung der aktuellen Kapazitäten beim LBO daher nicht nur für unrealistisch, Steffen stellt auch eine eher düstere Prognose: "Ohne Stehplätze würde der öffentliche Nahverkehr mit Zug und Bus zusammenbrechen. In den Hauptverkehrszeiten müssten die benötigten Kapazitäten und das Fahrpersonal verdoppelt bis verdreifacht werden, was nicht nur aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen nicht möglich wäre. Die zusätzlichen personellen und fahrzeugseitigen Kapazitäten stehen objektiv nicht zur Verfügung."
"Elterntaxi" und Rad sind unsichere Alternativen
Rund 1,3 Millionen Schülerinnen und Schüler nutzen allein in Bayern den Bus oder die Bahn täglich: Trotz aller Überfüllung passiert verhältnismäßig wenig. Laut LBO entfallen nur rund sieben Prozent der Schulwegunfälle auf Bussen oder Bahnen. Ganz anders sieht die Statistik bei anderen Beförderungsmethoden aus: Fast die Hälfte aller Schulwegunfälle betreffen demnach Radfahrer (45 Prozent), auch Fußgänger (10 Prozent) und das berühmte "Elterntaxi" (12 Prozent) sind in mehr Unfälle verwickelt als der ÖPNV.
Tempolimit für Busse mit Stehplätzen
Bleibt das Problem mit den Stehplätzen. Die sind, rechtlich betrachtet, nicht zu beanstanden. Zwar gab es in Bayern schon 2014 eine Petition an den Landtag, um das zu ändern. Die wurde aber abgelehnt, auch weil der Landtag seinerzeit ein Gesetz hätte beschließen müssen, das die Kommunen finanziell deutlich höher belastet hätte. Heute kostet der Schülertransport in Bayern pro Kind im Schnitt rund 800 Euro jährlich.
Um die Sicherheit der stehenden Schulkinder zumindest ein Stück weit zu erhöhen, besteht für Busse daher ein spezielles Tempolimit: Sobald jemand im Bus stehen muss, weil nicht für jeden Fahrgast ein Sitzplatz verfügbar ist, darf der Busfahrer außerorts nur noch maximal 60 Kilometer pro Stunde fahren.
Dieser Artikel ist erstmals am 10. Juni 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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